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Ergebnisse des Bürgerdialogs Was macht das Leben in Deutschland lebenswert?

Ein gutes Einkommen, ein Gefühl von Sicherheit, eine intakte Natur – das ist es, was viele Deutsche unter hoher Lebensqualität verstehen. Erfragt hat das die Bundesregierung in ihren Bürgerdialogen. Die Ergebnisse werden nun im Bundeskabinett diskutiert.

Von: Daniel Pokraka und Claudia Grimmer

Stand: 26.10.2016

Bundesregierung im Bürgerdialog | Bild: picture-alliance/dpa|Daniel Karmann

Insgesamt beteiligten sich für den Bericht zum Bürgerdialog von April bis Oktober 2015 rund 16.000 Menschen online, per Post oder bei den 203 Bürgerdialogen. 400 Themen wurden insgesamt angesprochen. Am allerwichtigsten ist den Deutschen demnach der Frieden – und zwar, wie es im Bericht der Regierung steht, die Bewahrung des Friedens in Deutschland und der Einsatz für Frieden in der Welt. Außenminister Steinmeier sagt dazu: Das sei für ihn Bestätigung und Ansporn zugleich.

"Gut leben in Deutschland - was uns wichtig ist"

Danach stehen eigene Bedürfnisse im Vordergrund. Zum Beispiel: wie viel man selbst verdient, wie sicher der Arbeitsplatz ist oder, ob der einzelne auch genug Zeit für die Familie hat. Außerdem nennen die Deutschen im Bericht, dass ihnen die Freiheit zur persönlichen Entfaltung, das Gefühl von Sicherheit und Solidarität wichtig ist. Insgesamt 21 Aspekte wurden von den Bürgern als Faktoren für eine gute Lebensqualität häufig genannt. Hintergrund für die Befragung der Menschen war das im Koalitionsvertrag fixierte Ziel, die Politik "stärker an den Werten und Zielen der Bürger auszurichten".

Bundeskanzlerin Angela Merkel im Oktober 2015 beim Bürgerdialog in Nürnberg

"Die Bundesregierung hat aus dem Dialog gelernt, was den Menschen wichtig ist. Das sind allen voran Fragen nach Frieden, nach Sicherheit, aber auch sehr viele Fragen nach Teilhabe, nach Gerechtigkeit und nach der Frage: Wie ist mein Zugang zum Bildungssystem? Was bedeutet das für mein Leben? Es hat auch sehr viele Themen gegeben, die natürlich mit den Möglichkeiten zu tun gehabt haben, sich auf der lokalen Ebenen zu engagieren, das ist klar. Aber ich persönlich war auch überrascht, dass es sehr viele Menschen gibt, die einfach mitdenken und wollen, dass möglichst viele am gesellschaftlichen Leben teilhaben können und sich einbringen können."

Bundeskanzlerin Angela Merkel

Die Statistik zur Meinungsumfrage

Statistisch gesehen lag der Bruttomonatsverdienst im Jahr 2015 in Deutschland bei 3612 Euro im Monat. Damit stieg er von Jahr zu Jahr durchschnittlich an. Alleine im Vergleich zum Vorjahr um 32,60 Euro. Der Verdienstabstand von Männer und Frauen lag dabei immer noch bei 21 Prozent, so das Bundesamt für Statistik. Die Branchen mit den höchsten Verdiensten waren, laut Bundesamt für Statistik, im Jahr 2015 die Bereiche "Energieversorgung", "Information und Kommunikation" und "Erbringung von Finanz- und Versicherungsdienstleistungen". Hier verdienten die Beschäftigten im Monat durchschnittlich zwischen 4 813 und 4 839 Euro brutto. Die niedrigsten Bruttomonatsverdienste wurden im "Gastgewerbe" mit 2 183 Euro gezahlt. Nicht umsonst befürchtet auch die Regierung durch den Bericht ein stärkeres Auseinandertriften der Gesellschaft in arm und rein. "Sowohl die Einkommen als auch die Vermögen waren zuletzt ungleicher verteilt als in den 1990er-Jahren“, fasst der Bericht zusammen.

Bildung ist den Deutschen wichtig

Erstsemester-Studenten

Weitere Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität sind für die Deutschen zum Beispiel Chancengleichheit im Bildungssystem – und: bezahlbare Wohnungen; entsprechend sehen sie Handlungsbedarf in Städten wie München oder Frankfurt. Der Bildungsstand ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Hatten noch 2008 24,4 Prozent der Deutschen einen Fachhochschul- oder Hochschulabschluss, so stieg die Zahl im Jahr 2015 auf 29,5 Prozent. Einen Realschul- oder gleichwertigen Abschluss konnten 22,7 Prozent, auf einen Hauptschulabschluss 32,9 Prozent vorweisen.

