Bayern 2

     

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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Bayerische Militärforschung

Die Unis in Bayern sollen nicht nur für zivile Zwecke forschen, sondern auch für die Bundeswehr. Im besten Fall kommt dann eine Handkarre mit einer dampfbetriebenen Kochstelle heraus. Die hatte allerdings ein Apotheker als Patent angemeldet. Bekannt unter dem Namen „Gulaschkanone“. Eine Glosse von Helmut Schleich

Von: Helmut Schleich

Stand: 19.04.2024

Na wer sagt’s denn? Schon wieder eine neue Idee aus Bayern. Die Unis sollen in Zukunft enger mit der Bundeswehr zusammenarbeiten und im Zweifelsfall auch dazu verpflichtet werden können. Eine Beschränkung der Forschung auf zivile Zwecke soll unzulässig sein.

Jetzt beruht ja zunächst einmal eine Zusammenarbeit immer auf Gegenseitigkeit. Wie die Bundeswehr von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen profitieren könnte, ist dabei soweit vorstellbar. Aber was sollen die Unis von der Bundeswehr haben? Die Truppe ist marode. Das ist eine berittenen Gebirgsmarine zu Fuß, das sind Bogenschützen, die das Knallen nicht vertragen können. Die einzig funktionierende Blendgranate ist der Verteidigungsminister. Gut, das Konzept „Sondervermögen“, das könnte für die Hochschulen interessant sein, des Geldes wegen, aber sonst?

Sofern die nationale Sicherheit gefährdet ist, sollen Unis sogar verpflichtet werden können, Forschungsaufträge der Bundeswehr anzunehmen. Und zwar vom bayerischen Wissenschaftsministerium. Klingt schneidig, dennoch würde ich gerne genauer erklärt bekommen, was das konkret heißen soll. Nehmen wir einmal an, der Russe stünde vor der Türe, gemeinsam mit dem Chinesen. Ich glaube es nicht, aber nehmen wir mal an, dass die nationale Sicherheit in dieser Form bedroht wäre. Was passiert dann? Kommt dann die Bundeswehr zur TU München und verlangt Unterstützung, worauf die Unileitung die Truppe ans bayerische Armeemuseum in Ingolstadt verweist? Daraufhin dreht der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume - Eiskunstläufer der er ist - erzürnt eine Pirouette und erklärt die TU zur neuen bayerischen Kriegsakademie!? Nein. So wird das natürlich nicht laufen.

Verteidigungsminister wird der Präsident des bayerischen Jagdverbandes

Wenngleich es durchaus bemerkenswert ist, dass das bayerische Wissenschaftsministerium in Zukunft offenbar eine Art militärischer Kompetenz erhalten soll, in dem es über Fragen der nationalen Sicherheit entscheiden kann. Wieso macht man da halbe Sachen? Warum nicht gleich ein bayerisches Verteidigungsministerium? Verteidigungsminister wird der Präsident des bayerischen Jagdverbandes, das ist prima, der Ernst Weidenbusch freut sich immer über einen Job und Jagdwaffen hätte er auch.

Außerdem ist das ausgleichende Gerechtigkeit. Bayern sichert Berlin via Länderfinanzausgleich die Existenz, da muss im Gegenzug ein bayerischer Verteidigungsminister drin sein. Schließlich ist Bayern DER Top- Rüstungsstandort in Deutschland. Das ist Bayerns Beitrag zur Zeitenwende. Kein Wunder, dass sich keine einzige bayerische Universität eine Zivilklausel auferlegt hat. Die arbeiten nicht mit dem Militär zusammen, die leben vom Militär.

Ein Politikwissenschaftler der Bundeswehr-Uni in Neubiberg hat das im BR-Fernsehen auf den Punkt gebracht. Im Verteidigungsfall würde eh andere Regeln gelten, aber den Zwang zur Zusammenarbeit jetzt auszuschließen, das halte er für lächerlich.

Halt: „Jetzt“ hat er nicht allein gesagt. „In diesen Vorkriegszeiten in denen wir leben“ hat er gesagt.

Eben alles eine Frage der Perspektive.


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