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Trauer um Manfred Krug Anwalt des Publikums

Er brillierte als Jazz-Sänger, als Film- und Fernsehschauspieler, als Vorleser und Schriftsteller: Manfred Krug gehörte zu den profiliertesten und beliebtesten Künstlern in Ost- und Westdeutschland. 1977 verließ er die DDR.

Stand: 27.10.2016 | Archiv

Manfred Krug im März 2016 | Bild: picture-alliance/Matthias Bein

Es ist eine der berühmtesten Filmszenen der DDR-Geschichte: Manfred Krug marschiert im DEFA-Drama "Spur der Steine" (1966) flankiert von Kollegen über eine Großbaustelle. Das Bild erinnert an die "Glorreichen Sieben", sind diese Männer doch zu allem entschlossen, unerschrocken, mutig. Sie nehmen es mit allen auf, auch mit der Staatsgewalt. Der Film wurde prompt verboten und durfte erst nach dem Ende der DDR gezeigt werden.

Manfred Krug, Jahrgang 1937, war damals in der DDR ein großer Star, als Schauspieler und Sänger, galt als Draufgänger und Publikumsliebling, und doch solidarisierte er sich 1976 mit dem ausgewiesenen Wolf Biermann. Daraufhin erhielt Krug Berufsverbot und stellte 1977 einen Ausreiseantrag. Seinen Weg von Ost nach West beschrieb der Schauspieler in seinem Buch "Abgehauen", das später auch verfilmt wurde.

Singender Tatort-Kommissar

In der Bundesrepublik konnte Krug entgegen seinen Befürchtungen nahtlos an seinen Erfolg anknüpfen. Zunächst spielte er den Lkw-Fahrer Franz Meersdonk in der Serie "Auf Achse" (1977 - 1982), im Anschluß war er fünf Staffeln lang als Rechtsanwalt in der Serie "Liebling Kreuzberg" zu sehen. Von 1984 bis 2001 überzeugte er als Hamburger Tatort-Kommisar Stoever. Der machte es sich zum "running gag", in jeder Folge ein Lied zu singen.

Telekom-Werbefigur

Krug galt als uneitel, aber sehr selbstbewusst. Im Alter beschränkte er sich zunehmend auf den Jazzgesang. Drehangebote lehnte er ab. Immer wieder bedauerte er seinen Auftritt als Werbefigur für den Börsengang der Telekom (1996). Kurz nach der Aktienausgabe stürzten die Papiere ab, Krug sah sich von wütenden Kunden verunglimpft, was ihm zutiefst leid tat. Gleichwohl machte er in der Rolle eines Anwalts auch für eine Rechtsschutzversicherung Werbung. Gern kokettierte Krug mit seinem Marktwert und war stolz darauf, zum Lebensunterhalt nicht mehr drehen zu müssen.

Herz am rechten Fleck

Seine Autobiografie "Mein schönes Leben" (2005) wurde zum Bestseller. Der gebürtige Duisburger Krug war ein ironischer Erzähler, ein Meister der augenzwinkernden Darstellung und gab gern den nassforschen, etwas mürrischen Zeitgenossen mit dem Herz am rechten Fleck. Der Schriftsteller Jurek Becker gehörte zu seinen engsten Freunden und schrieb ihm Rollen auf den Leib. Aus seiner Jugend behielt Krug sein "Markenzeichen", eine Narbe auf der Stirn. Die verursachte ein Spritzer heißen Stahls, als er in den fünfziger Jahren in einem Walzwerk arbeitete.

Nach längerer Krankheit ist Manfred Krug in Berlin verstorben.


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