Die Bürger fühlen sich relativ sicher

Dem Bericht zufolge, der dem Evangelischen Pressedienst vorliegt, lebt "in Deutschland die große Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger relativ angstfrei“. Über 80 Prozent der Befragten gaben an, sich nachts in ihrer Wohnumgebung eher sicher oder sehr sicher zu fühlen. Bei der Furcht vor spezifischen Straftaten verhält es sich ähnlich. Auch sind sie gar nicht oder nur leicht beunruhigt, Opfer von Raub, Einbruch, Körperverletzung oder sexueller Belästigung zu werden. Eins allerdings macht viele Menschen gleichermaßen wie der Bundesregierung Kopfzerbrechen: die geringe Aufklärungsquote bei Diebstählen.

Das Bundeskabinett berät heute den Bericht "Gut leben in Deutschland". Wegen der unterschiedlichen Bedingungen wurde kein Ranking erstellt. Die Bundesregierung hat nach einer Bewertung von Wissenschaftlern dann in einem zweiten Schritt 46 Indikatoren für gute Lebensqualität in zwölf Themenbereichen erstellt, die nun Grundlage für künftige Vorhaben sein sollen.

Im Dialog mit Merkel

Die Bundesregierung hat im vergangenen Jahr die Bürgerdialoge in ganz Deutschland abgehalten – in Bayern gab es Veranstaltungen in München, Nürnberg, Augsburg und zum Beispiel auch in Landshut, Mittenwald oder Bad Staffelstein. Oft war Kanzlerin Merkel oder ein Minister anwesend. Entstanden ist daraus ein über 300 Seiten starker Bericht zur Lebensqualität in Deutschland, der der Regierung helfen soll, ihre Politik stärker auf die Werte und Ziele der Bürger auszurichten.


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Madduschek, Mittwoch, 26.Oktober 2016, 17:28 Uhr

22. Gut leben in Deutschland?

Von welcher (Einkommens)Gruppe sprechen wir hier eigentlich?
Was ist mit denen, die aufgrund von (oft unverschuldeter) Arbeitslosigkeit, Krankheit oder schlicht nicht vorhandener Jobs am anderen Ende der Skala stehen? Und das sind beileibe nicht wenige und treffen kann es jeden jederzeit.

Ich kann die schrägen Aussagen unserer Regierung echt nicht mehr ernst nehmen. Heute z.B. wieder so ein Hammer in den Medien (Süddeutsche, FAZ): Die "Regierung warnt vor stark zunehmender Altersarmut... betroffen seien vor allem Geringverdiener; diese sollten mehr PRIVAT vorsorgen"! Frage: Wovon?
Das ist ja ungefähr so, als würde man einem hungernden Kind in Äthiopien empfehlen, einfach mehr zu essen.

Absurder geht's echt nimmer. Halt! Ich vergaß die Blockflöten...!

Barbara, Mittwoch, 26.Oktober 2016, 14:40 Uhr

21. In München sind mehr als 80.000 Menschen bei der Sozialhilfe!

Die tatsächliche Zahl dürfte doppelt so hoch oder noch höher sein, weil nicht jeder in Armut Lebende gleich zum Sozialamt geht!

Schaumburger, Mittwoch, 26.Oktober 2016, 14:27 Uhr

20. Was macht das Leben in D lebenswert ?

Wenn endlich mal mit der Steuerverschwendung aufgehört wird. Dann geht es uns allen viel besser!

Atze, Mittwoch, 26.Oktober 2016, 13:27 Uhr

19. Werte der Bürger

Die Politik mehr an den Werten der Bürger ausrichten, das sollte Ziel der Befragung sein.Das heisst ja im Endeffekt, man hat es bisher nicht getan!! Ausserdem, wenn die Politiker die Werte nicht kennen, haben wir dann die falschen gewählt??Wähnten wir uns etwa von den Politikern verstanden?Dann müssen die Politiker entweder eine andere Sprache sprechen oder ihr Leben ist anders oder beides.Ich glaubs nicht...

Hassan, Mittwoch, 26.Oktober 2016, 12:53 Uhr

18. So gut wie jetzt ging es uns noch nie.

So gut wie jetzt ging es uns noch nie, sagte die Gans kurz vor Weihnachten. Ohne die groben Fehler von Frau Merkel würde man sich in Deutschland deutlich wohler und sicherer fühlen. Mit dem EUR und bei Null Zinsen kann man für das Alter keine private Vorsorge aufbauen. Wenn man es trotzdem versucht, dann wird die private Altersvorsorge angerechnet, versteuert und mit Sozialabgaben belastet. Wenn die NATO so weiter macht, die Russen und die Chinesen ständig einkreist und provoziert, dann brauchen wir vielleicht gar keine private Altersvorsorge mehr.