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Drei Jahre Anspruch auf Kitaplatz Große Klagewelle ist ausgeblieben

Seit drei Jahren gibt es den Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz. Der Ausbau wurde mit großer Anstrengung vorangetrieben. Heute sind die Kapazitäten in den großen bayerischen Städten noch immer knapp bemessen, und die Personalsituation angespannt. Aber viele Klagen gab es nicht.

Von: Carlo Schindhelm

Stand: 01.08.2016

Ein Schaufenster auf dem sich das Wort Kita spiegelt | Bild: picture-alliance/dpa

Vor 15 Jahren war die Betreuung von unter Dreijährigen in der Krippe noch die Ausnahme. Durch einen gesellschaftlichen Wandel gehört die Kita inzwischen zum Standard bei Alleinerziehenden und berufstätigen Eltern. Nürnberg zum Beispiel startete 2002 mit etwa 600 Kitaplätzen. Heute sind es 5200. Den Bedarf ermittelt das Jugendamt aufwendig über eine wissenschaftlich begleitete Elternbefragung, sagt die Amtsleiterin Kerstin Schröder.

"Wenn sie Eltern fragen, was ist ihr Wunsch, dann fällt der ganz anders aus als wie sie dann tatsächlich auch agieren und reagieren, wenns drum geht am Schluss einen Platz zu buchen. Und das sind eben Themen die wir versuchen mit gewissen Erfahrungswerten auch mit anderen Befragungen - also Ergbisse aus anderen Befragungen da ein Gespür zu bekommen wie weit das voneinander abweicht. Weil nur auf den Wunsch abzustellen der Eltern, da würden wir massiv überplanen."

Kerstin Schröder, Leiterin des Nürnberger Jugendamts

Genug Kita-Plätze in Nürnberg

Etwa 48 Prozent der Eltern wünschten sich demnach in Nürnberg einen Kitaplatz. Tatsächlich läge der Versorgungsgrad jedoch nur bei 37 Prozent. Trotzdem habe es in Nürnberg immer ausreichend Plätze gegeben.

"Es kann natürlich sein, dass es nicht die Wunscheinrichtung ist. Dass es nicht direkt die Einrichtung um die Ecke ist in der ein Platz zur Verfügung steht. Aber es standen jederzeit ausreichend Plätze zur Verfügung."

Kerstin Schröder, Leiterin des Nürnberger Jugendamts

Rund 120 Klagen in Bayern

Auch der Vorsitzende des Bayerischen Städtetages und Oberbürgermeister von Nürnberg Ulrich Maly sieht den Ausbau der Kitas auf einem guten Weg. Die befürchtete Klagewelle sei ausgeblieben. Insgesamt habe es in Bayern rund 120 Klagen gegeben. Eine in Nürnberg, der Rest in München.

"Das eine in Nürnberg ist vom Gericht abgewiesen worden. In München hat die Stadt München in fast allen Fällen Recht gekriegt. Zwei sind zu Gunsten der Kläger entschieden worden - da geht aber die Stadt in Revision. Das heißt, dass der Rechtsweg, den man ja befürchtet hatte, massenweise nicht beschritten wird."

Ulrich Maly, Oberbürgermeister von Nürnberg

Bedarf an Kita-Plätzen wächst

Zurücklehnen können sich die Kommunen trotzdem nicht, denn der Bedarf wächst vor allem in den Ballungszentren weiter. In Nürnberg sollen bis 2026 zum Beispiel fast 2000 neue Kitaplätze entstehen. Auch die Zuwanderung durch Flüchtlinge mache sich inzwischen bemerkbar, sagt Pia Theresia Franke Leiterin des Verbandes Katholischer Kindertageseinrichtungen.

"Ja, es ist auf alle Fälle, dass wir Kinder mit Fluchthintergrund in den Kindertageseinrichtungen aufnehmen - also gerade auch in den kirchlichen Einrichtungen. Und wir verzeichnen da im Prinzip auch einen gestiegenen Bedarf."

Pia Theresia Franke, Leiterin des Verbandes Katholischer Kindertageseinrichtungen

Erzieher gesucht

Die Personalsituation ist nach wie vor angespannt, obwohl die Politik bereits vor Jahren versuchte gegenzusteuern. Die Verdienstmöglichkeiten wurden verbessert, die Klassen an den Fachschulen aufgestockt.

"Wir konnten bisher alle Einrichtungen auch eröffnen und betreiben - also es ist für die Träger sehr viel mühseliger geworden, entsprechend gutes Fachpersonal auch zu gewinnen, aber wir haben im Moment - würde ich mal sagen - gerade so ausreichend zur Verfügung. Aber es ist jedes Kita-Jahr eine Herausforderung, wieder seine Leute zu finden."

Pia Theresia Franke, Leiterin des Verbandes Katholischer Kindertageseinrichtungen

Angst vor Klagen hat wahrscheinlich Druck gemacht

Drei Jahre Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Rückblickend glaubt Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly, dass es die Kommunen in Bayern auch ohne den Druck aus Berlin hinbekommen hätten. Viele Eltern hingegen dürften wohl ganz froh sein, dass der Kitaausbau in den vergangenen Jahren mit prophezeiten Klagewellen recht hitzig begleitet wurde. Denn ohne den Druck wäre der Versorgungsgrad möglicherweise eben nicht auf dem heutigen Stand.


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rowed, Montag, 01.August 2016, 09:44 Uhr

1. kita

wieder eine große Enttäuschung für Kläger, Advokaten und "Bayernliebhaber". es läuft für sie einfach nicht mehr rund in Bayern