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Jamaika-Sondierungen Bei Union, FDP und Grünen hängt der Haussegen schief

Politiker der Jamaika-Parteien sitzen zusammen, um über die konfliktträchtigen Themen Asyl und Zuwanderung sowie Umwelt und Klima zu sprechen. Doch vorher müssen die Verhandler das Porzellan aufkehren, das gestern zerschlagen wurde.

Von: Daniel Pokraka

Stand: 26.10.2017 | Archiv

Grafik: Symbolbild Jamaika-Parteien | Bild: Bayerischer Rundfunk

Sondierungen sind dafür da, nach vorn zu schauen, im Idealfall auf vier gemeinsame Regierungsjahre. CDU, CSU, FDP und Grüne wollen heute über Asyl und Zuwanderung, Klima und Umwelt sprechen. Doch zuvor müssen sie heute offenbar erst zurückblicken, auf ihre erste inhaltliche Sondierungsrunde über Steuern und Finanzen.

Özdemir: "Mutwillig interpretieren" geht nicht

Grünen-Chef Cem Özdemir sagte vor Beginn der heutigen Sondierungsrunde, es gehe nicht, dass man sich auf gemeinsame Papiere verständige und einzelne Teilnehmer diese dann „sehr mutwillig in ihrem Sinne interpretieren.“

Was war passiert? Bei der Sondierungsrunde am Dienstagabend war ein Papier mit steuerlichen Entlastungsmöglichkeiten entstanden, darunter der „Abbau des Solidaritätszuschlags“. Nach Lesart von FDP-Vize Kubicki bedeutete das, der Soli werde „in dieser Legislaturperiode komplett abgebaut.“ Dem widersprach nur wenig später der frühere Grünen-Chef und Finanz-Verhandler Trittin. Er sei, was einen kompletten Abbau des Solidaritätszuschlags angeht, sehr pessimistisch.

Kubicki: Teilergebnisse nicht infrage stellen

Das wiederum erzürnte die FDP. Parteivize Kubicki warf den Grünen vor Beginn der heutigen Sondierungsrunde vor, wenn man Teilergebnisse infrage stelle, dann könne man sich die Sondierung auch sparen.

Einigkeit zwischen allen Jamaika-Parteien herrscht dagegen in der Einschätzung, dass die heutige Verhandlungsrunde schwieriger wird als die am Dienstag. Zuwanderung, Klima, Bildung – CSU-Landesgruppenchef Dobrindt sprach von echten thematischen Schwergewichten und warnte die wartenden Journalisten, es werde ein langer Tag.

Dobrindt: Bei Zuwanderung ist Unions-Papier maßgeblich

Dobrindt (CSU): Nicht von unserer Linie abweichen

Der Themenkomplex Flüchtlinge/Asyl/Zuwanderung ist für die CSU der zentrale. Dobrindt machte deutlich, dass hierzu das zwischen CDU und CSU abgestimmte Papier (grundsätzlich Begrenzung auf 200.000 Flüchtlinge, aber Verzicht auf das Wort „Obergrenze“) für ihn maßgeblich sei. Dobrindt kündigte an, von dieser Linie werde nicht abgewichen; bewegen müssten sich die Grünen.

Göring-Eckhardt (Grüne), Kubicki (FDP): Einig darüber, mit der Union beim Thema Obergrenze uneins zu sein.

Die sehen das ganz anders. Fraktionschefin Göring-Eckardt sagte, zu verkünden, man müsse sich auf die Einigung zwischen CDU und CSU verständigen, habe mit einer vernünftigen Verhandlung nichts zu tun. Ähnlich hatte sich am 10. Oktober schon FDP-Unterhändler Kubicki geäußert. Die Grünen ärgern sich außerdem darüber, dass ausgerechnet in der Woche der ersten inhaltlichen Sondierungen ein weiterer Abschiebeflug nach Afghanistan stattfand. Göring-Eckardt sagt, darin hätten mitnichten nur schwere Straftäter gesessen.

Fehlt das Grundvertrauen?

Der Ton ist also rauer an diesem zweiten inhaltlichen Sondierungstag, zumindest vor Beginn der voraussichtlich stundenlangen Sitzung. Ob es hinter verschlossenen Türen harmonischer und kompromissbereiter zugeht? Der Jamaika-erfahrene FDP-Vize Kubicki aus Schleswig-Holstein jedenfalls sagt:

"Es fehlt hier an Grundvertrauen zwischen den Verhandelnden."

