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Island deklassiert England "Die demütigendste Niederlage in Englands Geschichte"

In Reykjavík feiern mehr als 10.000 Menschen auf den Straßen, in Nizza singen die isländischen Fans noch weit nach Mitternacht. Mit dem 2:1 gegen England gelingt dem EM-Debütanten ein spektakulärer Erfolg. Die englische Presse zerreißt die Three Lions.

Stand: 28.06.2016

Island-Jubel bei EM | Bild: picture-alliance/dpa

Nach dem sensationellen Achtelfinalsieg gegen Favorit England wollen die schier unbesiegbaren Isländer auch den Titeltraum des EM-Gastgebers zerstören.

"Über diesen Tag werden wir noch ein Leben lang erzählen, aber jetzt kommt eine noch größere Chance. Wenn wir uns gut vorbereiten und mit der gleichen Einstellung spielen, können wir jeden schlagen"

Islands Trainer Heimir Hallgrimsson

Beim ebenso überraschenden wie verdienten 2:1 (2:1)-Sieg gegen England am Abend in Nizza bewies der größte Außenseiter dieser EURO, dass er mehr kann als nur gut verteidigen. Island war am Ende dem dritten Tor näher als die enttäuschenden Engländer dem Ausgleich. "Das war unser bestes Spiel - bis jetzt! Ich glaube, dass wir noch nicht alles gezeigt haben und hoffe, dass unser bestes Spiel erst noch kommt.", sagte Hallgrimsson.

"Dafür gibt es keine Worte, nur Freudentränen."

Tweet des isländische Außenministeriums

"Für den Rest des Lebens in unseren Erinnerungen"

In der Insel-Hauptstadt Reykjavík feierten gestern Abend mehr als 10.000 Menschen in Island-Blau - einige von ihnen mit Wikingerhelmen auf dem Kopf auf dem Hügel Arnarhóll in der Innenstadt. Hierher war das Public Viewing vom zentralen Ingolfstorg verlegt worden, weil dort nicht mehr genug Platz für alle Fans war. Die Straßen in der Innenstadt waren wegen der erwarteten Menschenmassen gesperrt.

"Ich habe zwar noch keine Videos gesehen, aber ich glaube, unser Land steht Kopf. Es ist ein stolzer Moment, er bleibt für den Rest unseres Lebens in unseren Erinnerungen."

Islands Kapitän Aron Gunnarsson

"Gummi Ben" in Ekstase

TV-Kommentator Gudmundur Benediktsson geriet während des Spiels erneut in Ekstase geraten. Der 41-Jährige, der es schon wegen seiner emotionalen Ausbrüche bei Islands Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Österreich (2:1) zu einer weltweiten Internetbekanntheit gebracht hatte, testete im Live-Kommentar wieder seine Stimmbänder und die Lachmuskeln der Zuhörer aufs Härteste.

"Es ist geschafft! Es ist geschafft! Wir gehen niemals nach Hause! Habt Ihr das gesehen? Unbeschreiblich! Ich kann es nicht glauben! Das ist ein Traum, weckt mich niemals aus diesem unglaublichen Traum auf!"

Islands TV-Kommentator Gudmundur Benediktsson

Auch einen Seitenhieb auf den politischen Brexit des Gegners konnte sich der bereits heisere "Gzummi Ben" nicht verkneifen: "Lebe so wie du willst, England. Island wird am Sonntag gegen Frankreich spielen. Frankreich, Island! Du kannst nach Hause gehen! Du kannst raus aus Europa! Du kannst gehen, wo zur Hölle du auch immer hin willst."

England sucht neuen Trainer

Nachdem Roy Hodgson direkt nach dem blamablen EM-Achtelfinal-Aus seinen Rücktritt erklärte, soll ein neuer Coach die Three Lions zur WM 2018 führen. Englands Kapitän Wayne Rooney schloss einen Rücktritt aus der Nationalmannschaft aus.

