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Geschenktes Leben Ein Jahr leben mit dem Spenderherz

Eine große Kerze hat Stefan Gumpinger im Wallfahrtsort Maria Vesperbild aufgestellt - für den verstorbenen Menschen, dessen Spenderherz ihm vor einem Jahr das Leben gerettet hat. Wir haben nachgefragt, wie es dem jungen Mann aus dem Landkreis Günzburg mittlerweile geht.

Stand: 27.07.2016

Der 23-Jährige aus dem Landkreis Günzburg lebt seit einem Jahr mit einem Spenderherz | Bild: BR/Schack

Viel weiß Stefan Gumpinger aus Münsterhausen bei Günzburg nicht über den Spender. Nur so viel: Er war männlich. Nach zwei Jahren darf Stefan einen Brief an die Angehörigen schreiben, der übermittelt wird. Darin will er sagen, dass es ihm jetzt gut geht, dass er lebt, dass er dankbar ist. Heute arbeitet er ein paar Stunden auf dem Hof eines Landwirts mit, dort steuert er Maschinen. Als Schreiner wird er nicht mehr arbeiten können. Aber: Er lebt. So einfach ist das und so großartig.

Plötzlich war er kurzatmig

Die Probleme mit seiner Gesundheit kamen ganz plötzlich. Auf einmal konnte der gelernte Schreiner kaum mehr Möbel heben. Dem 23-Jährigen geht die Luft aus, er wird kurzatmig, muss sich setzen. Im Krankenhaus können die Ärzte zunächst nichts finden. In der Nacht kommt die Atemnot wieder. Es stellt sich heraus: das Herz ist zu groß. Es folgen Krankenhaus-Aufenthalte, dann künstliches Koma. Stefan Gumpinger bekommt eine künstliche Herzpumpe eingesetzt. Die künstliche Herzpumpe muss alle drei Monate kontrolliert werden. Stefan fährt dafür von Münsterhausen nach München, ins Klinikum Großhadern. Auf der Fahrt verliert er seine Sprache. Die Pumpe hat ein Gerinsel in sein Gehirn gepumpt: Stefan erleidet einen Schlaganfall und darf das Klinikum nicht mehr verlassen.

"Das war ein Schlag ins Gesicht für mich. Da musste ich im Krankenhaus bleiben und wollte doch eigentlich wieder heim. Dann kam am 27.7. um 7 Uhr der Anruf, es wäre ein Spenderherz da. Kurz darauf war ich schon im OP."

Stefan Gumpinger, Herzpatient

Zwölf Stunden dauert die OP. Sein Körper nimmt das Herz an. Nach der Reha darf Stefan dann endlich nach Hause. Drei Monate war er nicht mehr daheim gewesen. In dieser Zeit helfen ihm die Freunde und seine Familie. Er fängt an, seine Geschichte im Biounterricht in Schulen zu erzählen. Nicht aufgeben, sich an kleinen Dingen erfreuen, ist seine Botschaft. Party machen ist schön, aber nicht mehr so wichtig.

"Man wird auch anders, vom Kopf her ist man viel erwachsener und denkt anders als ein Jugendlicher. Und ich passe besser auf mich auf, auch wenn ich schneller einen Schnupfen bekomme."

Stefan Gumpinger

Jetzt, nach einem Jah,r haben sich Herz und Körper aneinander gewöhnt. Es klappt immer besser. Noch vor ein paar Monaten musste Stefan sein Herz am Abend geradezu beruhigen, ihm sagen, dass jetzt Abend ist, wenn es mal wieder anfing, wie wild zu pumpen. Mittlerweile hat Stefan sein Herz auch vom Kopf her angenommen. Es gehört zu ihm. Doch er weiß auch immer, dass es ihm geschenkt wurde. An jedem 27. eines Monats zündet er eine Kerze für den Spender an.


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