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Merkel von Seehofer abgewatscht Warum der Eklat der Kanzlerin nützt

Die Kanzlerin auf großer Bühne abgekanzelt - was auf dem CSU-Parteitag passiert ist, lässt sich nicht mehr ungeschehen machen. Da kann Horst Seehofer erklären, was er will. Der Kanzlerin könnte es am Ende nützen.

Von: Nikolaus Neumaier

Stand: 22.11.2015 | Archiv

Seehofer und Merkel | Bild: picture-alliance/dpa

Am Tag danach, so scheint es, hat es dem CSU-Chef schon wieder etwas leid getan. Er lobte die Bundeskanzlerin überschwänglich. Doch das konnte die Wirkung des Auftritts vom Freitag nicht ungeschehen machen.

Unmut auch in den eigenen Reihen

Die Quittung: So wenige Stimmen für Seehofer bei der Wiederwahl zum Parteichef wie nie zuvor. Der Ministerpräsident hat auch dazu beigetragen, dass sich die CDU wieder um die Kanzlerin schart. Wo noch vor wenigen Tagen viele die eigene Chefin kritisierten, kennt die CDU augenblicklich nur noch Merkel-Unterstützer. Das Problem am CSU-Parteitag war wohl das Ausmaß des Stilbruchs. Wenn Seehofer es dabei belassen hätte, gegenüber der Kanzlerin klar die Position der CSU zu formulieren und Merkel dann höflich zu verabschieden - seine Basis hätte das als natürliche Pflicht des Parteivorsitzenden verstanden. Gerade deswegen, weil auch Angela Merkels Auftritt eine Provokation war. Doch weil Seehofer so lange und ausführlich die Kanzlerin kritisierte, kehrte sich das Empfinden bei den Delegierten um. Zuletzt überwog die Meinung, so geht man nicht mit der Kanzlerin um.

Unterstützung für Ruhestifter

Womöglich lässt sich damit auch das herausragende Ergebnis des Chefs der Konservativen im Europäischen Parlament, Manfred Weber, bei den Vorstandswahlen erklären. Der ruhige Weber bekam die meisten Stimmen. Er ist der Gegenentwurf zu Seehofer und Söder. Weber ist geradlinig aber kein Haudrauf. Weber setzt auf Teamplay und arbeitet nicht auf eigene Rechnung. In gewisser Weise hat ihm die CSU mit diesem Ergebnis den Auftrag erteilt, sich stärker in die Partei und damit auch in Landes- und Bundespolitik einzumischen. Ob Weber das Zeug zum Parteichef hat, ob er diese Aufgabe auch von Brüssel aus erledigen könnte, sind Fragen, auf die es noch keine Antwort gibt. Auf jeden Fall war es die CSU-Basis die am Wochenende das Reservoir ihrer Kronprinzen verbreiterte.

Kein Fortschritt in der Sache

Im wichtigsten politischen Themenfeld, der Flüchtlingspolitik, läuft ohnehin alles weiter im Sinn der CSU. Weil am Wochenende nämlich nicht nur Bundesinnenminister Thomas de Maizière, sondern auch SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann sich für Kontingente aussprach, wird die Umsetzung der CSU-Forderung nach Obergrenzen wahrscheinlicher. Schließlich bedeuten Kontingente nichts anderes, als dass genau festgelegt wird, wie viele Flüchtlinge innerhalb einer definierten Zeit nach Deutschland kommen dürfen. Kommen die Kontingente, bekommt auch die CSU, das was sie will. Was bleibt, ist die Erinnerung an einen sehr unfreundlichen menschlichen Umgang. Man darf gespannt sein, wie Seehofer nun in zwei Wochen auf dem CDU-Parteitag empfangen wird.


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