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Geld für Pilotprojekt in Cham Damit der Sanka über die Grenze fahren darf

Wenn sich ein Bayer in Tschechien ein Bein bricht, wird er nur bis zur Grenze gefahren und muss dann auf einen bayerischen Rettungswagen umsteigen. Ein Pilotprojekt soll das jetzt ändern. Am Abend gab es dafür in Cham 200.000 Euro vom Freistaat.

Von: Renate Rossberger

Stand: 05.07.2016

Rettungswagen im Einsatz (Symbolbild) | Bild: picture-alliance/dpa/Andreas Gebert

Das Projekt sieht eine neue Rettungswache in der Grenzstadt Furth im Wald vor. Mit Hilfe dieser Wache soll der grenzüberschreitende Rettungsdienst zwischen Bayern und Tschechien verbessert werden. Dafür hat der bayerische Finanzstaatssekretär Albert Füracker (CSU) gestern Abend in Cham einen Förderbescheid des Freistaats in Höhe von 200.000 Euro an BRK-Präsident Theo Zellner übergeben.

1,4 Millionen Euro von der EU

Der bayerische Finanzstaatssekretär Albert Füracker (2.v.r.) übergibt den Förderbescheid an BRK-Präsident Theo Zellner (3.v.r.).

Mit zweieinhalb Personalstellen plus Ausstattung sollen unter Federführung des BRK in Cham für alle acht grenznahen bayerischen Landkreise und für die tschechischen Bezirke von Karlsbad bis Südböhmen Lösungen entwickeln werden, wie die Rettung im Grenzgebiet verbessert werden kann. Zunächst ist das Projekt auf drei Jahre angesetzt. Aus dem EU-Fördertopf "Interreg 5" wurden bereits 1,1 Millionen Euro Zuschuss zugesagt, das bayerische Geld kommt zusätzlich dazu.

Vertragsverhandlungen

Schon 2013 haben Deutschland und Tschechien einen Grundlagenvertrag zur Notfallrettung im Grenzgebiet unterzeichnet. Trotzdem fehlt bis heute das nötige Abkommen auf Länderebene. Im bayerischen Innenministerium heißt es dazu, die Verhandlungen seien komplex, aktuell warte man seit Monaten auf eine Antwort der Tschechen. Zwischen Sachsen und Tschechien besteht jedoch schon ein Abkommen.

Chaos auf beiden Seiten

Bisher gibt es bei Notfällen zahlreiche Probleme: So müssen teilweise Patienten vom tschechischen in den bayerischen Rettungswagen umgelagert werden, weil die Fahrzeuge nicht ins jeweils andere Land fahren dürfen. Die Verständigung funktioniert sehr umständlich, außerdem sind die Rettungsdienste in beiden Ländern unterschiedlich strukturiert. Rettungshubschrauber dürfen eigentlich die Grenze nicht überfliegen. Hintergrund für die Probleme ist ein noch nicht endgültig unterzeichnetes Abkommen zwischen beiden Ländern. Aber auch wenn das Abkommen unterzeichnet würde, müssten praktikable Lösungen für den Alltag ausgearbeitet werden, teilt das BRK mit. Das will man mit dem Pilotprojekt "Grenzüberschreitender Rettungsdienst", das ein ebenfalls EU-gefördertes Pendant auf der tschechischen Seite hat, jetzt in Angriff nehmen.


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