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Staatsakt in den Marken Italien nimmt Abschied von den Erdbebenopfern

Bischof Giovanni D'Ercole forderte die Trauernden bei der Messe in der Stadt Ascoli Piceno auf, die Kraft zu finden, Häuser und Gemeinden wieder aufzubauen. Staatspräsident Sergio Mattarella besuchte zuvor das völlig zerstörte Städtchen Amatrice. Am Tag der nationalen Trauer werden in ganz Italien die Flaggen auf halbmast gesetzt. In der vergangenen Nacht ist das Katastrophengebiet in Mittelitalien nochmals von Nachbeben der Stärke vier erschüttert worden. Die Zahl der Opfer des Bebens stieg auf 290.

Von: Tassilo Forchheimer

Stand: 27.08.2016

Helfer in Accumoli | Bild: dpa-Bildfunk

Mit einem bewegenden Staatsakt hat Italien der Opfer des verheerenden Erdbebens gedacht. An dem Staatsbegräbnis nahmen auch Präsident Sergio Mattarella und Ministerpräsident Matteo Renzi teil. Bischof Giovanni D'Ercole sagte zu der Gemeinde: "Fürchtet euch nicht, euer Leid herauszuschreien, aber verliert nicht den Mut. Zusammen werden wir unsere Häuser und Kirchen wieder errichten. Zusammen werden wir darüber hinaus Leben in unsere Gemeinden zurückbringen." In der Sporthalle waren 35 Särge aufgestellt. Dort verabschiedeten sich Freunde und Angehörige von den Opfern.

Die Zahl der Toten ist inzwischen auf 290 gestiegen, verletzt wurden fast 400. Die Hoffnung, noch Überlebende unter den Trümmern zu finden, schwindet von Stunde zu Stunde.

Bei der heutigen Zeremonie wurde vor allem der Opfer in den Marken gedacht. In der noch stärker betroffenen Region Latium wird die Trauerfeier erst im Lauf der kommenden Woche stattfinden. Sehr wahrscheinlich unter freiem Himmel, weil im besonders stark zerstörten Ort Amatrice keine Kirchen mehr existieren. Die Verstorbenen hätten dennoch ein Recht darauf, in ihrer Gemeinde bestattet zu werden, so Bürgermeister Sergio Pirozzi. Neben den Toten sollen auch künftig die Lebenden einen Platz in ihrer Heimat haben, meint er.

"Wenn die Bürger nicht weglaufen, läuft der Bürgermeister auch nicht weg. Der Bürgermeister sagt heute zu Italien, der Welt und vor allen Dingen zu Amatrice: Wir bleiben hier, denn es gibt keine Nacht, die so lange dauert, dass sie der Sonne verbietet, aufzugehen. Ich bin sicher, Amatrice wird wieder auferstehen. Das sind wir unseren 205 Opfern schuldig."

Bürgermeister Sergio Pirozzi

Im historischen Zentrum des Ortes ist kein Gebäude mehr intakt. Bis vor zwei Tagen gehörte Amatrice zu den "schönsten Dörfern Italiens". Viele der dort Verstorbenen müssen erst noch identifiziert werden. Bei Erdbebenopfern, die teilweise metertief unter Schutt begraben waren, sei das ein durchaus schwieriges Unterfangen:

"Dieses Team setzt sich zusammen aus Ärzten, aus  Leuten, die Fingerabdrücke nehmen und die Fotos der Leichname identifizieren. Außerdem gibt es Daktyloskopen, das sind die, die die Fingerabdrücke identifizieren. Dann sind da Biologen, Psychologen, all die, die gebraucht werden, um diese komplizierte Arbeit zu machen."

Leonardo Nuccetelli, Polizist aus dem Identifizierungsteam

Landesweit mehren sich unterdessen die Forderungen nach Konsequenzen in all jenen Fällen, in denen neue, vermeintlich sichere Bauten der Gewalt des Erdbebens nicht standgehalten hätten. Innenminister Angelino Alfano verspricht Aufklärung: "Leider ist alles eingestürzt, wir werden untersuchen, ob es Verantwortliche gibt."

Hilfen für die Opfer

Die Diskussion, was darüber hinaus getan werden kann, um ähnliche Katastrophen in Zukunft zu verhindern, ist erst am Anfang. Währenddessen entstehen von Tag zu Tag neue Initiativen zur Unterstützung der Betroffenen. Besonders spektakulär, weil einfach und zugleich genial: Bereits mehr als 700 italienische Restaurant in aller Welt wollen für ein Jahr die berühmten Spaghetti all’Amatriciana auf ihre Speisekarte setzen. Zwei Euro sollen pro verkaufter Portion den Erdbebenopfern rund um den Geburtsort des bekannten Nudelgerichts zu Gute kommen. Fast makaber: An diesem Sonntag sollte in Amatrice der 50. Geburtstag der weltbekannten Speise mit einem großen Dorffest gefeiert werden.


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Weigel Kathrin, Sonntag, 28.August 2016, 01:17 Uhr

1. Erdbeben

Im letzten Jahr sassen wir, 2 Familien aus Deutschland und 1 Familie aus Holland, die gemeinsam Urlaub in Montefalcone machten, auf der Piazza von Ascoli Piceno zusammen. Wir haben in diesem Jahr wieder gemeinsam den Urlaub verbrachten Montefiascone. Wir sind sehr traurig und sehr verbunden mit der Region. Wir sind ganz tief im Herzen bei allen Familien aus der Umgebung. Welch eine schöne Umgebung und jetzt eine so große Trauer. Wir sind traurig.

Große Anteilnahme aus Deutschland und Holland

Ö