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Wer darf in England bleiben? Müssen EU-Bürger raus aus dem Königreich?

Als Favoritin für die Cameron-Nachfolge gilt die derzeitige Innenministerin Theresa May. Doch bei den Briten scheint nichts wirklich sicher zu sein. Was derzeit viel mehr interessiert ist, wie mit EU-Bürgern in England demnächste verfahren wird.

Von: Jens-Peter Marquardt

Stand: 05.07.2016

Eine britische Fahne weht in London, Großbritannien, vor dem berühmten Uhrturm Big Ben. Die Uhr auf dem Urm zeigt einige Minuten nach Zwölf an. | Bild: picture-alliance/dpa

Wie geht es weiter mit den EU-Bürgern in Großbritannien? Können sie bleiben, auch wenn das Land aus der EU austritt? Und was wird dann aus den Briten, die auf dem Kontinent leben? Dieses Thema hat plötzlich Brisanz bekommen, bei der Entscheidung über den neuen konservativen Parteivorsitzenden und Premierminister. Andrea Leadsom, Staatssekretärin im Energieministerium und inzwischen zum Geheimfavoriten bei der Wahl avanciert, sagt, sie garantiere, dass alle EU-Bürger, die jetzt auf der Insel seien, auch in Zukunft bleiben könnten.

Wer da ist kann bleiben

Auch Stephen Crabb, der Sozialminister, ein Mann mit Außenseiterchancen für den Cameron-Posten, will die EU-Bürger in Großbritannien nicht der Ungewissheit der Austrittsverhandlungen aussetzen.

"Es wird nicht so sein, dass wir eine Art Checkpoint Charlie Szenario bekommen und wir anfangen, Leute auszutauschen. Ein neuer Premierminister einer zivilisierten Gesellschaft wird die EU-Bürger in Großbritannien nicht zum Spielball der Verhandlungen machen, auch wenn diese Verhandlungen sehr hart werden."

Stephen Crabb, britischer Sozialminister

Drei Millionen EU-Bürger leben derzeit in Großbritannien, 1,2 Millionen Briten im Rest der EU. Polnische Staatsbürger stellen mit Abstand die größte Gruppe auf der Insel, gefolgt von den Iren, während sich die meisten Auslands-Briten in Spanien und Irland aufhalten. Auch 300.000 Deutsche leben in Großbritannien, und 100.000 Briten in Deutschland. Mit dem Austritt und damit dem Ende der EU-Freizügigkeit steht ihr Status auf dem Spiel, aber auch Kandidat Liam Fox fordert eine Übereinkunft, die beiden Seiten den Aufenthaltsstatus garantiert. Nur Theresa May, die Innenministerin und Favoritin für die Cameron-Nachfolge, zögert noch mit einer solchen Garantie.

Theresa May, britische Innenministerin

"Es wird Verhandlungen über diese Frage geben. Momentan bleibt erst einmal alles, wie es ist, aber wir müssen diese Frage in die Austrittsverhandlungen einbeziehen."

Theresa May, britische Innenministerin

Die Furcht der Innenministerin: Sollte es einen Termin für das Ende der Freizügigkeit geben, könnte es vor diesem Stichtag zu einem Run von EU-Bürgern nach Großbritannien kommen. Deshalb lässt sie auch den zukünftigen Status der jetzt auf der Insel lebenden EU-Ausländer offen.

Nachfolger oder Nachfolgerin von Cameron gesucht

Die 330 konservativen Abgeordneten im Unterhaus können noch bis 19 Uhr deutscher Zeit darüber abstimmen, welchem Kandidaten sie den Vorzug geben. Gegen 20 Uhr wird dann fest stehen, wer die wenigsten Stimmen in diesem ersten Wahlgang bekommen hat und aus dem Rennen ausscheidet. Der nächste Wahlgang findet am Donnerstag statt. Mögliche weitere Wahlgänge in der kommenden Woche, bis am Ende zwei Bewerber übrig bleiben, über die dann die 150.000 Mitglieder der Konservativen per Briefwahl entscheiden. Erst am 9. September wird fest stehen, wer die Nachfolge Camerons antritt. Und erst dann werden die EU-Partner erfahren, wer die Austrittsverhandlungen führen wird.   


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Volker Newtonabbey, Freitag, 08.Juli 2016, 11:33 Uhr

2. Zwischenloesung

May kann ja zwei in Schritten vorgehen, um einen "neuen Run" auf GB zu vermeiden:

1. Uneingeschraenkte Garantie fuer alle EU Buerger, bis zum Referendum in GB ihre Freizuegigkeit in Anspruch genommen haben. Nachweis z.B. mit Gehaltsabreichnung.

2. Der Status der EU Buerger, die nach diesem Datum nach GB gekommen sind, bleibt hingegen offen, abhaengig von den Verhandlungen mit der EU.

Damit waere allen geholfen, und auch die "Brexit" Leute wahren ihr Gesicht.

MarieS, Dienstag, 05.Juli 2016, 14:18 Uhr

1. Weit- und umsichtige Therasa May

Die Befürchtung von Theresa May, dass es vor einem Stichtag zu einem Run kommen könnte und sie sich noch nicht hinsichtlich der Frage der Freizügigkeit festlegen möchte, ist m.M. nach ein Zeichen für ihre Befähigung für die Nachfolge von David Cameron.