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Sicherheit in Rio Willkommen in der Hölle

Welcome to hell, willkommen in der Hölle – es gibt herzlichere Begrüßungen, als die, die Touristen Anfang Juli am internationalen Flughafen von Rio de Janeiro erleben. Wie steht es kurz vor Olympia um die Sicherheit in der brasilianischen Megacity?

Von: Anne Herrberg

Stand: 14.07.2016

Picture taken shows an aerial view of the Christ the Redeemer (Cristo Redentor) statue atop Corcovado Mountain overlooking the Sugarloaf Mountain (Pao de Acucar hill, C) in Rio de Janeiro, Brazil.  | Bild: picture-alliance/dpa

Rund 100 Polizisten und Feuerwehrmänner spielen Szenen nach von Schießereien, lassen sich reglos auf den Boden fallen. Allein in diesem Jahr seien bereits 58 Polizisten im Kampf gegen Drogengangs getötet worden, heißt es von den Behörden.

Täglich Arbeiten unter Lebensgefahr - und noch etwas anderes senkt die Motivation innerhalb der Polizei. Polizisten klagen darüber, dass sie seit Monaten keinen Lohn erhalten und auch für psychologische Betreuung kein Geld erhalten. Das wirkt sich natürlich entsprechend negativ aus auf die Sicherheit. Die Prognosen sind deshalb mitunter düster.

"Es gibt keine Sicherheit. Rio de Janeiro ist eine Schande. Was bitte sollen das für Olympische Spiele werden?"

Ronaldo Nunes, Polizist in Brasilien

Der Protest ging um die Welt

Die Regierung in Brasilia griff dem in Finanznot geratenen Bundesstaat Rio inzwischen unter die Arme. 85.000 Einsatzkräfte stehen bereit. Touristen bräuchten sich keine Sorgen zu machen, heißt das tägliche Mantra der Verantwortlichen; Olympia werde sicher. Doch was passiert abseits des Spektakels?

In Manguinhos im Norden von Rio haben sich Anwohner aus verschiedenen Favelas, den Armenvierteln von Rio, versammelt. Ihr Protest gilt auch der Befriedungspolizei, kurz UPP genannt. Seit 2008 haben diese Sondereinheiten der Landespolizei Favelas besetzt. Im Vorfeld von Weltmeisterschaft und Olympia sollte die Macht und Gewalt krimineller Banden eingedämmt werden. Doch den Bewohnern hat das keinen Frieden gebracht. Fatima dos Santo Pinho hält ein Transparent in der Hand, darauf das Foto eines jungen, dunkelhäutigen Mannes.

"2013, am 17. Oktober wurde mein Sohn Paulo Roberto in einer Seitengasse von der Befriedungs-Polizei umgebracht. Sie haben ihn zum Verhör dorthin geschleppt, ihn geschlagen bis er erstickte. Er sei ein Drogenhändler, hieß es, das stimmt nicht. Bis heute warten wir auf Gerechtigkeit."

Fatima dos Santo Pinho

Drogen und Waffenschmuggel sind die Hauptprobleme

Brasilianische Polizei überführt Drogenschmuggler

640 Menschen seien allein im vergangen Jahr von Polizisten getötet worden, heißt es im gerade veröffentlichten Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die meisten Fälle bleiben straflos. In Teilen der Landespolizei herrsche noch derselbe Korpsgeist wie zu Zeiten der Militärdiktatur, sagt José da Silva, der eigentlich anders heißt – als Mitglied der Polizei möchte er jedoch anonym bleiben.

Viele Polizisten, so meint er, seien dem Stress psychisch auch nicht gewachsen. Und so wächst das gegenseitige Misstrauen immer mehr. Fehlende Kontrolle, unterbezahlte Beamte – dazu die allgemeine wirtschaftliche Krise im Land. All das habe die Sicherheitssituation vor Olympia verschärft, glaubt José da Silva, das Grundproblem sei ein altes: Es fehle der politische Wille, die veralteten Strukturen zu reformieren und wirklich etwas am Status-Quo zu ändern. Das sagt auch Roberto Custódio, er ist 29 Jahre alt und lebt in der Favela Maré.

"Wo kommen die Waffen denn her? Wer verkauft und konsumiert die Drogen? Die wahren Banditen leben in den Villenvierteln, arbeiten in der Hauptstadt Brasilia. Wenn sie etwas ändern wollten, würden sie das tun."

Roberto Custódio

Roberto Custódio steht hinter einer Plexiglaswand, die mit Olympia-Aufklebern blickdicht gemacht wurde. Hinter ihm die Favela Maré, ein Labyrinth aus Backsteinen. Auf der anderen Seite braust die Autobahn vorbei, die den internationalen Flughafen mit dem Zentrum verbindet und Touristen Richtung Olympiapark bringt.


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Ich, Freitag, 15.Juli 2016, 08:09 Uhr

2.

"Das perfide Spiel mit der Wahrheit "

Leider kann man dort nicht "posten"
Lieber BR haltet euch doch selber an das was ihr an den Anderen kritisiert
Oder dürft ihr nicht anders?
Bringt nicht nur einen Teil der Wahrheit sondern die Ganze.

Ihr habt auch schon Spitzendokumentationen erstellt, leider laufen die zu einer Zeit in der das Publikum das ihr erreichen solltet schon schläft.
Müde von der Belanglosigkeit des Gesehenen.
Zum Beispiel hier über das Thema olympische Spiele in Brasilien.
Oder über

Barbara, Donnerstag, 14.Juli 2016, 20:32 Uhr

1. Überall dort, wo es viel Himmel gibt, gibt es auch viel Hölle.

Das war schon zu Lebzeiten Christi vor 2000 Jahren so und ist heute nicht anders.

  • Antwort von A. Nonym, Freitag, 15.Juli, 08:16 Uhr

    @Barabar(a)
    Überall dort wo es etwas zu posten gibt findet man auch einen erbärmlichen Kommentar von @Barbar(a)
    Machen sie das auch schon seit 2000 Jahren?