NSU-Prozess


2

NSU-Prozess, 242. Verhandlungstag Angeklagter Holger G. im Fokus der Nebenklage

Die für heute angesetzte Zeugenbefragung eines BKA-Beamten dauerte nur wenige Minuten, den restlichen 242. Verhandlungstag nutzte der Senat, um den Berg an teils Jahre alten Beweisanträgen abzutragen. Die Nebenklage wiederum stellte neue Beweisanträge - und nahm dabei den Angeklagten Holger G. ins Visier.

Von: Thies Marsen

Stand: 28.10.2015 | Archiv

Gerichtssaal NSU-Prozess | Bild: picture-alliance/dpa

Seit zweieinhalb Jahren sitzt Holger G. weitgehend unbeachtet in der letzten Reihe der Anklagebänke im NSU-Prozess. Er wird der Unterstützung einer terroristischen Vereinigung beschuldigt und soll Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe unter anderem Führerschein, Krankenversichertenkarte und Reisepass zur Verfügung gestellt haben.

Holger G. im Visier der Nebenklage

Im Prozess war er bislang eine Randfigur. Ganz zu Anfang ließ er eine schriftliche Erklärung verlesen, in der er angab, sich schon 2004 aus der Neonaziszene gelöst zu haben – danach kam von ihm nichts mehr. Doch am heutigen 242.Verhandlungstag hat die Nebenklage mehrere Anträge gestellt, um zu beweisen, dass Holger G. viel tiefer und viel länger in die Neonaziszene verstrickt war, als er es selbst darstellt, dass seine Unterstützung für die Terroristen des NSU mithin intensiver war als bisher bekannt. So wollen die Nebenkläger unter anderem Computer, Mobiltelefone und Festplatten des Angeklagten genauer unter die Lupe nehmen – um etwa nachzuweisen, dass Holger G. noch kurz vor dem Auffliegen des NSU Neonaziveranstaltungen besucht hat.

Neonaziführer Thorsten Heise und der NSU

Auf seinem Mobiltelefon fand sich zudem die Telefonnummer des niedersächsischen Neonaziführers Thorsten Heise, der seit Jahren eine zentrale Rolle in der rechtsextremen Szene spielt und zeitweise zum NPD-Bundesvorstand gehörte. Zwischen Holger G. und Torsten Heise gibt es zudem einen regen Briefwechsel aus den Jahren 2000/2001, als Heise in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel eine Gefängnisstrafe absaß. Auch Heise rücken die Nebenkläger in den Fokus: Denn dieser war über das untergetauchte Trio offenbar zeitweise gut im Bilde. Das sollen Tonbandkassetten belegen, die bei Heise beschlagnahmt wurden – darauf finden sich Gespräche zwischen Heise und dem Thüringer Neonaziführer und V-Mann Tino Brandt über Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe. Diese Tonbandkassetten sollen nun ebenfalls in den NSU-Prozess eingebracht werden.


2