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US-Wahlkampf Leakten russische Hacker Demokraten-Mails?

Für die Enthüllungsplattform Wikileaks war es ein neuer Coup. Für die Parteiführung der US-Demokraten dagegen war die Veröffentlichung von 20.000 internen E-Mails so unmittelbar vor der Parteiversammlung in Philadelphia ein peinliches Desaster. Parteichefin Debbie Wasserman-Schultz musste nach wütenden Protesten der Sanders-Anhänger zurücktreten. Nicht nur das Wahlkampf-Team von Hillary Clinton vermutet nun, dass Hacker im Auftrag der russischen Regierung dahinter stecken.

Von: Martin Ganslmeier

Stand: 26.07.2016

Cyber-Dschihad | Bild: picture-alliance/dpa

Der Wahlkampf-Manager von Hillary Clinton, Robby Mook, ist überzeugt: Für den Datenklau im Hauptquartier der Demokratischen Partei und die anschließende Weitergabe der internen Mails an Wikileaks seien Hacker im Auftrag der russischen Regierung verantwortlich. Mehrere, von der Demokratischen Partei beauftragte Unternehmen für Cyber-Sicherheit hätten deutliche Hinweise darauf:

"Sie glauben, dass staatliche Stellen in Russland hinter dem Datenklau stecken und dass diese die Mails dann Hackern zugespielt haben, um damit Donald Trump zu helfen."

Robby Mock

Heftige Vorwürfe Richtung Moskau

Ein heftiger Vorwurf von Clintons Wahlkampf-Manager. Putin und die von seiner Regierung beauftragen Cyber-Krieger wollten den Präsidentschaftswahlkampf in den USA beeinflussen, ist sich Robby Mook sicher:

"Das ist kein Zufall, dass die Mails am Vorabend unseres Parteitages veröffentlicht wurden. Das ist beunruhigend."

Robby Mock

Mook steht mit seinem Verdacht nicht allein. Mehrere Experten für Sicherheit im Internet betonten, schon nach Bekanntwerden des Datenklaus im Hauptquartier der Demokraten im April hätten alle Indizien für einen Hackerangriff aus Russland gesprochen. Nach einem Bericht der "New York Times" soll die Spur zum russischen Militärgeheimdienst führen. Auch in Europa hätten die russischen Hacker schon Daten geklaut, sagte der Sicherheitsexperte am King's College in London, Thomas Rid, im Sender PBS:

"Das ist die gleiche Einheit, die im Mai 2015 in das Netzwerk des Deutschen Bundestages eingedrungen ist."

Thomas Rid

Die US-Regierung hält sich mit Stellungnahmen noch zurück. Zunächst wolle man die Ermittlungen der Bundespolizei FBI abwarten, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest. Dass Russlands Präsident Putin mit Hackern in den US-Wahlkampf eingreife, um Donald Trump zum Sieg zu verhelfen - diesen Vorwurf hält Trumps Wahlkampf-Manager Paul Manafort für "absurd":

"Das ist ein reines Ablenkungsmanöver der Clinton-Kampagne. Die wollen nur nicht darüber reden, was in den E-Mails steht."

Paul Manafort

Allerdings verfügt Trumps Wahlkampf-Manager über gute Kontakte nach Russland. Paul Manafort beriet früher mehrere russische Oligarchen sowie den früheren Ministerpräsidenten der Ukraine, Wiktor Janukowytsch. Auch Donald Trump hat immer wieder betont, er werde mit Putin und Russland sehr gut klar kommen. Putin sei ein starker Führer. Putin wiederrum hat Hillary Clinton stets vorgeworfen, sie habe mit ihrer Kritik am Ablauf der russischen Parlamentswahl 2011 bewusst Proteste von Oppositionsgruppen in Russland provoziert.

FBI soll aufklären

Ob tatsächlich Hacker im Auftrag der russischen Regierung den Parteitag der Demokraten torpedieren und Hillary Clinton schaden wollten, das muss nun das FBI klären. Doch schon jetzt hat die Wikileaks-Veröffentlichung den Auftakt des Parteitages in Philadelphia überschattet. Zu offensichtlich ging aus den Mails hervor, dass die Parteiführung Clinton gegenüber Sanders bevorzugte. Die Parteivorsitzende Debbie Wasserman Schultz musste nach heftigen Protesten der Sanders-Delegierten zurücktreten. Und die Parteiführung entschuldigte sich bei Bernie Sanders.


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podemus, Dienstag, 26.Juli 2016, 21:13 Uhr

1. Hacker

Wieso immer die Russen - könnte es nicht auch sein, dass es auch noch ander Interessenten gibt, welche diese Intrigen in den eigenenReihen satt haben.