NSU-Prozess


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253. Verhandlungstag, 12.1.2016 "Mit Ihnen machen wir nächste Woche weiter"

Die Zuschauertribüne ist dicht besetzt, mit Spannung erwarten die Beobachter den heutigen Tag im NSU-Prozess - und mit ihm die Antworten Beate Zschäpes auf die Fragen des Gerichts

Von: Eva Frisch

Stand: 12.01.2016 | Archiv

Eva Frisch | Bild: Bayerischer Rundfunk

12 Januar

Dienstag, 12. Januar 2016

Vor der Anklagebank im Gerichtssaal 101 steht heute morgen dicht gedrängt ein Fotograf neben dem anderen. Alle warten darauf, dass sich die Tür, vor der immer zwei Polizisten postiert sind, öffnet. Um zehn Minuten vor zehn geht sie auf. Blitzlichtgewitter. Die Kameras verfolgen, wie Beate Zschäpe den Saal betritt.

Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess setzt sich zwischen ihre Verteidiger. Den Kameras wendet sie auch diesmal nicht mehr den Rücken zu. Alle warten auf ihre Antworten. Die Zuschauertribüne ist bis auf den letzten Platz besetzt. Zum ersten mal soll das Gericht von der mutmaßlichen NSU-Terroristin Antworten auf ihre Fragen bekommen. Nach über zweieinhalb Jahren Prozess.

Ödes Kontrastprogramm

Aber es kommt anders. Und diesmal ist nicht Zschäpe selbst schuld. Die hatte sich bereit erklärt, Fragen zu beantworten - allerdings nur schriftlich. Die über 60 Fragen des Gerichts hatte Zschäpes Verteidiger Mathias Grasel mit seiner Mandantin durchgearbeitet. Es hätte heute losgehen können. Aber der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hatte andere Pläne. Er kündigte an, morgen zunächst mit der Befragung des Mitangeklagten Ralf Wohlleben fortfahren zu wollen. "Und mit Ihnen, Frau Zschäpe, machen wir nächste Woche weiter", so Götzl.

Heute wurde stattdessen eine Akte nach der anderen verlesen. Ziemlich ödes Kontrastprogramm. So viele Zuschauer für Behördengutachten und daktyloskopische Spurensicherungsvermerke zu zahlreichen Fingerabdrücken gab es sicherlich noch nie im Prozess.


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