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In Zukunft stadtteilgenaue Vorhersagen Wetterdienst mit neuem Warnsystem

Statt Biergartenwetter beschehrt uns der Juli nun wieder Dauerregen. Die Pegel der Flüsse steigen, die Hochwassergefahr nimmt zu. Da kommt eine neue Entwicklung des Deutschen Wetterdienstes gerade recht: Die Meteorologen warnen künftig noch genauer und lokalspezifischer vor Unwettern.

Von: Miriam Stumpfe, Claudia Grimmer

Stand: 14.07.2016

Karte Unwetter Gemeinden | Bild: DWD

Wenn heftige Stürme, Gewitter oder Starkregen drohen, sprechen die Meteorologen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) bisher nur Unwetterwarnungen auf Landkreisebene aus. Während der Serie heftiger Unwetter im Frühsommer waren es deutschlandweit 3.000 solcher Warnungen.

Mit einem neuen Warnsystem, das heute in Berlin vorgestellt wird, sollen die Meldungen genauer werden: „Das neue System wird die Warnungen bis auf Gemeinde- oder Stadtteilebene aufgliedern“, erklärte Gerhard Adrian, der Präsident des Deutschen Wetterdienstes, heute im Bayerischen Rundfunk.

Das Ziel: eine bessere Ansprache

Gewitter zum Beispiel seien sehr kleinräumige Ereignisse und beträfen oft nur einen Teil eines Landkreises. Wenn aber jedes Mal der gesamte Landkreis gewarnt wird und ein Teil der Menschen dort von dem Gewitter nichts mitbekommt, dann empfänden sie das als Falschinformation, so der DWD-Präsident: Es gehe darum, dass Bürgerinnen und Bürger sich auch wirklich angesprochen fühlen, wenn ein Gewitter vorausgesagt wird - und dann auch die entsprechende Vorsicht walten lassen.

Nach wie vor aber bleibt bei Gewittern und Starkregen das Problem, dass detaillierte Vorhersagen für extreme Ereignisse nur sehr kurzfristig möglich sind. Die Warnzeiten betragen eine halbe bis eine Stunde. Umso wichtiger sind neue Verbreitungswege für die Warnungen, wenn sie Betroffene rechtzeitig erreichen sollen. Die herkömmlichen Medien reichen dafür nicht aus.

Vorerst wird der DWD die lokalen Informationen vor allem über seine Internetseite, über kommunale und Landesbehörden und über das Amt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe verbreiten. Über diese Wege fließen sie zum Beispiel in die App NINA ein. Bei drohenden Unwettern oder Hochwassern schickt sie an alle Nutzer in der betroffenen Region eine Warnung, das Handy wird dabei entweder über die GPS-Funktion geortet. Auch über die App KATWARN, die betroffene Nutzer über Handyfunkzellen ortet, werden die Warnungen verbreitet.

Arbeiten an der WarnWetter-App

Um die eigenen Verbreitungswege besser zu nutzen, muss der DWD noch etwas Arbeit investieren: in der hauseigenen WarnWetter-App soll der neue ortsgenaue Unwetter-Alarm erst in einigen Wochen bereitstehen.

Wenn es dann soweit ist, soll die kostenlose WarnWetter-App die Einsatzkräfte des Katastrophenschutzes sowie die breite Öffentlichkeit mit wichtigen Hinweisen zur aktuellen Warn- und Wettersituation versorgen sowie eine Übersicht über die aktuelle Warnlage geben. Mittels eines Gewittermonitors kann man zusätzlich die vorhergesagten Zugbahnen von gefährlichen Gewitterzellen beobachten.

"Wir warnen zur Zeit auf Landkreisebene - in Deutschland sind das etwa 4.000 Landkreise. Nun stellen wir unser System auf 10.000 Gemeinden um. Das heißt, wir werden räumlich deutlich präziser."

Hans-Joachim Koppert, Leiter der DWD-Wettervorhersage im 'Thema des Tages' auf B5 aktuell

Koppert, der DWD-Vorhersagenchef, erklärt weiter, was für einen Vorteil die Push-Nachrichten-Funktion bietet: "Da wird Ihnen genau gesagt, was für eine Art von Gewitter kommt und mit welchen Niederschlagsmengen Sie zu rechnen haben. Sie müssen sich nur auf einer Karte gut orientieren können – da sehen Sie diesen Gewittermonitor. Der gibt ihnen für die nächste Stunde Aussagen: Wo wird das Gewitter sein und mit welchen Niederschlagsmengen ist zu rechnen."

In ganz Bayern herrscht Gefahr

Die neuen Entwicklungen kommen wenn man so will genau zur rechten Zeit. Denn in diesem verregneten Sommer sind präzise Vorhersagen wichtiger denn je. Aktuell spricht der DWD - noch im alten "Landkreis-System" - nämlich erneut Warnungen aus. So soll es in den Alpen, dem Oberpfälzer Wald und dem Bayerischen Wald im Laufe des Tages Unwetter geben. Stellenweise könnten bis zu 30 bis 45 Liter Regen pro Quadratmeter fallen.

Ein neues Tief zieht von der Nordsee nach Bayern. In Oberfranken, der Oberpfalz und in Südbayern soll es Dauerregen geben. Stellenweise sei mit Gewittern und Sturmböen zu rechnen. Dem Hochwassernachrichtendienst zufolge steigen in den Unwetterregionen entlang von Isar, Inn, Donau, Regen und Salzach die Pegel an. Ein Hochwasserwarnung herrscht für mehrere oberbayerische und niederbayerische Landkreise. Morgen, so die Prognose, wird sich die Wetterlage beruhigen und auch die Temperaturen sollen langsam ansteigen.


