EU-Agrarpolitik Entwicklung über die Jahrzehnte
Die Agrarpolitik auf europäischer Ebene war von Anfang an das verbindende Element in der Gemeinschaft. Die Gelder aus Brüssel sind bis heute eine wichtige finanzielle Stütze der Landwirtschaft und größter Posten im EU-Haushalt. Über die Jahrzehnte hat sich die Agrarpolitik aber stark gewandelt: Von der Sicherung der Nahrungsmittelversorgung über den Abbau der Überproduktion bis hin zum Versuch die Landwirtschaft grüner zu machen. Ein Überblick über die europäische Agrarpolitik.
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1958
Unterzeichnung der Römischen Verträge
1958
Günstige Lebensmittel für alle
Die sechs Gründerstaaten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, kurz EWG, unter ihnen die Bundesrepublik Deutschland, vereinbaren eine agrarwirtschaftliche Zusammenarbeit. Das Ziel: eine Steigerung der Produktivität und damit erschwingliche Lebensmittel für die Bevölkerung.
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1962
Schädlingsbekämpfung an Obstbäumen in Franken 1962
1962
Produktionsanreize für die Bauern
Die Gemeinsame Agrarpolitik, abgekürzt GAP, tritt in Kraft. Ein gemeinsamer Markt für Lebensmittel entsteht. Durch garantierte Preise für die Produkte sollen bei den Bauern Anreize zur Produktion geschaffen werden. Die Zuschüsse sollten den Landwirten ein ausreichendes Einkommen sichern. In den folgenden Jahren greift die Politik: Die Bauern produzieren deutlich mehr Nahrungsmittel, und in der EWG muss schon längst niemand mehr Hunger leiden. Doch am Horizont zeichnet sich schon das größte Problem der Agrarpolitik der kommenden Jahre ab: die Überproduktion.
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1968
Porträt von EU-Landwirtschaftskommissar Sicco Mansholt
1968
Der Mansholt-Plan
Auf den Feldern wird längst genug produziert. Das Problem der garantierten Preise für die Bauern: Die Produktion ist von der Nachfrage entkoppelt. Je mehr ein Bauer produziert, desto mehr Geld verdient er. Das lässt die Subventionen in die Höhe schnellen. Überliefert ist deshalb der Warnruf des Landwirtschaftskommissars Sicco Mansholt: "Wenn wir jetzt nichts tun, fließt uns spätestens 1970 die Butter auf die Straße." Mansholt legt einen Plan vor: Geld soll es nur noch für konkurrenzfähige, große Betriebe geben. Außerdem soll die Zahl der Beschäftigten in der Landwirtschaft stark sinken.
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1972
Bauernproteste 1971 in Brüssel
1972
Wütende Proteste der Bauern
Die europäischen Landwirte protestieren, weil sie durch den 1968 angestoßenen Mansholt-Plan um ihre Kleinbetriebe fürchten. Der Protest ist letztlich ein Grund dafür, dass der Mansholt-Plan praktisch beerdigt wird. Die Subventionen sind weiter auf einem hohen Niveau.
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1984
Butterberg mit Weihnachtsbutter 1984
1984
Butterberge, Milchseen und so viele Subventionen wie nie
Die Überproduktion hat längst zu den sprichwörtlich gewordenen Butterbergen und Milchseen geführt. Nun gibt es ein erstes Gegenlenken: Die Einführung eines Quotensystems soll die Milcherzeugung begrenzen.
Gleichzeitig führt die Preisstützung zu einem Allzeithoch der Zuschüsse für die Bauern: 72 Prozent des gesamten EU-Haushalts werden für die Landwirtschaft ausgegeben. Seitdem geht der Anteil aber stetig zurück, auf zuletzt 42 Prozent im Jahr 2013. -
1992
Ackerfläche in Oberbayern aus der Luft
1992
Weg von der Preisstützung
Die Landwirtschaft in Europa soll durch die MacSharry-Reform wettbewerbsfähiger werden. Aus diesem Grund werden die Stützungspreise verringert und ein Paradigmenwechsel eingeläutet: Die Zuschüsse aus Brüssel hängen nicht mehr allein von der Produktionsmenge ab. Stattdessen gibt es nun finanzielle Direkthilfen für die Landwirte. Die Bauern bekommen beispielsweise für ihre Anbauflächen oder Anzahl an Tieren Geld, unabhängig davon, wie hoch der Ertrag ist. Außerdem werden erstmals Umweltprämien für ökologisches und nachhaltiges Wirtschaften eingeführt.
