Bayern 2

     

hör!spiel!art.mix John Cage: 45 Minuten für einen Sprecher

John Cage | Bild: picture-alliance/dpa

Freitag, 07.09.2012
21:03 bis 23:00 Uhr

BAYERN 2

45 Minuten für einen Sprecher
Von John Cage
Aus dem Amerikanischen von Ernst Jandl
Mit Ernst Jandl
Regie: Heinz von Cramer
NDR 1970
anschließend:
Thomas von Steinaecker
"I have nothing to say and I’m saying it"
Über John Cage
Mit Christian Wolff, Dieter Schnebel, Pierre Boulez, Laura Kuhn und Klaus Reichert
Regie: Norbert Lang
BR 2012

John Cage: 45 Minuten für einen Sprecher
Zu "45 Minuten für einen Sprecher" – einem "Vortrag mit Musik" – notierte Cage: "Bevor ich das Stück schrieb, komponierte ich 34.46.776 für zwei Pianisten. Die beiden Klavierparte hatten die gleiche numerische rhythmische Struktur, waren aber nicht mittels einer Partitur aneinander gebunden. Als ich 1954 ersucht wurde, bei Composers Concourse in London zu sprechen, entschloss ich mich, dafür einen Vortrag vorzubereiten und in ihm die gleiche rhythmische Struktur zu verwenden, um auf diese Weise das Spielen von Musik während der Rede zu ermöglichen. Die Klavierparte hatten zusätzlich Geräusche und Pfeiftöne erhalten. Auch für den Sprecher stellte ich eine Liste von Geräuschen und Gesten auf. Mittels Zufallsoperationen, welche bestimmten, wann welches Geräusch oder welche Geste auszuführen war, fügte ich sie dem Text bei".

John Cage (1912-92), Komponist, Dichter, bildender Künstler. Hörspiele und Werke der akustischen Kunst: "The City Wears a Slouch Hat" (Columbia 1942, Text: Kenneth Patchen)‚ "45Minutenfür einen Sprecher" (NDR 1970)‚ "James Joyce, Marcel Duchamp, Erik Satie: Ein Alphabet" (WDR 1982), "HMCIEX" (WDR/ICA Los Angeles 1984), "Muoyce" (WDR 1984)

im Anschluss:
Thomas von Steinaecker: "I have nothing to say and I’m saying it"
Über John Cage
Er komponierte ein Stück, das aus drei Sätzen Schweigen besteht, führte das Zufallsverfahren in die Musik ein, war einer der Vordenker der Fluxus-Bewegung und ein weltweit anerkannter Pilzexperte. Er sagte über sich selbst: "Ich habe nichts zu sagen. Und das sage ich. Und das ist die Art von Poesie, die wir brauchen." John Cage (1912-1992) gilt als einer der größten Neuerer der Musikgeschichte, darüber sind sich Kritiker wie Bewunderer einig. Sein Lehrer Arnold Schönberg prophezeite Cage in den 1930ern, er werde früher oder später als Komponist an eine Mauer gelangen, da er kein Gefühl für Harmonie besitze. Cages Reaktion: "Also entschied ich mich dafür, meinen Kopf gegen diese Mauer zu schlagen." Von Anfang an galt seine Vorliebe etwas, das man bis dahin kaum mit Musik in Verbindung brachte: dem Geräusch und der Ausschaltung des individuellen Ausdrucks. Beides erforschte er ein Leben lang: vom präparierten Klavier, dessen Klang er durch in die Saiten geklemmte Nägel und Scherben erweitert, über die Mikrofonierung von Kakteen, bis zu "4'33''" Tacet, in dem nicht nichts zu hören ist, sondern all das, was man in einem Konzert sonst nicht hört, weil Musik gespielt wird. Thomas von Steinaecker sprach mit vielen Weggefährten Cages über die bahnbrechenden Entwicklungen, die er bis zuletzt anstieß.