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Ausbildungsjahr 2016 Keine Frage des Angebots, sondern der Nachfrage

11.000 junge Menschen sind auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz in Bayern. Das klingt viel. Doch dem gegenüber stehen 27.000 offene Stellen - eine Diskrepanz, die Fragen aufwirft.

Von: Karsten Böhne und Oliver Fenderl

Stand: 01.09.2016

Flüchtlinge in der Lernwerkstatt auf dem Gelände der Bayernkaserne | Bild: picture-alliance/dpa

Jetzt geht es in den Endspurt, für Bewerber und Unternehmen. Freie Stellen gibt es noch in fast allen Branchen. Verkäufer und Köche werden genauso gesucht wie Metzger und Bäcker. Doch die Jugendlichen interessieren sich immer für die gleichen Berufe: KFZ-Mechatroniker, Einzelhandelskauffrau oder Verkäufer stehen besonders hoch im Kurs. Der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Handwerkstages, Lothar Semper, rät dazu, auch andere Bereiche im Blick zu haben.

"Das ist nach wie vor leider ein Problem, dass sich auf die Top5 oder Top10 eine große Zahl von Jugendlichen verteilt und viele Ausbildungsberufe wie zum Beispiel der des Chirurgiemechanikers gar nicht bekannt ist, obwohl erhebliche Chancen und Perspektiven bieten."

Lothar Semper, Bayerischer Handwerkstag

Studium ist nicht immer der Königsweg

Rein rechnerisch gibt es für jeden Jugendlichen derzeit 2,5 offene Lehrstellen. Das bedeutet auch, dass dieses Jahr wieder viele Ausbildungsplätze offen bleiben. Das Handwerk rechnet damit, dass die Unternehmen bis zu 5.500 Stellen nicht besetzen können.

"Viele junge Leute sind sich nicht im Klaren darüber, dass die Gefahr von Arbeitslosigkeit bei einer Kombination von betrieblicher Aus- und Weiterbildung geringer ist als bei Akademikern. Häufig verdient eine Fachkraft keineswegs schlechter als jemand, der eine Hochschule besucht hat"

Eric Schweitzer, DIHK-Präsident

Auch auf Bundesebene herrscht das Problem: Deshalb hat Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles Unternehmen zur Einstellung von schwächeren Azubis aufgerufen. Unternehmen sollten auch jenen eine Chance geben, die sie auf den ersten Blick nicht einstellen würden. Der Bund stelle über die Bundesagentur für Arbeit Fördermöglichkeiten bereit. Zudem müsse die Ausbildung attraktiv sein. Im gesamten Bundesgebiet waren zuletzt noch rund 170.000 Plätze unbesetzt, was einem Mangel in jedem dritten Ausbildungsunternehmen entspricht.


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Amelia, Donnerstag, 01.September 2016, 12:26 Uhr

4. Lehrstellen

Nun rächt sich die jahrelange Spotthaltung gegenüber arbeitsintensiven Berufen! Zum Weiteren kommt dazu, dass insgesamt die Kinder und Jugendlichen heute kaum noch Arbeit kennen und auf derartige Anforderungen mit Panik reagieren, als sei Arbeit eine persönliche Foltermethode. Zum Dritten ist natürlich die Bezahlung zu sehen. Nur ein selbständiger Meister, der hohe Qualität bietet, fährt ordentlich "Gewinn" ein und bis dahin ist es ein weiter Weg. Das Wort "Vorleistung" existiert kaum noch. Es wird auch immer übersehen, dass ein Professor zwar mehr verdient, dass es aber solche Stellen fast nicht gibt und somit der Verdienst gegen 0 ginge.

Anna, Donnerstag, 01.September 2016, 12:00 Uhr

3. Ausbildung

Ich habe meine Bäckerausbildung vor genau 23 Jahren erfolgreich bestanden. Ich gebe dir in allen Recht. Leben kannst du damit nicht wirklich. Die Arbeit ist auch nur was für Personen, die auch eine Leidenschaft zum Beruf haben. Ich habe mit 27 Jahren umschulen müssen, war aber sehr gerne Bäcker. Leier ist das Handwerk auch kein Handwerk mehr so wie ich es noch kennengelernt habe. SB- Backwaren an jeder Ecke mit Verkäufern, die nicht mal wissen, wie eine Brezen aussehen und schmecken soll. Mit den Händen, ohne Maschinen etwas herstellen ist nicht "gefragt". Auch will man für richtiges Handwerk nicht zu viel bezahlen, beziehungsweise kann es bezahlen. Deutsche Wertarbeit gibt es so schon lange nicht mehr. Schade

M. Mayer, Donnerstag, 01.September 2016, 09:49 Uhr

2. Ausbildungsplätze

Kein Koch, kein Metzgereifachverkäufer, kein Bäcker etc. kann in München und anderen Städten, eine Wohnung bezahlen. Während der Ausbildungszeit nicht und danach auch nicht. Dieser Einkommenssektor kann sich diese Mieten nicht leisten. Und Familiengründung ist mit diesem Gehalt nicht möglich. Nach Bezahlung der Miete würde nicht mehr viel übrigbleiben. Von der privaten Altersvorsorge ganz zu schweigen .Das ist ein wesentlicher Grund, weswegen junge Menschen diese Berufe meiden.

H. Weber, Donnerstag, 01.September 2016, 08:24 Uhr

1. Lehrstellen ?

Es werden als Ausbildungsplätze, Metzger und Bäcker genannt. Wo soll die Ausbildung denn stattfinden? In den Schlachtfabriken oder in den Backstraßen?

  • Antwort von wm, Donnerstag, 01.September, 09:51 Uhr

    Billige Arbeitkräääfte!!!