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Waffengesetz Herrmann: Waffenrecht "hinreichend wirksam"

Ein flüchtiger "Reichsbürger" aus dem norddeutschen Greifswald hat sich in Bayern gestellt. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann unterstützt unterdessen die Forderung des Bundesjustizministers nach einem schärferen Waffengesetz.

Von: Achim Wendler

Stand: 28.11.2016

Joachim Herrmann | Bild: picture-alliance/dpa

Ein seit Anfang November flüchtiger "Reichsbürger" aus dem norddeutschen Greifswald hat sich in Bayern gestellt. Da gegen den Mann ein Haftbefehl wegen verschiedener Betrugsdelikte und Widerstandes gegen Polizisten vorlag, ist er inzwischen in der Justizvollzugsanstalt Kempten, wie die Polizei am Montag im mecklenburg-vorpommerischen Anklam mitteilte. Der 29-Jährige hatte sich Anfang November einer Verkehrskontrolle in Greifswald widersetzt und dabei mit Hilfe seiner Mutter und seines Bruders Reizgas versprüht. Nun stellte sich der Mann im Beisein eines Anwaltes der Polizei im schwäbischen Sonthofen.

Herrmann: Konsequent gegen alle "Reichsbürger" vorgehen

Unterdessen fordert der bayerische Innenminister Herrmann "Reichsbürger" komplett zu überwachen. Dem Bayerischen Rundfunk sagte er, im Freistaat seien die Kontrollen bei der Vergabe von Lizenzen bereits verschärft worden. Trotzdem bestehe noch Handlungsbedarf:

"Wir müssen als ersten Schritt konsequent gegen alle vorgehen, die im Besitz von Schusswaffen sind, denn das bedeutet Lebensgefahr offensichtlich für andere Bürger dieses Staates, deshalb werden wir gegen alle, die dieser eindeutig dieser Bewegung zuzuordnen sind, entsprechende Verfahren zum Entzug der waffenrechtlichen Erlaubnisse einleiten"

Joachim Herrmann

Bayernweit schätzt Herrmann die Anzahl der "Reichsbürger" auf 1700, etwa 340 haben laut Herrmann eine Waffe. Es gelte jedoch, sich "bundesweit ein klares Lagebild" zu verschaffen, so Herrmann.

Waffenrecht "hinreichend wirksam"

Die Vorgaben beim Waffenrecht hält Herrmann als "hinreichend wirksam". Auch seien die Behörden im Fall Georgensgmünd im Landkreis Roth, bei dem ein sogenannter "Reichsbürger" einen Polizisten tötete, konsequent vorgegangen. Das Landratsamt hatte bereits eine Anordnung erlassen,dem "Reichsbürger" die waffenrechtliche Erlaubnis zu entziehen, und ihm die Waffen wegzunehmen, "leider ist es dann zu dem schrecklichen Tod des Kollegen gekommen".

Der "Reichsbürger" habe Waffen als Sportschütze und Jäger zu einem Zeitpunkt bekommen, als man über die Organisation der Reichsbürger noch nichts wusste, sagte Herrmann. „Wenn es Bedenken gibt, weil jemand als extremistisch bekannt ist, dann wird er in der Regel auch keine Waffenerlaubnis bekommen. (…) Bisher waren die Reichsbürger nicht so eingestuft, jetzt sind sie so."

Keine "Reichsbürger" in Uniform

Unterdessen haben Verdachtsfälle sogenannter Reichsbürger in der Polizei weiter zugenommen. In Bayern sei gegen eine Polizeibeamtin ein Disziplinarverfahren eingeleitet worden, teilte das Polizeipräsidium Unterfranken am Samstag mit. Es bestehe der Verdacht, dass die Polizistin dem Gedankengut der "Reichsbürger" nahe stehe. Herrmann versprach, gegen Rechtsextreme in den Reihen des öffentlichen Dienstes stärker vorzugehen:

"Wir überprüfen sorgfältig jeden Hinweis, wo ein Beamter, ob Polizeibeamter oder Angehöriger des öffentlichen Dienstes den Reichsbürgern zuzuordnen sind, und wo sich das bestätigt, werden Disziplinarverfahren mit dem Ziel auch der Entfernung aus dem Dienst eingeleitet, weil es in der Tat überhaupt nicht geht, dass jemand die Existenz dieses Staates infrage stellt und gleichzeitig von diesem Staat sein Gehalt bekommen möchte, das geht nicht."

Joachim Herrmann

Polizeigewerkschaft: Keine Waffen für Extremisten!

Auch Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, ist gegen Waffen für Extremisten. Sie hätten nichts verloren in den Händen von "Reichsbürgern", von Links- und Rechtsextremisten, sagte Wendt im Deutschlandfunk. Wendt hält es darum „für eine Selbstverständlichkeit“, was der Bundesjustizminister anstrebt: ein schärferes Waffenrecht. Heiko Maas hatte gestern im ARD-„Bericht aus Berlin“ vor wachsender Gewaltbereitschaft sogenannter „Reichsbürger“ gewarnt. Der Sozialdemokat schlug vor, den Verfassungsschutz stärker einzubinden. Bevor jemand einen "Waffenschein" bekomme, solle er von der Behörde überprüft werden.

