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US-Wahl Zuwanderer als Zünglein an der Waage

Eine Besonderheit der Wahlen in diesem Jahr in den USA: Minderheiten könnten das Ergebnis mitbestimmen wie noch nie. Besonders Einwanderer aus Lateinamerika sind als Wähler immer zahlreicher geworden – allerdings zögern sie bislang, diese Macht auch einzusetzen. Organisationen wollen das ändern, zum Beispiel in Arizona.

Von: Jan Bösche

Stand: 03.11.2016

Werben um Latinos | Bild: Jan Bösche

Enrico und Magdena vor verschlossenen Türen

Enrico und Magdena klopfen an diesem Morgen an viele Türen. Sie sind unterwegs in Maryvale, einem Stadtteil von Phoenix in Arizona. Ihre Aufgabe: Latinos bewegen, zur Wahl zu gehen. Enrico hat von seiner Organisation "Promise Arizona" eine lange Liste bekommen: "Das sind registrierte Wähler. Wir haben ihre Adressen Anfang des Jahres bekommen. Neue Wähler, neu registrierte Wähler."

Viele sind aber nicht zu Hause, einmal hat er Glück: Eine Frau erzählt, sie habe schon gewählt.

"Einige sind begeistert, sie wollen, dass ihre Stimme gehört wird. Andere sind schwieriger. Sie glauben nicht, dass wählen hilft, denken, dass die Wahl manipuliert ist. Ich will sie zumindest für einen Teil der Wahlen interessieren."

Wahlwerber Enrico

2012 ging nicht einmal die Hälfte der Berechtigten zur Wahl

Enrico ist einer von zahllosen Freiwilligen, die ein Ziel haben: Latinos zu Wählern zu machen. Beispiel 2012: Damals waren in Arizona über 900.000 Latinos wahlberechtigt, aber weniger als die Hälfte gab auch wirklich ihre Stimme ab. Diesmal soll sich das ändern.

Michael Nazario arbeitet für den Verein "ACE": "14 Organisatoren haben über 154.000 Wähler registriert. Das wird bei diesen Wahlen etwas bewegen."

154.000 potenzielle Wähler werden gesucht

Die Zahl der Latinos in den USA wächst, sie sind jung - viele mögliche Stimmen. Profitieren können davon hauptsächlich die Demokraten, und die jungen Organisatoren hier in Arizona machen auch kein Hehl daraus, dass das ihr Ziel ist. Ihr bestes Argument: Die Hetze des Republikaners Trump gegen Mexikaner. Und die Mauer, die er bauen will.

Es geht nicht nur darum, Trump zu verhindern

Es geht aber nicht nur um Trump: Rund um Phoenix will sich Sheriff Joe Arpaio wieder wählen lassen, ein Republikaner. Er machte Schlagzeilen, weil er Häftlinge in rosa Anzüge steckte und seine Deputies Leute jagen lässt, die keine legalen Papiere haben. Für die Praxis muss er sich vor Gericht verantworten.

"Er hat unsere Familien getrennt, seine Macht missbraucht, durch racial profiling. Genug ist genug. Unsere Familien sagen, das war's."

Wahlwerber Michael Nazario

Unverhohlene Drohung im Fenster

Für Arpaio könnte es in der Tat knapp werden. Das wäre ein Beweis, welchen Einfluss die Latinos als Wähler gewonnen haben. Warum haben sie den nicht schon vorher genutzt? Stephanie Vasquez erklärt das am Beispiel ihrer ihren Eltern: "Wählen bedeutet: Eintreten für das, an das man glaubt. Sagen, was gut und schlecht ist. Etwas dafür unternehmen. So bin ich nicht erzogen worden."

Die Jungen brechen mit den Traditionen

Traditionell höre man auf Autoritäten. Und weil viele Latinos seit Jahren ohne Papiere hier leben, habe sich außerdem eine Kultur des Versteckens entwickelt.

Junge Leute wie Vasquez wollen das ändern - und sie glauben, es in diesem Jahr geschafft zu haben. Sie sagt, das zu beobachten sei aufregend - das Wort reiche nicht aus. Allerdings: Ob auch die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton davon profitieren kann, ist noch offen. Eine Zeit lang lag sie in den Umfragen in Arizona vorn, zuletzt aber wieder Donald Trump. Es ist ein Kopf-an-Kopf-Rennen in einem Bundestaat, der lange als Hochburg der Republikaner galt.


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Erich, Donnerstag, 03.November 2016, 14:43 Uhr

1. Trump wirds!

Da gibts so gut wie keine Zweifel mehr.