19

Abgasaffäre Volkswagen-Aktie bricht stark ein

Nach den jüngsten Manipulationsvorwürfen ist die Aktie heute stark eingebrochen. Das Wertpapier sank an der Frankfurter Börse zum Handelsstart um mehr als zehn Prozent. Sigmar Gabriel sieht das Image der deutschen Wirtschaft nicht angeknackst.

Stand: 04.11.2015

Volkswagen | Bild: Reuters (RNSP)

Mit einem dramatischen Kursverfall hat die VW-Aktie auf das gestrige Geständnis zu CO2-Manipulationen reagiert: Nach einem Kursverlust von über 10 Prozent sank das Wertpapier unter die 100-Euro-Marke. Im Frühjahr war eine Aktie noch mehr als 250 Euro wert.

Sigmar Gabriel: "Keine Gefahr für Gütesiegel 'Made in Germany'"

Das Image der deutschen Wirtschaft ist nach Einschätzung von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) nicht angeknackst. Gabriel sagte am Mittag bei einer Pressekonferenz, dass über hundert Jahre Erfahrung mit Qualität aus Deutschland die neuesten Entwicklungen im VW-Skandal überstehen würden. Die neue Fraktionschefin der Linken, Sara Wagenknecht, sieht das anders: Ihrer Ansicht nach schädigt der Skandal das Grundvertrauen in die deutsche Wirtschaft.

Bei internen Untersuchungen wurde festgestellt, dass es bei der Bestimmung des CO2-Wertes zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Bis zu 800.000 Fahrzeuge des gesamten Volkswagen-Konzerns könnten davon betroffen sein. Das hat auch finanzielle Konsequenzen, die der Konzern zunächst auf rund zwei Milliarden Euro schätzt. In einer Erklärung bekräftigte Volkswagen, dass der neue Vorstand selbst und unverzüglich mit den zuständigen Zulassungsbehörden über die Konsequenzen dieser Feststellungen in Kontakt tritt.

Porsche setzt Verkauf von Cayenne in Nordamerika aus

Damit versucht der Konzern, möglichst umfangreich die nun aufgetretenen Probleme zu erläutern und mit den Behörden zu diskutieren. Damit will man erneut versuchen, Vertrauen zurückzugewinnen. Allerdings ist die Nachricht heute bereits der zweite Rückschlag, nachdem bereits am Montag die US-Umweltschutzbehörde EPA Unregelmäßigkeiten bei 3.0 Liter Motoren des VW-Konzerns festgestellt hatte. Als Redaktion auf die jüngsten Vorwürfe setzt Porsche den Verkauf von Dieselmotoren des Geländewagens Cayenne in Nordamerika aus.

Klärungsbedarf - ohne Ende

Im Rahmen der gerade laufenden Überprüfungen aller Prozesse und Abläufe bei Dieselmotoren sei aufgefallen, dass bei der CO2-Zertifizierung einiger Fahrzeugmodelle zu niedrige CO2- und damit auch Verbrauchsangaben festgelegt wurden. Betroffen sind ganz überwiegend Fahrzeuge mit Dieselmotoren. Auch das lässt die Vermutung zu, dass sich der Skandal um manipulierte Werte weiter ausweitet. Denn mit "überwiegend" könnte der VW-Konzern erstmals auch andere Motoren als Problem identifiziert haben.

"Ich habe mich von Anfang an dafür eingesetzt, dass wir die Geschehnisse schonungslos und vollständig aufklären. Dabei machen wir vor nichts und niemandem Halt. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber er ist für uns ohne Alternative. Für uns zählt einzig und allein die Wahrheit. Das ist die Voraussetzung für die grundlegende Neuausrichtung, die Volkswagen braucht. Der Vorstand der Volkswagen AG bedauert zutiefst den festgestellten Sachverhalt und betont, dass der eingeschlagene Weg der Aufklärung und Transparenz konsequent weitergegangen wird."

Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG


19

Kommentieren

Agan, Mittwoch, 04.November 2015, 09:51 Uhr

5. Wahrheit

Vorstandsvorsitzender Müller: " Für uns zählt einzig und allein die Wahrheit.". Schön, dass er in der jetzigen Situation noch Witze erzählen kann.

Artus, Mittwoch, 04.November 2015, 04:55 Uhr

4. Warum brauchen wir TTIP

VW und die anderen Konzerne brauchen endlich TTIP, damit sie legal bescheißen dürfen.