Reaktionen in der englischen Presse

Times

Nach 959 Spielen war das die demütigendste Niederlage in Englands Geschichte - gegen ein Land von 330 000 Einwohnern, trainiert von einem Zahnarzt. England hat letzte Nacht aufgehört ein Fußball-Team zu sein und ist nur noch eine Lachnummer. Das war hirntoter Fußball, voll von Individuen in Panik.

Daily Mail

England erleidet die ultimative Demütigung durch eine beschämende Niederlage gegen den kleinsten Fisch im Turnier. Geschlagen von Island - einem Land mit der Einwohnerzahl in der Größe von Leicester. Geschlagen von Island - einem Team mit einem Teilzeit-Coach und einer Teilzeit-Fußballkultur. Geschlagen von Island - einem Team, das zuvor niemals ein K.o.-Spiel bei einem Turnier bestritten hat.

Mirror

Brrrexit Hodgson. Völlige Demütigung. Keine Ideen, keine Überzeugung, keine Klagen - Roy Hodgons Männer sind nach einer grauenhaften Vorstellung in Nizza auf dem Weg nach Hause. Es gibt drei Dinge, die sicher sind im Leben: Tod, Steuern und mittelmäßige englische Vorstellungen in großen Turnieren.

Independent

Der Grund, warum die Nation damit kämpft, Mitgefühl oder eine Verbindung zu vielen dieser Spieler aufzubauen, ist das Ego. Zu berühmt, zu wichtig, zu reich, zu arrogant, um die Geschwindigkeit und den Kampf anzunehmen, wenn es gegen eine der winzigsten Fußballnationen Europas geht. Das ist England.

Sun

Ice Wallies (Eis-Trottel). Hodgson tritt nach erbärmlichem Scheitern zurück.

Rooney schied mit England bereits zum sechsten Mal bei einem großen Turnier frühzeitig aus.

"Wir sind alle sehr enttäuscht und traurig. Das ist peinlich für uns. Wir wissen, dass wir eigentlich besser sind."

Wayne Rooney

Lange Einwürfe als Waffe

Frankreich dürfte gewarnt sein - vor allem vor den Einwürfen von Kapitän Aron Gunnarssons. Die kommen wie scharfe Flanken in den Strafraum und führten wie schon zum Gruppenabschluss gegen Österreich (2:1) zu einem Tor. "Die langen Einwürfe sind eine Waffe, die wir oft nutzen", sagte der als Torschütze und Abwehrspieler überragende Sigurdsson: "Das ist eigentlich keine Überraschung." Für die Engländer aber offenbar schon.


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Ein Bayer, Dienstag, 28.Juni 2016, 14:07 Uhr

2. Häme hat Fußball-England nicht verdient

Das Abschneiden der englischen Mannschaft ist das Resultat einer komplett verfehlten Nachwuchsarbeit des britischen Verbands. In den Ligen spielen Ausländer, die für teueres Geld eingekauft werden, während die Nachwuchskicker nur halbherzig gefördert werden. Nach dem Vorbild von Kroatien sollte sich auch England endlich eine gute Kaderschmiede leisten.

Dass - vor dem Hintergrund des Brexit - auch noch die englischen Fußballer mit Häme überzogen werden, ist sehr bedauerlich, denn sie können nichts für die Fehler ihrer Politiker und was daraus entstanden ist. Aber sie können etwas für den eigenen Nachwuchs tun: Die englische Fußballjugend an die Hand nehmen und ihnen Fußball beibringen. Dann ist auch das Mutterland des Fußball bald wieder einer verlässliche Größe im Fußball.

Sachsendreier, Dienstag, 28.Juni 2016, 12:37 Uhr

1. Erinnerungen kamen auf an Wikinger-Legenden...

Beim Spiel dieser Nordmänner ging jedem Fußballbegeisterten das Herz auf. Selbst der England-Daumen-Drücker war am Ende gerührt von der Spontanität und der Power der Isländer.