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Theater in Augsburg TÜV: "Schließung war zwingend notwendig"

Der TÜV Süd hält die Schließung des sanierungsbedürftigen Theaters in Augsburg für zwingend. Wie die Stadt nun mitteilte, kamen die Prüfer nach einer dreistündigen Vor-Ort-Begutachtung zu diesem Schluss.

Von: Annemarie Ruf

Stand: 19.08.2016

Das Stadttheater Augsburg | Bild: Karl-Josef Hildenbrand dpa/lby

Die Prüfer bestätigten, dass ein Verschluss der Löcher in der abgehängten Decke nicht ausreichend wäre und dass wegen der großen Anzahl der Lüftungsöffnungen in der Rohdecke mit Rauch im Zuschauerraum und somit einer Personengefährdung zu rechnen sei. Weiterhin wäre der Einbau von Rauchgasventilatoren für den Zwischendeckenbereich als Sofort-Maßnahme unmöglich. Als Schlussfolgerung hält der TÜV Süd fest:

"Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind zusammenfassend aus Sicht von TÜV Süd nicht dazu geeignet, die festgestellte erhebliche Gefahr zu reduzieren. ... Angesichts fehlender Alternativen beurteilt TÜV Süd die Entscheidung, eine Nutzungsuntersagung auszusprechen, auch als zwingend."

TÜV Süd

OB Gribl wehrt sich

Die Begründung der Bauaufsichtsbehörde für eine vorzeitige Schließung sei nach der Ortsbegehung durchaus nachvollziehbar und sachgerecht, so der TÜV Süd.

Oberbürgermeister Kurt Gribl betonte, die Schließung sei zum Schutz von Menschenleben notwendig und geboten. Es sei damit bewiesen, dass die Infragestellung der Glaubwürdigkeit der behördlichen Arbeit unberechtigt gewesen sei.

"Jeder der meine Arbeit als Oberbürgermeister auch nur annähernd verfolgt, müsste wissen, dass ich derart platte Instrumente wie ein vorgeschobenes Sicherheitsrisiko - und auch noch zu diesem Zeitpunkt - niemals in Erwägung ziehen würde. Das Gegenteil war und ist der Fall. ... Vor diesem Hintergrund von einer vorschnellen und schlampigen Entscheidung zu sprechen und politische Motivation für die Theaterschließung zu unterstellen, ist gegenüber den an der Entscheidung Beteiligten respektlos und als beleidigend zu empfinden."

Oberbürgermeister Kurt Gribl

TÜV Gutachten nach Kritik

Die Stadt hatte nach Kritik eines von der "Initiative Kulturelle Stadtentwicklung" beauftragten Sachverständigen den TÜV Süd als neutralen Gutachter eingeschaltet.

Derzeit gehen die Planer bei der Generalsanierung des Theaters von einem Kostenvolumen von 189 Millionen Euro aus. Mit bis zu 107 Millionen Euro soll sich der Freistaat an der Sanierung beteiligen – den Rest will die hochverschuldete Stadt über Kredite finanzieren. Der Bürgerinitiative ist das jedoch zu viel Geld. Mithilfe ihrer Unterschriftensammlung wollen sie durchsetzen, dass die Pläne noch einmal umgestaltet werden.

Ursprünglich sollte das Große Haus erst nach dem Operballl 2017 geschlossen werden. Aus Brandschutzgründen musste es aber schon im Juni dieses Jahres geschlossen werden.


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Ferdinand Fellner d. J. (1847-1916), Freitag, 19.August 2016, 17:48 Uhr

1.

(österr. Architekt, Erbauer u. a. des Großen Hauses 1876-77)

Marode bleibt eben marode. Seit dem Wiederaufbau 1952-56 sind 60 Jahre ins Land gezogen, in denen sich das Große Haus des Theaters Augsburg abgenutzt hat. Was zwei Generationen an Renovierungskosten eingespart haben, muss nun die dritte ausgeben. Grüße