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247 Tote nach Erdbeben in Italien Verzweifelte Suche nach Verschütteten

Nach offiziellen Angaben ist einen Tag nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien die Zahl der Toten auf 247 gestiegen. 264 Menschen wurden verletzt in Krankenhäusern behandelt. Rettungskräfte arbeiteten in der Nacht mit Scheinwerferlicht, um weiter nach Verschütteten zu suchen. Tausende Menschen mussten die Nacht bei Temperaturen um zehn Grad im Freien oder provisorischen Unterkünften verbringen.

Von: Hannes Kunz und Alexia Späth

Stand: 25.08.2016

"Es ist ein grenzenloser Schmerz", sagte der italienische Ministerpräsident Renzi. Es gehe um Lebensgeschichten, Menschen und Familien. Italien stehe nun solidarisch zusammen, um die großen Herausforderungen nach dem Erdbeben zu meistern. Dutzende Menschen werden noch vermisst. Davon sollen allein mehr als 30 unter den Trümmern eines Hotels liegen. Die Chancen, sie lebend zu finden, sinken. Viele Kinder waren unter den Opfern.

Schwierige Rettungsarbeiten

Es ist schrecklicher als befürchtet - eine Tragödie: Kein einziges Haus sei mehr bewohnbar. So beschreibt Stefano Petrucci, der Bürgermeister von Accumoli die Lage in seinem Ort. Das Bergdorf ist mit am schwersten vom Erdbeben betroffen. Die Bergung gestalte sich sehr schwierig, sagte ein Polizist. Helfer suchten auch in der Nacht teils mit bloßen Händen nach Verschütteten in den völlig zerstörten Häusern, kletterten mit Spürhunden über die Trümmer. Die Scheinwerfer der Bagger erleuchteten die Szenerie: Hausrat, Fernseher, zertrümmerte Möbel, Töpfe, Kleidungstücke lagen zwischen Trümmern der einstürzten Häuser.

Zeltstädte für Obdachlose

Für Hunderte Menschen ohne Dach über dem Kopf wurden in den Orten Pescara und Arquata del Tronto 50 Zelte aufgebaut. Altere Menschen und Kinder kamen in Sporthallen unter. Mehrere tausend Menschen sind in der Region zwischen Umbrien, Latium und Marken obdachlos. Bürgermeister Sergio Pirozzi aus Amatrice schätzt, dass bis zu 40.000 Menschen sich in Amatrice und den fast 70 umliegenden Dörfer aufgehalten haben.

"Wie nach einem Bombardement"

Das Erdbeben ereignete sich in der Nacht zu Mittwoch in der Provinz Rieti und war in ganz Mittelitalien bis nach Rom zu spüren. Sieben Jahre nach dem verheerenden Erdbeben in dem 30 Kilometer Luftlinie entfernten L'Aquila machten die Erdstöße in der Apennin-Gebirgsregion ganze Dörfer teils dem Erdboden gleich. Die Erdstöße, deren Epizentrum nahe der Ortschaft Norcia in der Provinz Perugia lag, erreichten nach Angaben des US-Erdbebenzentrum USGS eine Stärke von 6,2. Italienische Experten gaben die Stärke mit 6,0 an. Es folgten dutzende Nachbeben, das heftigste davon hatte eine Stärke von 5,3.

Kondolenz und Unterstützung

Aus allen Teilen Europas bekommt Italien Unterstützung angeboten. Kanzlerin Merkel und Bundespräsident Gauck drückten ihr Mitgefühl in Kondolenzschreiben aus - Bundesaußenminister Steinmeier betonte, Deutschland stehe in Trauer und Solidarität vereint an der Seite Italiens und sei bereit, Unterstützung zu leisten.

Beim bayerischen Innenministerium hieß es, Italien habe keine internationale Hilfe angefordert. Helfer wären in diesem Fall vorzugsweise von Bayern geschickt worden, da von hier der Weg am kürzesten ist.


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