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Turbulenzen in China Polizei vertreibt Seehofer

Zwischenfall in Peking: Die chinesische Polizei hat den ersten Reisetermin von Ministerpräsident Seehofer platzen lassen. Sie verhinderte dessen Interview mit dem Bayerischen Fernsehen - und zwang die Delegation zum Ortswechsel.

Stand: 19.11.2014

Seehofer in China | Bild: dpa-Bildfunk

Ein deutscher Landespolitiker fährt nach China, um die Wirtschaftsbeziehungen voranzutreiben. Eigentlich Routine. Doch der Auftakt der Reise von Bayerns Regierungschefs Horst Seehofer (CSU) geriet ziemlich turbulent.

Strenge Polizisten

Seehofer wollte mit seiner Delegation und den mitreisenden Journalisten das Tor des Himmlischen Friedens besichtigen. Als er ein paar Sätze in die Kameras sagen wollte, griff die chinesische Polizei ein: Mit lauten Rufen forderten mehrere herbeieilende Polizisten, das Interview sofort abzubrechen.

Begründung: Die Kameraleute hätten keine Genehmigung für Tonaufnahmen und außerdem die Maximaldrehzeit von zwei Minuten überschritten. Einige schaulustige Chinesen kamen hinzu, einer filmte die Szene mit dem Smartphone - was Chinas Polizei ebenso wenig lustig fand wie den Dreh der Fernsehleute. Sie nahmen dem Mann das Handy ab.

Einschätzung von BR-Reporterin Kirsten Girschick

"Das Ganze beruht auf einem Missverständnis mit der Drehgenehmigung, bei der ein Interview auf dem Platz des Himmlischen Friedens nicht mitbeantragt war. Es geht nicht gegen Seehofer. An der gleichen Stelle hatte der niedersächsische Ministerpräsident Weil vergangene Woche ungehindert ein Statement abgegeben. Der Vorfall zeigt aber, wie nervös die chinesischen Sicherheitskräfte auf dem Platz des Himmlischen Friedens sind. Es ist ein Zwischenfall, der aber keine diplomatischen Verwicklungen nach sich ziehen sollte."

Passrückgabe und Interview an anderer Stelle

Seehofer und die Journalisten kamen der Aufforderung nach einem Interview-Abbruch nicht sofort nach, Vertreter der Deutschen Botschaft versuchten eilig zu vermitteln. Schließlich aber beendete Seehofer den Termin doch vorzeitig. Er rief seine Delegation doch dazu auf, das Gelände zu verlassen. Auch die Polizisten verschwanden - nicht ohne aber einem Kameramann seinen zuvor einkassierten Pass zurückzugeben. Seehofer gab sein TV-Statement schließlich ein paar hundert Meter weiter ab; außer Sichtweite der Bevölkerung im Innenhof des nahe gelegenen Kulturpalasts des arbeitenden Volks.

Das Tor des Himmlischen Friedens mit dem weltbekannten Mao-Porträt über dem Eingang ist einer der am schärfsten bewachten Orte Chinas. Vor einem Jahr hatte es dort einen Anschlag uigurischer Separatisten gegeben, bei dem fünf Menschen starben.

Wirtschaft im Fokus

Hauptziel der Seehofer-Reise ist es, die chinesisch-bayerischen Wirtschaftsbeziehungen zu fördern. In Peking und in der südchinesischen Provinz Guangdong will er in den nächsten Tagen Politiker der Regierung sowie Vertreter der Kommunistischen Partei treffen und sich unter anderem ein Audi-Werk anschauen. Ob Seehofer die schwierige Menschenrechtslage in dem Land anspricht, ist noch unklar. China ist das Land mit den weltweit meisten Hinrichtungen, geht repressiv gegen Regierungsgegner vor und zensiert die Presse. Erst gestern hat das Land zudem seine massive Internetblockade auf Tausende weiterer Internetseiten ausgeweitet.


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seibel, Freitag, 21.November 2014, 22:13 Uhr

30.

Um die chinesische Kultur besser zu verstehen muss man sich die Geschichte Chinas verständlich machen. (...) Dieser Kommentar wurde von der BR-Redaktion entsprechend unseren
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N.Neuner, Donnerstag, 20.November 2014, 15:26 Uhr

29.

Schade das er in Bayern noch reden darf!!!!!!!! Ich fordere den Rücktritt von H. Seehofer!

Heizölrückstoßabdämpfung, Donnerstag, 20.November 2014, 10:25 Uhr

28. Köstlich!

Ich freu mich jetzt schon auf den nächsten Nockherberg, das wird sicher der Running Gag :)

kpfritz, Donnerstag, 20.November 2014, 09:44 Uhr

27. Provinzfürst

Sicherlich zeugt das Verhalten der chinesischen Polizei, das Meinungsfreiheit und Demokratie in China Fremdworte sind. Aber der Vorfall hatte doch sein "Gutes": Der "Möchte-gern-König" von Bayern wird auf das zurückgeschrumpft, was er gerne verdrängt: ein vollmundiger, unbedeutender Provinzfürst, der nur deshalb seinen Mund soweit aufreißen kann, weil seine pölitischen "Freunde" ihn nicht dahin zurückschicken, wo er hingehört: In die bayrische Provinz der "Freistaates"

  • Antwort von Don.Corleone, Donnerstag, 20.November, 11:29 Uhr

    @-kpfritz :

    Genauso ist es ..
    China hat dem "horst" aufgezeigt , wo es langgeht, richtig so, da hat d. horst mal endldich so richtig einen v.d. "Koffer" gekriegt.
    Warum das in Bayern Nicht geschieht, b.d. Amigos u. Familien-skandalen ist u.bleibt mir ein Rätsel .....,
    wie kann man diese Partei csu überhaupt nocht wählen , .
    die Steuerverbrecher zu ihren Besten Freunden zählt..... u.von Strauß bis heute in Finanzskandale verwickelt sind ,
    die in d. Milliraden geht, wer trocknet d. bayerischen Polit-sumpf aus ?
    Die AFD ?

lyrisches Ich, Donnerstag, 20.November 2014, 00:56 Uhr

26. Sapperlott!

Kuriose Anekdote.
Im Sinne des politischen Friedens und der Menschenrechte (Stichwort Totalüberwachung, Maut...) sollten wir uns in Deutschland ein Beispiel hieran nehmen.