NSU-Prozess


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NSU-Prozess Auch Wohlleben plant offenbar Aussage

Wenige Tage nach der Ankündigung einer Aussage von Beate Zschäpe will im NSU-Prozess nun offenbar auch der Mitangeklagte Ralf Wohlleben reden. Das meldet das Nachrichtenmagazin "Spiegel".

Stand: 12.11.2015 | Archiv

Ralf Wohlleben | Bild: picture-alliance/dpa

Von der Wohlleben-Verteidigung wurde der "Spiegel"-Bericht weder bestätigt noch dementiert. Damit ist auch unklar, ob Wohlleben selbst reden oder - wie im Fall Zschäpe angekündigt - eine Erklärung durch seine Anwälte verlesen würde.

Wohlleben wird beschuldigt, die wichtigste Tatwaffe des NSU, die Pistole vom Typ "Ceska", beschafft zu haben. Mit dieser Waffe sollen die mutmaßlichen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bundesweit neun türkisch- und griechischstämmige Gewerbetreibende erschossen haben. Diese Morde gelten als rassistisch motiviert. Die Anklage hält die Verwendung der immer gleichen Waffe für eine verschlüsselte Form der Selbstbekennung. Beim zehnten NSU-Mord, dessen Opfer die Polizistin Michèle Kiesewetter in Heilbronn war, wurden andere Waffen verwendet. Die Bundesanwaltschaft hält Wohlleben außerdem für die "steuernde Zentralfigur" hinter dem NSU.

Bröckelt nun die Schweigefront?

Sollten Zschäpe und Wohlleben aussagen, gäbe es nur noch einen Angeklagten, der überhaupt nicht aussagt: André E.

Im NSU-Prozess haben bisher nur zwei der Angeklagten ausgesagt. Der ebenfalls als Waffenbeschaffer angeklagte Carsten S. hatte schon zu Beginn ein volles Geständnis abgelegt. Holger G., der das Trio mit Papieren und einer Tarnlegende versorgt haben soll, beschränkte sich bisher auf eine von ihm selbst vorgetragene Erklärung. Der einzige Mitangeklagte, der nach den beiden erwarteten Aussagen noch schweigen würde, ist André E. Auch er soll das Trio während der gesamten Zeit im Untergrund bis zum Auffliegen am 4. November 2011 unterstützt haben.

Zeitpunkt von Zschäpe-Aussage noch unklar

Das Oberlandesgericht München teilte am Donnerstag mit, dass über den am Dienstag gestellten Befangenheitsantrag von Wohlleben gegen die Richter noch nicht entschieden sei. Aufgrund laufender Erklärungs- und Stellungnahmefristen sei mit einer Entscheidung auch nicht vor Anfang nächster Woche zu rechnen, unter Umständen erst am kommenden Dienstag, also vor Beginn des nächsten Verhandlungstages. Daher könne daher derzeit auch nicht beurteilt werden, ob und ggf. wann die angekündigte Einlassung Zschäpes zu erwarten sei.


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