Bayern 2 - radioThema


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Gottfried Wilhelm Leibniz Die universelle unendliche Monade des Wissens

Seit 300 Jahren ist der Erfinder, Philosoph, Mathematiker, Diplomat und passionierte Briefeschreiber tot. Ein reiches Nachleben hat Gottfried Wilhelm Leibniz trotzdem - nicht nur als Namensgeber für große Preise und leckere Kekse!

Stand: 25.10.2016

"Ich habe zugleich so viel Neues in der Mathematik, so viele Gedanken in der Philosophie und die Kenntnis anderer literarischer Neuigkeiten, welche ich nicht umkommen lassen möchte, dass ich oft nicht weiß, was ich zuerst tun soll."

Gottfried Wilhelm Leibniz

Offenkundig hat sich das Multitalent Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716) dann doch immer zu etwas entschließen können, denn zustande gebracht hat er so einiges: 1667 veröffentlichte der studierte Philosoph und Jurist eine Abhandlung über die Reform des Rechtswesens. Er erfand das binäre Zahlensystem, die Grundlage unseres Computerzeitalters, und eine Maschine für die vier Grundrechenarten. Er sicherte sich mit seinen philosophischen Abhandlungen "Neue Versuche über den menschlichen Verstand" (1703), die "Theodizee" (1710) und die "Monadologie" (1714) den Ruf als größter - und umstrittenster - Metaphysiker der Neuzeit. Voltaire machte sich in "Candide" prominent lustig über Leibniz.

Leibniz mit Königin Sophie Charlotte im Gespräch

Aber an Anerkennung mangelte es dem Denker und Mathematiker sonst nicht: Seit 1669 Mitglied der Pariser "Academie des Sciences", seit 1673 Mitglied der Londoner "Royal Society". Leibniz bewegte schließlich Kurfürst Friedrich III. dazu, auch in Preußen eine nationale Akademie der Wissenschaften zu gründen und wurde ihr erster Präsident.

Ein Faible für Neuigkeit und Veränderungen

Leibniz' Welt wird heute als die der frühen Aufklärung beschrieben, wobei "Aufklärung" nicht etwa ein Programm war, sondern eine Bewegung, die durch das Zusammenwirken verschiedener geistiger, politischer und wirtschaftlicher Kräfte zustande kam, die alle so etwas wie einen Sensus und Faible für Veränderung hatten:

"Aufklärung startet an Universitäten, an Höfen - das ist wichtig zu betonen, weil Aufklärung sonst oft in eins gesetzt wird mit dem erwachenden Bürgertum -, in Städten, in Hamburg zum Beispiel und Berlin. An all diesen Orten kann man so etwas feststellen wie ein Neuigkeits-Gespür, ein Gespür dafür, dass sich was verändert und dass Veränderung gut ist, dass sie eine neue Ordnung gebiert."

 Steffen Martus im radioThema-Gespräch mit Niels Beintker

Aspekte des Universalgelehrten

Steffen Martus, Literaturwissenschaftler an der Humboldt Universität in Berlin und selbst Leibniz-Preisträger, gibt im Gespräch mit Niels Beintker einen Aufriss der Epoche der Aufklärung, in der Gottfried Wilhelm Leibniz kräftig mitmischte. Thomas Kernert erklärt, was es mit der "Besten aller Welten" in Leibniz' Theodizee auf sich hat und was nicht. Justina Schreiber schaut sich das bewegte Leben des Universalgelehrten an. Regina Stuber vom Leibniz-Archiv Hannover stellt den umfassenden Briefwechsel des Gelehrten vor, der 1.300 Briefpartnern insgesamt 20.000 Briefe schrieb, auf Französisch, Latein oder Deutsch. Und der Schriftsteller Jan Snela schließlich widmet sich den Monaden, den winzigen Bausteinen, aus denen nach Leibniz die Welt besteht.

radioThema

Die universelle unendliche Monade des Wissens 
Ein Leibniz-Bestiarium zur Feier des 300. Todestages des letzten Universalgelehrten deutscher Zunge

Von Niels Beintker und Martin Zeyn
mit Beiträgen von Thomas Kernert, Justina Schreiber und Jan Snela

Moderation: Niels Beintker
Technik: Roland Böhm/Daniela Röder
Regie: Martin Zeyn

Redaktion: Niels Beintker und Martin Zeyn

Donnerstag, 27. Oktober 2016 20:03 Uhr auf Bayern 2


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