NSU-Prozess


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NSU-Prozess, 252. Prozesstag Mit Spannung in die Winterpause

Der NSU-Prozess geht in die Winterpause. Gleich am ersten Verhandlungstag 2016 will der Angeklagte Ralf Wohlleben "Angaben zur Sache" machen. Am heutigen letzten Prozesstag 2015 äußerte sich der mutmaßliche NSU-Unterstützer zunächst zu seiner Person.

Von: Julian von Löwis

Stand: 17.12.2015 | Archiv

Die Angeklagten Holger G. (hinten) und Ralf Wohlleben sitzen am 200. Verhandlungstag am 23.04.2015 im Gerichtssaal im Oberlandesgericht in München (Bayern). | Bild: picture-alliance/dpa/Andreas Gebert

Am 12. Januar geht es weiter vor dem Oberlandesgericht München. Dann wird Wohlleben Fragen des Gerichts zu seinem politischen Werdegang und zum Hintergrund der Tatwaffe beantworten. Heute ging es dagegen um "Angaben zur Person". Und Wohlleben beschrieb, dass seine Eltern früher sehr streng mit ihm waren. Als Jugendlicher habe er immer um 18.30 Uhr zu Hause sein müssen - sonst gab’s Hausarrest. Zusammen mit ein paar Freunden, unter anderem auch dem mutmaßlichen Rechtsterroristen Uwe Böhnhardt, entschloss er sich 1992 von zu Hause auszureißen.

"Wir fuhren mit dem Zug von Jena nach Gera. Dort haben wir zwei Autos geklaut und sind damit wieder zurück nach Jena gefahren."

Der Angeklagte Ralf Wohlleben im NSU-Prozess

Im geklauten Auto auf Tour mit Böhnhardt

In Jena wartete laut Wohlleben eigentlich schon die Polizei auf die jugendlichen Ausreißer. Er habe mit Uwe Böhnhardt zusammen im Auto gesessen, dem es gelungen sei, der Polizei zu entkommen. Die beiden Freunde fuhren mit dem gestohlenen Fahrzeug weiter nach Österreich bis sie das Auto schließlich abstellen mussten und von der Polizei aufgegriffen wurden.

Auf die Frage des Richters, ob er gesundheitliche Probleme habe, oder ob es Krankenhausaufenthalte bzw. Behandlungen gab, meinte Ralf Wohlleben: "Mal hier mal da ein Kieferbruch". Nicht gerade ein Merkmal für ein friedfertiges Dasein, kommentierte ein Vertreter der Nebenklage diese Äußerung nach Prozessende.

Wohlleben-Aussage wird Gericht im Januar mehrere Tage beschäftigen

Nach etwa einer halben Stunde war die Befragung des Angeklagten auch schon zu Ende. Alles weitere folgt erst im neuen Jahr, dann wartet ein ganzer Katalog spannender Fragen auf Ralf Wohlleben: Wie beschreibt er seine politische Gesinnung, wie hat er die mutmaßlichen NSU-Mitglieder Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe kennengelernt, wie verhielt sich Beate Zäschpe innerhalb des Trios und wie kam die vermeintliche Mordwaffe schließlich in die Hände der Täter? Wenn die Verhandlung weiter geht, ist damit zu rechnen, dass Wohllebens Aussage das Gericht für einige Tage beschäftigen wird.


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