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1999
Gasthof auf dem Dorf
1999
Agenda 2000 – Den ländlichen Raum stärken
Mit Blick auf die EU-Osterweiterung wird die Agenda 2000 verabschiedet. Garantierte Preise werden weiter gesenkt und durch direkte Beihilfen an die Bauern abgefedert. Außerdem wird die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Förderung des ländlichen Raumes zum zweiten Standbein der Gemeinsamen Agrarpolitik. Geld gibt es zum Beispiel für die Dorfentwicklung. Damit profitieren nicht mehr nur Landwirte von den EU-Geldern.
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2003
Großes Rapsfeld
2003
Einführung der Flächenprämien
Die Beihilfen für die Bauern werden vollständig von der Produktion entkoppelt. Wie viel Geld jeder Betrieb bekommt, hängt nun von der Größe der bewirtschafteten Fläche ab.
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2007
Polnische Bauern
2007
EU-Osterweiterung: Doppelt so viele Bauern in der Union
2004 wird die EU um zehn osteuropäische Staaten erweitert. 2007 ist die Erweiterung mit Rumänien und Bulgarien vorerst abgeschlossen. Insgesamt ist die EU damit um zwölf Mitgliedsstaaten gewachsen, die landwirtschaftliche Erwerbsbevölkerung in der Gemeinschaft hat sich verdoppelt.
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2009
Bauer am Melkstand
2009
Reiche Bauern? Arme Bauern?
Trotz EU-Beihilfen ist der Beruf des Landwirts vergleichsweise schlecht bezahlt. Das Einkommen eines Bauern sinkt auf 33 Prozent von dem, was ein Arbeiter im EU-Durchschnitt verdient; das bisher niedrigste gemessene Niveau. Rentabel sind vor allem die großen Betriebe. Die Attraktivität des Berufes nimmt vor allem für viele kleine Bauern deshalb weiter ab. Zwischen 1991 und 2010 hat sich die Zahl der Höfe in Deutschland halbiert: von rund 540.000 auf 270.000 Betriebe. Und das obwohl im gleichen Zeitraum die EU, der Bund und die Länder 200 Milliarden Euro an die Bauern bezahlt haben.
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2010
Mähdrescher laden Soja ab
2010
Die europäische Landwirtschaft als Global Player
Die Landwirtschaft in Europa ist längst ein großer Akteur auf dem Weltmarkt geworden. Landwirtschaftliche Produkte im Wert von 62 Milliarden Euro verkaufen Europas Bauern im Jahr 2010 in alle Welt. Gleichzeitig wird aber auch weltweit eingekauft. Der Import beläuft sich auf knapp 100 Milliarden Euro. Die Hälfte der Importe kommt aus Mittel- und Südamerika. Dort wird zu einem großen Teil Futter für die Tiere in den heimischen Ställen eingekauft - mit gravierenden Folgen für die Umwelt in den Herkunftsländern.
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2014
Kleiner Bauernhof mit Misthaufen davor
2014
Kleine Höfe stärken, die Landwirtschaft grüner machen
Die bislang letzte Agrarreform tritt in Kraft. Insgesamt steht weniger Geld für die Landwirtschaft zur Verfügung. Das Prinzip der Flächenprämie wird beibehalten. In Deutschland bekommen aber kleine Höfe im Verhältnis mehr Geld pro Hektar als große Betriebe. Neu ist das Greening: Ein Drittel der Direktzahlungen ist an Umweltauflagen gekoppelt. Viele Bauern fürchteten, dass sie einige ihrer Flächen stilllegen müssen, um die Greening-Auflagen zu erfüllen. Doch nun sind sogar der Anbau von Zwischenfrüchten und das Ausbringen von Dünger und Pestiziden auf Äckern mit Hülsenfrüchten erlaubt.