Wolfgang Kubicki


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drahtesel, Freitag, 27.Oktober 2017, 00:34 Uhr

4. Sondierung

Sind sich die "kleinen" Parteien darüber im Klaren, dass sie keine großen Töne spucken sollten. Das steht ihnen nicht zu.

Frank Cebulla, Donnerstag, 26.Oktober 2017, 19:54 Uhr

3. In Deutschland hängt der Haussegen schief, seit 12 Jahren?

Das was jetzt in Berlin abgeht ist die pure Verzweifelung der Betroffenen.
Frau Merkel wurde abgewählt mit ihrer linken Politik gegen Alt-D. Nun will sie unbedingt D immer weiter in den Abgrund stürzen.
FDP und Grüne wollen endlich an die Futtertöpfe".
Das was jetzt in Berlin abgeht ist "berliner Schauspielkunst" mit Unwahrheiten garniert.
Als Altbürger stehe ich nur noch fassungslos vor dieser DDR-artigen Politik und habe Angst das die Merkel"diktatur" weiter geht.
Bürger erleben gerade etwas in D (HH, NRW,B u.s.w.) was man in den schlechtesten Alpträumen sich nicht vorstellen konnte und alle Me... sind still und berichten "merkelkonform".
PS: Grüne und FDP gibt es im Osten D nicht mehr
Frau Merkel sollte endlich den weg frei machen, wenn sie einen Charakter hätte, ggf auch für Neuwahlen.

thorie, Donnerstag, 26.Oktober 2017, 18:20 Uhr

2. abwarten

heute machen die noch alle tamtam.

morgen werden die einen zugeständnisse machen, damit angies macht nicht gefährdet wird, ...die anderen, damit sie endlich mal wieder an der regierung sind!

betrug am wähler (jeder der parteien) wirds ja eh !

ok ok ! in der demokratie nennt sich das dann nicht "betrug" .... die nennen es dann "kompromiss" !!

das macht das ergebnis dann nicht besser !

EMGI, Donnerstag, 26.Oktober 2017, 14:47 Uhr

1. Blaues Wunder

Schon der Kompromiss zwischen CDU und CSU ist für jeden vernünftig denkenden Menschen eine Zumutung und geht hinter das zurück, was seit einem Jahr real gelebt wird. Sollte das noch weiter zusammengestrichen werden, dann sehr geehrte CSU werden Sie bei der Landtagswahl 2018 Ihr Blaues Wunder erleben. Das wird der Wähler in einer Art und Weise abstrafen, die können Sie sich heute noch gar nicht vorstellen.

  • Antwort von Wähler, Donnerstag, 26.Oktober, 15:43 Uhr

    Das sehe ich genauso, Nach den letzten 2 Jahren Hinhaltetaktik der GroKo muss nun bei dieser Regierung endlich mal etwas passieren.
    Wenn die Grünen sich weiter auf so einem hohen Ross befinden, werden sie bei der nächsten Wahl ihr blaues Wunder erleben.

  • Antwort von Zwiesel, Donnerstag, 26.Oktober, 17:11 Uhr

    @Wähler:
    Und drauf auf die Grünen. Oder können Sie Beispiele nennen für Ihre pauschale Beschimpfung? Was muss passieren? Oder geht es Ihnen gar nicht um Inhalte?

  • Antwort von winfried, Donnerstag, 26.Oktober, 18:13 Uhr

    @Zwiesel ... >>Oder geht es Ihnen gar nicht um Inhalte?<< ... Welche Inhalte ?! ... Der Text oder Protokollauszüge werden nicht veröffentlicht, wären zudem nur für Insider verständlich ... aber ... die Wirkung von Politik spüren die Menschen. Aktuelles Beispiel die ca. 4.000 Mitarbeiter der in Konkurs gegangenen Air Berlin für deren Transfergesellschaft ca. 40 Mio. € öffentliche Gelder verwehrt werden. Dagegen sind ca. 30 Mrd. € (20 Bund / 10 Länder) für Integrationskosten in 2017 eingeplant.
    P.S.: Beim Beispiel "Air Berlin- Transfergesellschaft" ist für die betroffenen MitarbeiterInnen völlig egal, wer und aus welchem Grund die Beihilfe versagt.

  • Antwort von Martin, Donnerstag, 26.Oktober, 19:47 Uhr

    @ EMGI
    "Das wird der Wähler in einer Art und Weise abstrafen, die können Sie sich heute noch gar nicht vorstellen. "
    Ich werde das meine dazu beitragen, versprochen.