NSU-Prozess


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75. Verhandlungstag 16.1.2014 Ein schwarzes Loch

Am 75. Verhandlungstag hat der überlebende Polizist des Mordanschalgs von Heilbornn als Zeuge ausgesagt. Den Tag des Anschlags schilderte Martin Arnold detailliert, kurz vor dem Attentat setzte seine Erinnerung jedoch aus.

Stand: 15.01.2014 | Archiv

"Die zehn Minuten waren schwarz, die kamen nicht mehr wieder", erzählte der 31-jährige Polizist. Er erwachte erst einige Wochen nach dem Anschlag wieder aus dem Koma. Bis heute hört Martin A. auf dem rechten Ohr schlecht und hat Gleichgewichtsprobleme. Der Einsatz in Heilbronn sei sein erster überhaupt nach der Polizeiausbildung gewesen, sagte Martin A. - eigentlich hätte er eine Woche Urlaub gehabt. "Ich habe mich freiwillig gemeldet, weil ich noch keinen Einsatz hatte", so der Beamte.

Inzwischen arbeite er nach einer Rehabilitation wieder als Polizeibeamter, allerdings nur noch im Innendienst. Er befinde sich noch immer in Therapie.

Beamter berichtet vom Tatort

Zuvor schilderten Polizeibeamte, wie sie nach dem Mordanschlag ihre Kollegen auffanden: "Ich bin auf die Fahrerseite, wo die Kollegin Kiesewetter teilweise heraushing", sagte ein Polizeihauptkommissar am Donnerstag vor dem Oberlandesgericht München. "Ich bin davon ausgegangen, dass ich keine ersten Maßnahmen mehr treffen kann." Nach seiner Einschätzung war die Beamtin nach einem Kopfschuss bereits tot.

Sanitäter konnte nichts mehr tun

Kurz darauf sei ein Sanitäter hinzugekommen. "Er hat nach ein paar Sekunden gesagt, dass er nichts mehr für sie tun kann." Kiesewetters Kollege Arnold, der mit ihr im Streifenwagen pausiert hatte, überlebte das Attentat trotz eines Kopfschusses schwer verletzt. "Ich habe seinen Puls gefühlt; er hat die Augen aufgemacht", so der Beamte. Die Polizisten waren um 14.12 Uhr von einem Taxifahrer alarmiert worden und hatten den Tatort wenige Minuten später erreicht. Die Tat soll laut Anklage kurz vor 14.00 Uhr stattgefunden haben.

Das geschah in Heilbronn

Heilbronn, 25. April 2007: Die mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt erschossen an jenem Tag Michèle Kiesewetter, so das Ergebnis der Ermittlungen. Martin Arnold, der mit ihr im Streifenwagen saß und Pause machte, überlebte das Attentat schwer verletzt mit einem Kopfschuss. Wie die bisherigen Aussagen des 31-Jährigen gegenüber den Ermittlern ergeben haben, sind seine Erinnerungen an den Tattag lückenhaft.

Böhnhardt und Mundlos entwendeten nach der Tat die Dienstpistolen der beiden Beamten und einige Ausrüstungsgegenstände, die sie offenbar wie Trophäen aufbewahrten. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass sie die Polizisten angriffen, weil sie den von ihnen gehassten Staat repräsentierten. Beate Zschäpe ist als Mittäterin an sämtlichen Anschlägen des NSU angeklagt.


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