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Mord an Studentin in Freiburg Ein Haar führte zum 17-jährigen Tatverdächtigen

Der Fall der getöteten Studentin in Freiburg scheint soweit aufgeklärt: Ein unbegleiteter Flüchtling aus Afghanistan wurde per DNA-Abgleich ermittelt und in Untersuchungshaft genommen. Die junge Frau war im Oktober vergewaltigt worden und anschließend in einem Fluß ertrunken.

Von: Marc Strucken

Stand: 03.12.2016

Zeugenaufruf der Polizei nach Mord an Freiburger Studentin | Bild: picture alliance / Winfried Rothermel

Sieben Wochen nach dem Mord an einer Medizinstudentin in Freiburg hat die Polizei einen Verdächtigen gefasst. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich um einen 17 Jahre alten unbegleiteten Flüchtling, der 2015 aus Afghanistan eingereist sei.

Der Vorwurf laute auf Vergewaltigung und Mord, sagte Staatsanwalt Dieter Inhofer in Freiburg. Auf die Spur des Minderjährigen hat die Ermittler ein langes schwarzes Haar mit Blondierung geführt, das in einem Dornengebüsch gefunden wurde. Damit konnte wichtiges DNA-Material sichergestellt werden.

Schal, Haar und Videos

Ein schwarzer Schal im Flussbett der Dreisam, in dem die 19-jährige Studentin gefunden wurde, spielte demnach auch eine Rolle bei der Aufklärung des Sexual- und Gewaltverbrechens. Die DNA des Verdächtigen befand sich nach Angaben der Ermittler auch an der getöteten Studentin und am Fahrrad, das in der Nähe des Tatorts gefunden wurde. Der Verdächtige sei gestern identifiziert worden.

Die Polizei hatte durch Vernehmungen und durch eine webbasierte Umfrage die Zeit vor der Tat in weiten Teilen lückenlos rekonstruieren können, sagte Soko-Leiter David Müller. Die Frau war demnach mit ihrem Fahrrad auf dem Heimweg von einer Uni-Party, als sie Opfer der Verbrechens wurde. 50 Minuten von der Tat hatte sich ein junger Mann mit markanter Frisur und einem schwarzen Schal rund einen Kilometer vom Tatort aufgehalten. Dies ergab die Auswertung von Videoaufzeichnungen der Freiburger Verkehrs-AG.

Opfer ertränkt oder ertrunken?

Die junge Frau sei dann vergewaltigt worden. Ihre Leiche wurde dann im Fluss gefunden. Ob sie ertränkt wurde oder nach dem Übergriff bewusstlos im Wasser lag, ist unklar. Die Polizei hatte in den vergangenen sieben Monaten etwa 1400 Menschen vernommen und rund 1600 Hinweise geprüft, darunter die auf ein herrenloses Fahrrad in der Nähe.

Der Tatverdächtige reiste demnach im vergangenen Jahr als Flüchtling nach Deutschland ein. Er sei als unbegleiteter Minderjähriger bei einer Familie untergebracht gewesen. Der Beschuldigte selbst machte demnach zunächst keine Angaben zu der Tat.

Keine Pauschalurteile aus dem Fall ableiten

"Dieser Fahndungserfolg ist wichtig für den weiteren Umgang mit solchen Ereignissen und für das Sicherheitsgefühl in der Stadt", sagte der Freiburger Oberbürgermeisters Dieter Salomon (Grüne). Seine Gedanken seien bei der Familie der Studentin sowie ihren Freunden. Salomon mahnte aber, die "Herkunft des Täters nicht für Pauschalurteile heranzuziehen, sondern den Einzelfall zu betrachten".


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