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Verfolgter des NS-Regimes Tutzing erinnert an Albrecht Haushofer

In der Nacht von 22. auf den 23. April 1945 ist im Gefängnis in Berlin-Moabit Albrecht Haushofer ermordet worden. Er hatte sich zuvor im Oberland versteckt. Wer war dieser Mann und welche Rolle spielte er im Hitler-Regime? In Tutzing erinnert eine Ausstellung an den Autor der "Moabiter Sonette".

Von: Angela Braun

Stand: 23.04.2015 | Archiv

Haushofer war Wissenschaftler, Literat und gegen Kriegsende auch im weiteren Umfeld des Widerstands aktiv. Mithilfe von Rudolf Heß kam der gebürtige Münchner an die Hochschule für Politik nach Berlin. Im NS-Regime hat er Karriere gemacht, obwohl seine Mutter Halbjüdin war. Doch seine friedensgeprägten Vorschläge waren bei Hitler nie erwünscht. Haushofers Neffe Hubert erinnert sich an den Patenonkel.

"Er war ein wunderbarer Onkel , der sich mit Jugendlichen befassen konnte und der einem immer was beigebracht hat - vor allem, was Recht und Unrecht war."

Haushofers Neffe Hubert

Sehr früh erkannte Haushofer den Irrsinn des NS Systems. 1940 verglich er es mit einem "havarierten, schon brennenden und von Narren und Verbrechern weithin beherrschten und geführten Schiff." Doch er konnte nicht eingreifen, darin sah er auch immer seine Schuld.

Unterschlupf im Klostergut Kerschlach

Die Verbindung zu Hitler-Stellvertreter Heß wird ihm zum Verhängnis.

Wenige Tage nach dem Hitlerattentat am 20. Juli 1944 wurde auch Haushofer gesucht. Er hatte Berlin bereits verlassen und sich auf die Partnachalm oberhalb von Garmisch-Partenkirchen zurückgezogen - ein vertrauter Urlaubsort der Familie. Toni Aigner hat für die Ausstellung die regionalen Ereignisse recherchiert. Später suchte Haushofer Unterschlupf bei den Benediktinerinnen im Klostergut Kerschlach nahe des Hartschimmelhofs. Die Klosterschwestern baten einen jungen Arzt aus Machtlfing um Hilfe. Die Aktion flog auf. Die Nazis brachten Haushofer ins KZ Dachau. Seine Frau, sein Vater und eine Klosterschwester saßen kurze Zeit im Gefängnis in Weilheim.

"Mein Opa hat sehr, sehr gelitten. Er war fünf Monate im KZ. Er ist mit schweren Krankheiten nach Hause gekommen. Er hat meine Oma fast ein Jahr lang nicht erkannt. Es ist ein Wunder, dass im Nachhinein noch fünf Kinder auf die Welt gekommen sind."

Julia Gentner, Enkelin des Ehepaars Otto

Tod durch Genickschuss

Die Aufstellung dokumentiert auch den Aufstieg der Nazis.

Haushofer wurde im Dezember 1944 verhaftet und nach Berlin-Moabit ins Gefängnis gebracht. Dort schrieb er - wie schon früher - Gedichte und Texte. Haushofer wurde am 23. April 1945 mit 14 anderen Häftlingen durch Genickschuss ermordet. In seiner Manteltasche entdeckte später sein Bruder Heinz zusammengeknülltes Papier - darauf die "Moabiter Sonette". Sie werden ab 30. April auch im neuen NS-Dokumentationszentrum in München ausgestellt.

Info:

Die Ausstellung über Albrecht Haushofer im Rathaus von Tutzing ist bis zum 3. Juli zu sehen - zu den üblichen Öffnungszeiten.


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