  • Antwort von derBÖSEwolf, Mittwoch, 04.November, 07:37 Uhr

    der ist gut.... richtig gut :)

    ich hoffe nur, das auch der herr winterkorn mit seinem privatvermögen mit haftet.....

  • Antwort von Münchner1977, Mittwoch, 04.November, 07:50 Uhr

    Ja, und der Bürger, respektive die Steuerzahler und Konsumenten sind die Dummen.
    Gewinne werden privatisiert und Verluste verstaatlicht. Dazu kommt dann noch, das "unsere" Stadtwerke, Wasserwerke oder wie auch immer privatisiert werden müssen, weil es könnten ja einem Dritten Gewinne durch die Lappen gehen. Ist die Zitrone dann ausgequetscht, überlässt man es dann wieder dem Insolvenzverwalter "Steuerzahler" die entsprechenden Verluste zu begleichen.
    Unterm Strich geht es überall nur um´s Geld. Der Mensch zählt nichts. Vorallem die nicht, die für das ganze System aufkommen. Die "Oberen" bekommen alle den Hals nicht mehr voll, wogegen vorallem alle im "Dienstleistungsbereich" am besten noch Geld mitbringen sollen.

John R., Dienstag, 03.November 2015, 22:55 Uhr

3. Kurios: "VW räumt weitere "Unregelmäßigkeiten" ein"

Das sind KEINE Unregelmäßigkeiten.
Das ist BETRUG!
@ Wolfgang Höra
Gebe ihnen Recht
Aber:
Ich wünsche mir, dass die wirklichen Täter zur Verantwortung gezogen werden."

Auch die Anstifter und Auftragsgeber gehören auch zur Verantwortung gezogen und nicht wie üblich mit Millionen - Abfindungen belohnt.

Wolfgang Höra, Dienstag, 03.November 2015, 20:55 Uhr

2. Abgasaffäre

Hätte VW die jetzt entstehenden Kosten und Verluste in die Entwicklung von alternativen Antrieben benutzt, währen Sie heute mit Abstand Weltmarktführer
in dieser Technik. Meiner Meinung nach müsste VW alle in den letzten Jahren zu bezogenen stattlichen Zuschüsse zurückbezahlen.
Die Handlungsweise der Verantwortlichen von VW lässt größte kriminelle Energie erkennen.
Ich wünsche mir, dass die wirklichen Täter zur Verantwortung gezogen werden.

Niederbayer, Dienstag, 03.November 2015, 20:38 Uhr

1. Abgas

Hallo,
verstehe nur nicht warum das bei VW nur so ist. Auch BMW und Mercedes kochen doch nur mit Wasser. Oder kommen die später dran. Erreichen den auch die Amikisten mit den riesigen Hubräumen diese Werte. Oder will Der aus dem Westen die deutsche Wirtschaft damit schädigen und der Andere aus dem Osten mit seinen unüberlegtem und wahnsinnigen Handeln uns lähmen. Mir scheint als ist das alles ausgemacht zwischen zwei Mächten. Jetzt fehlt nur noch der Krieg auf Europa und dann kann man sich den Kuchen teilen.
Ich hoffe, daß ich mich irre. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
Kommentar-Richtlinien bearbeitet.

  • Antwort von Oliver S., Mittwoch, 04.November, 09:08 Uhr

    Bzgl. "Dem" aus dem Weten und "Dem" aus dem Osten irren Sie sich. Dem aktuellen Skandal liegt m.E. etwas ganz banales zugrunde:

    Seit vielen Jahren wird doch auch schon bei uns kritisiert, dass die Verbrauchswerte und damit auch der Schadstoffausstoß unter Laborbedingungen ermittelt werden. D.h. ideale Motortemperatur, ideale Prüfbedingungen und - soweit ich weiß - sogar unter Verwendung von Testsprit. Nur logisch ist, dass man dazu den Motor auch in bestimmten Betriebsmodi betreibt. Auch seit Jahren wird gefordert, dass diese Prüfungen unter realen Bedingungen erfolgen sollen. Nichts ist passiert diesbezüglich. Niemand greift in Deutschland schließlich die Autoindustrie an.

    In den USA hat jetzt eben jemand nachgemessen und anders als unsererer Regierung sind denen die Konsequenzen für unsere Automobilindustrie völlig egal. Und ein Vorteil für deren Autoindustrie ist auch noch inclusive. Und weitere deutsche Autohersteller und Motoren werden folgen ...