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Türkei-Erklärung im EU-Parlament "Beitritts-Verhandlungen einfrieren"

Die Pressefreiheit: abgeschafft. Die Todesstrafe: könnte bald wieder eingeführt werden. Angesichts solcher Meldungen sieht das EU-Parlament derzeit keine Grundlage mehr für einen EU-Beitritt der Türkei. Entsprechend klar die Türkei-Erklärung des Parlaments.

Von: Kai Küstner

Stand: 23.11.2016

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan | Bild: picture-alliance/dpa

Der genaue Wortlaut ihrer Türkei-Erklärung war bislang noch offen – jetzt haben sich die großen Fraktionen im EU-Parlament auf einen gemeinsamen Text geeinigt: Darin findet sich die Forderung nach einem „zeitweisen Einfrieren der laufenden Beitritts-Verhandlungen mit der Türkei“, wie es wörtlich in dem Papier heißt. Abgestimmt wird über den Antrag im EU-Parlament morgen. Eine breite Mehrheit gilt als sicher.

Eine Pause, kein Ende

Das EU-Parlament

Damit ruft das EU-Parlament also dazu auf, bei den Beitritts-Verhandlungen mit der Türkei eine Pause einzulegen. Es fordert nicht, diese ein für allemal zu beenden. Die Parlamentarier sagen zu, ihre Position zu überdenken, sollte der Ausnahme-Zustand in der Türkei aufgehoben werden. Trotzdem gilt der Aufruf als heikel: Kritiker warnen, bei einem Einfrieren der Gespräche, drohe die EU den letzten Rest an Einfluss auf Präsident Erdogan verlieren.

Anzeichen dafür, dass die EU-Kommission oder die Mitgliedstaaten der Forderung der Abgeordneten nachkommen, gibt es bislang nicht. Beschließen kann nämlich das EU-Parlament das Auf-Eis-Legen der Türkei-Gespräche nicht. Es kann also allenfalls mit der Forderung danach ein Zeichen setzen.

Erdogan ist es egal

Recep Tayyip Erdogan

Die EU-Außenbeauftragte Mogherini stellte gestern in Straßburg noch einmal klar, dass aus ihrer Sicht beide Seiten, die EU und die Türkei, verlieren würden, wenn der Beitritts-Prozess an sein Ende komme. Und die EU-Einzelstaaten hatten in ihrer gemeinsamen Erklärung unlängst zwar die Vorgänge in der Türkei scharf kritisiert, aber keine konkrete Drohung an die Adresse Ankaras ausgesprochen.

Der türkische Präsident Erdogan hatte klargestellt, dass er der bevorstehenden Abstimmung im EU-Parlament keinerlei Bedeutung beimesse.

Bei all dem ist eine rote Linie von Seiten der EU gezogen: Führt Ankara die Todesstrafe wieder ein, wären die Beitritts-Gespräche beendet. Daran wird auch in der Erklärung, die nun im EU-Parlament zur Abstimmung steht, noch einmal erinnert.


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Otto, Mittwoch, 23.November 2016, 21:03 Uhr

10. Was lese ich da?

Merkel einfrieren?

Erich, Mittwoch, 23.November 2016, 20:50 Uhr

9. Erdogan hat die IS unterstützt!

Merkel hat mit ihrem Flüchtlingsdeal, ganz Europa an Erdogan ausgeliefert! Das ist Tatsache und Fakt! So eine Kanzlerin, ist nicht meine!

Thomas, Mittwoch, 23.November 2016, 15:24 Uhr

8. Die EU hat keinen Einfluss auf Herrn Erdogan

und das müsste mittlerweile auch dem / der letzten MEP in der letzten Reihe des EP klar sein. Herr Erdogan lacht bestenfalls noch darüber und seine Tiraden aus jüngster Zeit belegen nur wie gering er die EU eigentlich schätzt. So lange er an der Macht ist, kann es keinen EU Beitritt der Türkei geben und so wie er rücksichtslos seine Macht zementiert könnte man auch gleich die Beitrittsverhandlungen ein für alle Mal einfach beenden und damit, ihm und seinen Anhängern gegenüber, ein klares Zeichen setzen. Eine Erdogan Türkei passt nie und nimmer in eine EU, sie passt eher in das post-Zaristische oder post-Stalinistische Reich des Vlad Putin.

Europa sollte sich von seinen Illusionen mit der Türkei endgültig verabschieden. Herr Erdogan könnte, wenn überhaupt, nur von seinen eigenen (nicht-AKP-) Landsleuten in der Türkei gestürzt werden. Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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Truderinger, Mittwoch, 23.November 2016, 14:25 Uhr

7.

Für Autokraten ist in der EU kein Platz! Man sollte eher darüber nachdenken, Orbans Ungarn auszuschließen als Erdogans Türkei aufzunehmen und das aus exakt denselben Gründen.

  • Antwort von thorie, Mittwoch, 23.November, 14:43 Uhr

    erklär mal den begriff "autokrat"

  • Antwort von thorie, Mittwoch, 23.November, 15:01 Uhr

    erklärung lt wiki :
    Als Autokratie (altgr. ??????????? autokráteia ‚Selbstherrschaft‘, von ????? autós ‚selbst‘ und ??????? krateín ‚herrschen‘) wird in der Politikwissenschaft eine Herrschaftsform bezeichnet, in der eine Einzelperson oder Personengruppe unkontrolliert politische Macht ausübt

    das, und genau das war das "wir schaffen das" ---ok nachträglich abgenickt durch die gefolgschaft....

    ok--- du hast recht D raus aus "europa"

thorie, Mittwoch, 23.November 2016, 14:15 Uhr

6. wird das wieder ne erklärung...

für die dann reihenweise politiker wieder in die türkei reisen, um erdogan zu sagen, das das ja (wie bei der BT-resulution) alles gar net so gemeint ist?