NSU-Prozess


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Tagebuch der Gerichtsreporter Der 14. Verhandlungstag

Am 14. Verhandlungstag im Münchner NSU-Prozess ging es um Einzelheiten des Mordes an dem Schneider Abdurrahim Özüdogru in Nürnberg.

Von: Tim Aßmann

Stand: 24.06.2013 | Archiv

Tim Aßmann | Bild: BR

24 Juni

Montag, 24. Juni 2013

"Wovor haben Sie Angst?", fragt der Vorsitzende Richter Manfred Götzl die Zeugin. "Dass ich weggemacht werde" sagt die Frau. Da war die 47 Jahre alte Frührentnerin schon einem Nervenzusammenbruch nahe. Sie wohnte im Juni 2001 gegenüber jener Änderungsschneiderei in der Nürnberger Südstadt in der Abdurrahim Özüdogru erschossen wurde - der NSU bekannte sich zur Tat. Sie habe das "kleine tapfere Schneiderlein" durch die geöffnete Ladentür am Boden liegen sehen, erklärte die Zeugin.

Warum sie nicht gleich die Polizei gerufen hätte, wollte Richter Götzl wissen. Eine schlüssige Antwort blieb die Frau im Zeugenstand schuldig. In einer früheren Vernehmung hatte sie ausgesagt, zwei Tage vor der Tat zwei Männer und auch Beate Zschäpe am Tatort gesehen zu haben. Diese Aussage wollte sie nun aber auch auf Nachfrage nicht wiederholen. Sie habe Angst, sagte die Frau. Das Gericht entschied schließlich ihr keinen Rechtsbeistand zur Seite zu stellen, beendete kurz darauf die Befragung, behält sich aber weitere Fragen vor.

Am 14. Verhandlungstag kam zuvor das Grauen der NSU-Morde in den Münchner Gerichtssaal - als Fotos des mit zwei Schüssen regelrecht hingerichteten Özüdogru gezeigt wurden. Außerdem wurden auch gleich mehrere Bekennervideos gezeigt, die auf beklemmende Art und Weise die Menschenverachtung hinter den Taten deutlich machen. Und Beate Zschäpe? Zur rechtsextremen Musik mit der die Videos unterlegt sind wippte sie mehrfach leicht mit. Dann sprach einer ihrer Anwälte kurz mit ihr. Zufall oder nicht - das Wippen endete.


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