Unterstützung kommt von der Opposition im Bundestag. Der Grüne Fraktionsvize Konstantin von Notz fordert „schärfere Kontrollen und strengere Regelungen“ für den Waffenkauf. Allerdings gibt es in der Unionsfraktion leise Zweifel. Der innenpolitische Sprecher Stephan Mayer will zwar auch, „dass Waffen nicht in falsche Hände geraten“. Aber er warnt zugleich davor, „hunderttausende Schützen und Jäger unter Generalverdacht zu stellen“. Die sogenannte „Reichsbürgerbewegung“ erkennt die Bundesrepublik nicht an, lehnt Verfassung, die Gesetze und die Demokratie ab. Die Grünen werfen Bayern Lobbyismus für Waffenbesitzer vor. Bundestagsfraktionsvize von Notz sagte, die Vorgaben müssten noch viel strenger werden. Nötig seien etwa enge Regeln für Gaspistolen und chemische Stoffe.


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vielfahrer, Montag, 28.November 2016, 18:05 Uhr

3. Waffenrecht/Waffenbesitz

Von 1700 bek. "Reichsbürgern" haben 340 einen Waffenschein. Eine Waffe?. das sind 20%.
Bayern hatte im Dez. 2015 - 12 843 514 Bürger, davon 20% wären 2 568 700 Perso.
Ich glaube nicht das über 2,5 Mio. einen Waffenschein haben. (Ich meine damit nicht den kl. Waffenschein).
Wäre mal Interessant zu erfahren wie viele Waffenscheine ausgestellt sind?

Anna, Montag, 28.November 2016, 16:24 Uhr

2. Waffengesetz

Durch Gesetze werden illegale Waffen nicht weniger. Wenn ich jemanden töten will, brauche ich nicht immer eine Schusswaffe. Waffen hat es schon immer gegeben und wenn es "nur" eine Steinschleuder in der Steinzeit war. Warum haben Rockerbanden, in NoGo-Areas, bei Flüchtlinge, graue Wölfe uvm. Schusswaffen? Der "normale" Bürger hat mittlerweile Angst bei Dunkelheit auf die Straße zu gehen. Die Gefahr geht nicht nur von Reichsbürgern aus, sondern kommt von allen Seiten. Es ist besser, wenn das Gesetz für alle gleich gilt und nicht nur für einen bestimmten Personenkreis. Die Polizei tut mir leid in dieser Zeit. Sie sind oft nicht so ausgerüstet wie andere Personengruppen. Danke allen Polizisten, die für mich den Kopf hin halten.

  • Antwort von Wolf, Montag, 28.November, 18:06 Uhr

    Was soll das Gefasel,die Todesfälle der letzten Zeit gingen fast ausschließlich von legalen Waffen aus,Besitzer fast immer Jäger und sog. "Sportschützen ". All das sind wohl ihre "normalen Bürger ". Die Gefahr geht von legalen Waffen aus,das sind eindeutig zu viele!

  • Antwort von Christian, Dienstag, 29.November, 07:37 Uhr

    @Wolf
    Nur für den Fall, dass Sie an Fakten interessiert sind: Prof. Dr. Heubrock vom Institut für Rechtspsychologie der Universität Bremen hat in einem Bericht an den Deutschen Bundestag festgestellt, dass der Anteil an legalen Waffen bei Tötungsdelikten bei etwa 8% liegt, der Rest geht auf illegale bzw. erlaubnisfreie Tatmittel zurück. Er zitiert auch hochrangige Kriminalbeamte und Rechtsmediziner, die bestätigen, dass legaler Waffenbesitz aus polizeilicher Sicht kein Problem darstellt.
    Und der Leiter der Kriminologischen Forschungsgruppe der bayerischen Polizei stellt fest, dass 90% aller Tötungsdelikte Beziehungstaten sind, bei denen das Tatmittel nachrangig ist. Es wird verwendet, was gerade verfügbar ist, in der Regel das Küchenmesser.
    Wenn Sie behaupten, Tötungsdelikte fänden fast ausschließlich mit legalen Sport- und Jagdwaffen statt und von legalen Waffen ginge eine Gefahr aus, haben Sie eine sehr verblendete Sicht.

Bernhard, Montag, 28.November 2016, 16:21 Uhr

1. Wie sagte ein Fussballtrainer: Was machen CSU?

Ich habe diese Zweideutigkeit der CSU langsam wirklich dicke.
Bei der Waffenüberprüfung hört man das Schlagwort: Nich alle Jäger und Sportschützen unter Generalverdacht stellen.
Bei der Datenüberwachung sagt man genau das Gegenteil: Alle müssen erfasst und gespeichert werden, um Terrorbanden und andere Verbrechen aufzuklären.
Eines ist ziemlich klar. Die Lobbyisten der Waffenindustrie und der Jägerschaft gehören mehrheitlich zu den Besserverdiener und Großspendern.
Ich kann nur noch sagen: Pfui Teufel CSU!