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Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern AfD ist der Gewinner

Nach der Landtagswahl ist klar: Die SPD bleibt stärkste Kraft. Sie kann jetzt entweder mit der CDU weiterregieren oder eine Koalition mit der Linken bilden. Die AfD triumphiert: Sie holt aus dem Stand über 20 Prozent und liegt damit auf Platz zwei vor der CDU. Grüne und NPD sind nicht mehr im Landtag vertreten.

Von: Ulrich Trebbin

Stand: 04.09.2016

Dunkle Wolken hängen über dem Schweriner Schloss | Bild: pa/dpa/Daniel Bockwoldt

Die SPD hat die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern trotz schwerer Verluste gewonnen (30,6%) und kann weiterregieren. Der bisherige Koalitionspartner CDU kassierte eine bittere Niederlage (19,0%) und musste erstmals die AfD (20.8%) an sich vorbeiziehen lassen. Die Grünen (4.8%) scheiterten nach deutlichen Einbußen knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Die rechtsextreme NPD (3,0%) flog ebenfalls aus dem Landtag, dem letzten, in dem sie noch saß. Auch die FDP (3,0%) schaffte es nicht ins Parlament. Die Linke (13,2%) verzeichnete starke Verluste.

Koalitionspartner noch offen

Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) ließ zunächst offen, mit welchem Partner er in den kommenden fünf Jahren regieren will. Die stabilste Mehrheit hätte eine erneute Koalition mit der CDU wie in den vergangenen zehn Jahren. Möglich wäre aber auch eine Regierung mit der Linken. Rot-Rot gab es in Schwerin bereits von 1998 bis 2006. Sellering sagte, er werde nun mit den anderen Parteien reden. Gegen eine neue Koalition mit der CDU spreche nichts. Die SPD habe aber auch sehr gut mit der Linken regiert. Eine Zusammenarbeit mit der AfD hatten alle Parteien ausgeschlossen.

Erste Reaktionen

Der CDU-Spitzenkandidat und bisherige Innenminister Lorenz Caffier gab der Bundes-CDU und der Flüchtlingspolitik eine Mitschuld am zweitschlechtesten Landtagswahlergebnis der Union in Merkels Kanzlerschaft. "Die Verunsicherung hat man in Berlin nicht immer genügend wahrgenommen." Ein Jahr vor der Bundestagswahl ging die Erfolgsserie der AfD weiter. Sie sitzt nun in 9 der 16 Landesparlamente. "Das ist eine schwere persönliche Niederlage für die Kanzlerin", sagte SPD-Vize Ralf Stegner. CDU-Generalsekretär Peter Tauber nannte das Ergebnis "bitter" und führte die Schlappe seiner Partei auf weit verbreiteten Unmut gegen die Flüchtlingspolitik zurück. "Es gibt einen klaren Protest an der Stelle." Der AfD-Spitzenkandidat Leif-Erik Holm sagte:

"Vielleicht ist das heute der Anfang vom Ende der Kanzlerschaft Angela Merkels."

Leif-Erik Holm, AfD-Spitzenkandidat

AfD-Bundesvize Alexander Gauland maß dem Ergebnis große Symbolkraft für die Bundestagswahl 2017 zu. Linke-Spitzenkandidat Helmut Holter sagte mit Blick auf die AfD: "Unsere Aufgabe ist es nun, dieser Partei die Maske des Biedermanns runterzureißen, damit die Fratze des Hasses sichtbar wird.» Laut Forschungsgruppe Wahlen verdankt die SPD ihren Sieg vor allem Sellering. "Mit bester Reputation und überzeugenden Leistungen entpuppt sich der Ministerpräsident als nahezu optimaler Spitzenkandidat", hieß es in einer Analyse. CDU-Herausforderer Caffier sei dagegen chancenlos gewesen.

Grüne raus - Linke abgewatscht

Das Institut Infratest dimap stellte fest, dass es vor allem der AfD gelang, bisherige Nichtwähler für sich zu mobilisieren. Die vom Duo Silke Gajek und Jürgen Suhr angeführten Grünen rutschten am Abend in den Hochrechnungen unter die Fünf-Prozent-Hürde. Auch die Linke erlebte einen rabenschwarzen Wahltag. Sie fuhr das schlechteste Ergebnis in Ostdeutschland seit 25 Jahren ein. Die FDP mit ihrer Spitzenkandidatin Cécile Bonnet-Weidhofer stellte einmal mehr ihre Schwäche in Ostdeutschland unter Beweis, wo sie bei den vergangenen Wahlen stets den Sprung in die Landtage verpasst hat. Die Wahl 2011 hatte die SPD mit 35,6 Prozent für sich entschieden - vor CDU (23,0), Linken (18,4), Grünen (8,7) und NPD (6,0).


