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Briten in EU fürchten Brexit Plötzlich "Ausländer"

Rentner aus Sheffield in Spanien, Sprachlehrer aus Manchester in Warschau - in EU-Ländern leben derzeit Hunderttausende Briten. Was wird aus ihnen bei einem Brexit? Die Nervosität ist zum Teil groß, wie das Beispiel des in Brüssel lebenden Dennis Abbott zeigt.

Von: Kai Küstner

Stand: 18.06.2016

Biritischer Reisepass | Bild: picture-alliance/dpa

Der kommende Donnerstag wird ein "Schicksalstag" für Europa. Daran zweifelt kaum jemand - auch Dennis Abbott nicht. Für ihn könnte der 23. Juni auch aus ganz persönlichen Gründen ein "Schicksalstag" werden könnte.

"Ich bin wirklich nervös wegen des Ausgangs."

Dennis Abbott

Denn wenn die Briten darüber abstimmen, ob sie getrennt von der EU in die Zukunft gehen wollen, dann stimmen sie auch darüber ab, ob Dennis Abbott und seine Familie einer planbaren oder eher ungewissen Zukunft entgegensehen. Denn der Brite lebt und arbeitet seit über 15 Jahren in der belgischen Hauptstadt Brüssel - und hat eigentlich auch nicht so schnell vor, von dort wegzuziehen.

Arbeitserlaubnis nötig - oder sogar Visum?

"Viele Briten, die im Ausland leben, machen sich wirklich Sorgen - ich auch. Meine Mutter lebt in Frankreich, ich in Belgien und meine Schwester plant, nach Spanien umzusiedeln. Keiner von uns weiß, was aus uns wird: Brauchen wir bald eine Arbeitserlaubnis? Brauchen wir ein Visum? Niemand kann das derzeit sagen."

Dennis Abbott

Im Falle des Brexits müsste nämlich alles neu ausgehandelt werden. Bestehen die Briten dann darauf, dass EU-Bürger nur noch eingeschränkt auf der Insel leben und arbeiten dürfen, könnten die Europäer ähnliche Barrieren für die Briten errichten.

"Das ist alles sehr kompliziert. Vor ungefähr einem Jahr, als klar war, dass das Referendum kommen würde, dachte ich: Jetzt habe ich ein Problem. Ich habe mich dann nach einer doppelten Staatsbürgerschaft erkundigt."

Dennis Abbott

Doppelte Staatsbürgerschaft - nicht einfach zu bekommen

Doch dem Briten, der vor vielen Jahren auch mal für die EU-Kommission tätig war, gelang es nicht, den begehrten belgischen Pass zu bekommen. Also wird er am 23. Juni gleich aus zwei Gründen mit weichen Knien zur Arbeit in Brüssel gehen: zum einen aus ganz "egoistischen", wie er das nennt, und zum anderen, weil er sowohl um Europa als auch um sein Heimatland fürchtet.

"Die EU ist viel stärker als Block - und jeder Einzelstaat ist viel stärker, wenn er Teil dieses Blocks ist. Das sagt mir nicht nur mein Kopf, sondern auch mein Herz. Es wäre eine Katastrophe, wenn Großbritannien austritt - für beide Seiten."

Dennis Abbott

Kopf sollte "ja" zu EU sagen, Herz sagt "nein"

Was Kopf und Herz seiner Landsleute aber angeht, so fürchtet der PR-Berater, dass die in einen Konflikt geraten könnten, weil viele Briten zwar für "Bleiben" stimmen müssten, wenn sie den Kopf einschalten, aber im Herzen keine wirkliche Sympathie für die EU hätten. Also hat er versucht, im Rahmen seiner Möglichkeiten vorzusorgen - und seinem in Großbritannien lebenden Sohn eingeschärft, sein Kreuz unbedingt für Europa zu machen.

"Emma Watson, die Schauspielerin, die auch in den Harry-Potter-Filmen mitspielt, hat auf Twitter junge Menschen dazu aufgefordert abzustimmen. Also habe ich ihm Fotos von Emma Watson geschickt und ihm erklärt: Emma sagt auch, dass Du hingehen sollst. Also, danke Emma, bei ihm könnte das gewirkt haben."

Dennis Abbott

Trotz Emma Watson: Die Nervosität am britischen und europäischen Schicksalstag wird bei Dennis Abbott groß sein.


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Wanda , Sonntag, 19.Juni 2016, 05:14 Uhr

10. mehr Demokratie wagen !

- wünschte unsere Politiker hätten den Mut, uns Bürger über die EU abstimmen zu lassen...