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HinterTürkisch, Donnerstag, 14.Juli 2016, 22:47 Uhr

5. was heisst eigentlich...?

..."[...] Die Warnzeiten betragen eine halbe bis eine Stunde. Umso wichtiger sind neue Verbreitungswege für die Warnungen, wenn sie Betroffene rechtzeitig erreichen sollen. Die herkömmlichen Medien reichen dafür nicht aus."? Wird jetzt auch wie bei manchem Radioprogramm eine "Zwangsdigitalisierung" vorbereitet, wie sie durch die Verlagerung der Volksmusik (nicht mein Themenschwerpunkt, aber ein Fingerzeig) zu erreichen versucht wird? Selbst wenn die Nutzung der bisher verwendeten Frequenzen durch deren Neuvergabe und dem Mitbieten mit dem Ziel des Erwerbs durch die ARD-(und andere)Radiosender teuer gekommen wäre, stellt sich bei der ebenfalls teuren Radio-Rundfunkdigitalisierung für die Beitragszahler die Kostenfrage: Muss ein solcher Umstieg auf Biegen und Brechen sein? Der dwd leistet übrigens entgegen mancher Kritik gute Arbeit, die offensichtlich mit dem Klimawandel einhergehenden Wettercapricen, also mehr Unberechbarkeit bei Wetterereignisen nicht mithalten kann...

Bürger, Donnerstag, 14.Juli 2016, 15:30 Uhr

4.

Der beste Schutz vor Unwettern ist nicht Radio und Wetter-Apps
Sondern einfach mehr die Natur beobachten wie sich sich verändert.
Zum Beispiel kann mann an der Windrichtung sehr gut erkennen ob ein Unwetter kommt. Außerdem ändert sich der Himmel es zieht zu. Un noch viel mehr Anzeichen.

  • Antwort von ECronauer, Donnerstag, 14.Juli, 16:13 Uhr

    ...auch wenn der Hahn kräht auf dem Mist...

stefan, Donnerstag, 14.Juli 2016, 10:53 Uhr

3. Automatisierte Warnungen

Manchmal frag ich mich auch was der DWD so macht. - Leider habe ich es auch schon mal gehabt, das laut Warnung von Westen Gewitter aufziehen sollen. Dabei gab es keine West-Strömung und die Gewitter sind von Nord-Ost reingezopgen. - Trotzdem habe ich mir auch inzwischen das kostenlose Warnapp vom DWD besorgt, ihc schaue mir da aber meist nur die Radar-Bilder an, die sind ja akuteller als auf der Seite vom BR.de

  • Antwort von Nachfrager, Donnerstag, 14.Juli, 13:20 Uhr

    Gute Idee Stefan,

    wenn Sie sich schon fragen, was der DWD so macht, dann informieren Sie sich auf der Webseite des DWD und auf Wikipedia über Meteorologie. Sie werden dann sicher zu der Einsicht kommen, dass dieses Thema ein sehr komplexes Fachgebiet ist.

    Tun Sie es, bevor Sie abqualifizieren.

Alarmer, Donnerstag, 14.Juli 2016, 10:52 Uhr

2. Wie eine schlechte Alarmanlage?

Ich schließe mich dem Vorredner an. Der Eindruck bleibt, zu viele Warnungen, die nicht eintreten oder irgendwo anders eintreten. Zuviele Fehlalarme sind nicht nur bei Alarmanlagen schlecht. Irgendwann nimmt man sie nicht mehr ernst.

Prinzipiell finde ich die DWD Wetter App aber sehr gut.

Johann, Donnerstag, 14.Juli 2016, 10:19 Uhr

1. Wetterwarnungen

Ich bin der Meinung, dass viel zu viele Wetterwarnungen ausgesprochen werden, siehe die letzten Tage. Meistens ist es dann nicht mal halb so wild. Die Menschen lassen sich aber oft davon verrückt machen, reagieren oft panisch darauf... Andererseits waren die Ereignisse beispielsweise am 29. Mai auch nicht vorhersehbar. Es wäre klüger, wenn wir uns wieder mehr auf unseren gesunden Menschenverstand verlassen würden, als auf Warnungen oder gar "Apps". Das Wetter ist nun mal nicht bis ins Detail vorhersehbar, ich sehr das immer als Prognose. Ob es dann so kommt, sieht man dann schon. Auffallend ist auch, dass manche Radio- oder Fernsehsender beim Wetterbericht immer mehr ins extreme übertreiben, da werden aus 30 Grad schnell mal 35 Grad. Oder Warnungen vor "Hitze", "Nebel", "Kälte": Wenn man seine Augen offen hat, merkt man das doch selber! Natürlich gibt es auch begründete Warnungen, aber bitte sachlich und mit Augenmaß!

  • Antwort von Alfred, Donnerstag, 14.Juli, 11:32 Uhr

    Ich kann dem Johann vom ersten bis zum letzten Satz nur zustimmen, besser kann man diesbezüglich keinen Kommentar bringen.

    Da ist wirklich alles drin, danke.

  • Antwort von Alfred, Sonntag, 24.Juli, 19:09 Uhr

    ich muß heute am 24.07.2016 auf dieses Thema nochmal zurückkommen. Seit Mittag geistert eine Unwetterwarnung durch unseren 85635 PLZ-Bereich, und jetzt am Abend immer noch strahlend blauer Himmel, die Menschen draußn in den Gärten und genießn das Wetter., von Gewitter oder ähnlichem keinerlei Anzeichen.!!

    Bitte kein Mensch kann mit solcherlei Warnungen noch was anfangen und dran glauben. mehr der Realität entsprechend warnen und auch mit " sachlichem Augenmaß"., alles andre ist nur noch ein Witz.