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Erich, Montag, 05.September 2016, 13:53 Uhr

22. Das Witzige ist ja,

dass die Afd ihre Wähler ja hauptsächlich von links (SPD,die Linke) bekommen hat. Diese Altparteien bezeichnen die Afd-wähler ja als Nazis, Gauner, Rechtspopulisten, geisting minderbemittelt, abgehängt etc.

Ja, da sieht man mal, was vorher die Etablierten gewählt hat. Sollen die Altparteien nur die Wähler beschimpfen, welche sie früher gewählt haben. Das nenn ich mal eine Taktik.

  • Antwort von Wolf, Montag, 05.September, 15:44 Uhr

    Ist so nicht richtig,unterm Strich hat die SPD mehr Stimmen als bei der letzten Wahl,nur war diesmal die Wahlbeteiligung halt höher,also haben hauptsächlich Nichtwähler, NPD ler und Linke AfD gewählt....in sich ganzstimmig diese Klientel,oder?

EMGI, Montag, 05.September 2016, 11:41 Uhr

21. @ Truderinger

Jetzt bin ich aber enttäuscht. Ihre Kommentare dienen dazu, den eigenen Vortrag zu reflektieren. Bitte vermeiden Sie es aber, bewusst falsche Fakten in die Welt zu setzen. Suchen Sie mal im Internet zur Frage, wieviele waren Ende 2001 bei Einführung des Bargeldeuro (er wurde ja tatsächlich schon so um 1997 eingeführt) für die Abschaffung der DM. Natürlich wurden diese Umfragen nie an die große Glocke gehangen. Es sollen aber um die 2/3 dagegen gewesen sein. Was dem Franzosen seine Atombombe war dem Deutschen seine DM. Damit hat man uns auch ein großes Stück nationale Identität genommen. Die DM war die heimliche Reservewährung in nicht wenigen Teilen der Welt. Das wollte man Deutschland nehmen und es mit in den Weichwährungssog der Südstaaten ziehen. Das ist unter Missachtung von Maastricht auch gut gelungen. Siehe - hier schließt sich der Kreis - Griechenland.

thorie, Montag, 05.September 2016, 09:51 Uhr

20. verlogene c-ler

wenn man jetzt schon hört, das die verzweifelten wahlverlierer mit " die afd in unchristlich" argumentieren, zeigt das alles!!!
was die in ihrem frust vergessen, ...unchristlich ist der islam auch!

  • Antwort von Truderinger, Montag, 05.September, 10:08 Uhr

    ja, thorie, der Islam ist auch unchristlich. Deshalb würde ich den auch niemals wählen, wenn er bei Wahlen antreten würde.

  • Antwort von N. Schöttl, Montag, 05.September, 11:17 Uhr

    @thorie
    Der Islam ist christlicher als Sie glauben, denn die Religionen sind miteinander verwandt. Wer gegen Moslems hetzt, der hetzt auch gegen Christen und Juden.

  • Antwort von wm, Montag, 05.September, 11:53 Uhr

    @Nicht auf Arbeit

    So schreibt der konservative Christ!!

Franz, Montag, 05.September 2016, 09:24 Uhr

19. Wahl

Die SPD feiert sich als Sieger. Hat aber trotzdem viel verloren und auch bei der Flüchtlingskrise den gleichen Kurs wie Fr. Merkel lange mitgetragen. Beide Parteien haben "verkackt". Man hat in MacPom einfach nur das kleiner Übel gewählt.

Steuerzahler, Montag, 05.September 2016, 09:17 Uhr

18. Alt-Parteien

Sollen die Menschen die jeden Tag arbeiten, nach 40 Jahren vor dem Nichts stehen, auch noch CDU / CSU oder SPD wählen? Sucht euch ein neues Volk, die eure Mini-Löhne, Mini-Renten und maximale Steuerbelastung akzeptieren.

  • Antwort von Erich, Montag, 05.September, 15:07 Uhr

    Die Bezahlung wäre gar nicht so schlecht. Zumindest die die Bruttobezahlung. Das Netto ist dann schon deutlich weniger und davon bezahlen wir wieder Steuern. Hat man das dann ein ganzes Leben gemacht, braucht man Grundsicherung. Das ist schon ein Grund, warum man die Altparteien wählen sollte.

  • Antwort von pommfritz, Dienstag, 06.September, 08:31 Uhr

    oder glauben unsere regierenden Politiker, dass für viele eine 1000.- E Miete nicht machbar ist, die gleiche Wohnung aber aus Steuergeldern zu einem mehrfachen Mietpreis Flüchtlingen zur Verfügung gestellt wird, z.B. in Berlin 5000 €, für sie ein Kreuz auf dem Stimmzettel machen?