  • Antwort von G.W., Sonntag, 19.Juni, 13:15 Uhr

    Die Politik in Deutschland war noch nie auf Mitbestimmung ausgerichtet, wird es auch nicht. Es wird immer so diktatorisch bleiben und die Deutschen werden weiterhin ausgebeutet werden und belogen und betrogen werden. Es geht nur ums Geld- für die Wirtschaft, Banken,Politik. Waffengeschäfte und Rohstoffe.
    Unser Land wird ein 3. Mal untergehen, das ist vorprogrammiert. Wie Frau Merkel sagte: "wir haben kein Recht auf ewige Demokatie" Wobei die repräsentative Demokratie nichts anders ist als jede andere Bananenrepublik. Gibt nur ein paar Ausnahmen auf der Welt.

    Für Deutschland geht es wirtschaftlich weiter, aber im Bürgertum bergab- Siehe Weltpolitk, Flüchtlinge, Kriege, Verträge und Abhängigkeiten USA.,
    Was Merkel macht, das wissen die Bürger nicht mehr, früher war das Volk noch dabei. Seit der Wiedervereinigung und EU nicht mehr. Und Schröder hat dann noch den Wohlstand und die Arbeit vernichtet mit seinen Kollegen. Der einzige, der da nicht mitgemacht hat ist Oskar Lafontaine.

Richard Krisman, Samstag, 18.Juni 2016, 23:10 Uhr

9. Brexit

die Briten haben sich aus Vielem ausgeklammert - immer zu ihrem Vorteil in der EU; sollen sie doch gehen, ihre Buerger heim in die "splendid isolation" holen.
Vielleicht sollten deutsche aehnlich denken, bevor uns die Schuldenlast anderer EU Faulenzer einholt, wie Rentenalter, Rentenbezuege, ueberdimesionierte Armeekosten, Arbeitszeit und Lohnniveau im Vergleich zum Wachstum. Ich sehe einer Zeit der D-Mark oder einem Brexit ruhig entgegen - keine weiteren Zugestaendnisse!!!!!!!!!!!!!!!

Klarformulierer, Samstag, 18.Juni 2016, 22:36 Uhr

8. Ich glaube, "mein Schwein pfeift" hier!

Dieser Beitrag ist doch eine Farce, oder? Jeder Bürger bleibt doch trotzdem der, der er vorher war lt. seinem PASS. Wenn ein Amerikaner in Belgien lebt - das geht doch auch, oder? Genauso wird man einen Schweizer, der sich einige Jahre in Frankreich nieder gelassen hat, doch nicht anders behandeln, als einen Deutschen in Frankreich, oder? Es steht fest, dass sich für die Briten wenig ändern wird, wenn die aus der EU austreten! Aber für die EU wird es schlechter, vor allem für uns Deutsche. Warum? Weil wir befürchten müssen, dass noch mehr Aussteiger nachkommen werden und wir als einzige Industrienation auf dem Riesenberg Schulden sitzen bleiben werden.

EG-Befürworter, Samstag, 18.Juni 2016, 20:09 Uhr

7. Hoffe und wünsche mir, dass gewachsene Nationen wie UK oder BRD ihre

staatliche Souveränität zurückerhalten...Deswegen aus meiner Sicht sehr begrüßenswert, wennn Britannien am Donnerstag damit den Anfang macht, und sagt Yes zum Brexit..
Niemand braucht einen EU-Superstaat, außer die davon hauptsächlich profitieren, wie die Lobbyisten der internationalen Banken und Konzerne, und der ihnen hörigen Politiker, die dieses Bürokratiemonster ohne Zustimmung der deutschen und britischen Steuerzahler ins Leben gerufen haben..
Eine Freihandelszone innerhalb Europas genügt vollauf, EU bzw.Globalisierung der Wirtschaft und die diversen Handelsabkommen wie CETA/TTIP schaffen langfristig mehr Verlierer als Gewinner, mehr soziale Ausgrenzung etc., auch an das sollte der zitierte Brite namens Dennis Abbott trotz Einzelschicksal denken!!
Einschüchterungs-und Angstszenarien seitens der EU-Politiker sind einer sachlichen Analyse wenig hilfreich, kein sog.Normalbürger hat die Politiker je aufgefordert, einen EU-Superstaat zu schaffen, gleiches gilt für den Euro!!

birkhahn, Samstag, 18.Juni 2016, 19:48 Uhr

6.

Die Briten werden nicht austreten. Alles nur Gedöns. Dei Abstimmung wird so gesteuert das es passt.

  • Antwort von Banker, Sonntag, 19.Juni, 00:25 Uhr

    Die Milliardäre werden schon dafür sorgen. Die lassen sich doch ihre guten Geschäfte nicht kaputt machen.