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Sensationeller Zufallsfund in Altomünster Forscher entdecken Bücher-Schatz im Kloster

Während einer Tagung im oberbayerischen Altomünster haben Forscher per Zufall einen mittelalterlichen Bücherschatz im Birgitten-Kloster entdeckt. Einen genauen Einblick in den Buchbestand verweigert der Vatikan derzeit noch.

Von: Markus Kaiser und Matthias Morgenroth

Stand: 01.09.2016

Kurz vor der Auflösung des oberbayerischen Klosters Altomünster fanden internationale Forscher Schriften und Kunstwerke mit aufwändigen Malereien, mit Gesängen und Gebeten aus dem Mittelalter. Sie geben Einblicke in das mittelalterliche Leben des Birgitten-Ordens. Für Wissenschaftler Volker Schier von der Arizona State University sind die Werke ein Sensationsfund, der Aufschluss darüber gibt:

"Was die Nonnen tagsüber in der Kirche, im Kreuzgang, in ihren Ritualen gemacht haben; das Essen der Nonnen, wann sie schlafen, wie die Lebenssituation im Einzelnen ist, was sie dürfen, was sie nicht dürfen: Das haben wir alles in diesen Quellen. Was wir jemals über Birgitten-Nonnen erfahren werden, werden wir aus diesen Altomünsterer Quellen entnehmen."

Volker Schier von der Arizona State University

Werke sollen digitalisiert werden

Einige Forscher befürchteten nach dem Sensationsfund, dass die wertvollen Handschriften über das mittelalterliche Klosterleben verloren gehen oder verkauft werden könnten, wie es in Klosterbibliotheken in der Vergangenheit bereits der Fall war.

Die Münchner Staatsbibliothek hat inzwischen herausgefunden, dass das Kloster rechtmäßiger Erbe der Schriften ist. Der Birgitten-Orden hatte Gebäude und Inventar Mitte des 19. Jahrhunderts vom Staat zurückgekauft.

Die Heilige Birgitta erhält die Liturgie für ihren Orden.

Die vom Vatikan eingesetzte Verwalterin, die im benachbarten Schönbrunn wohnt, versicherte allerdings dem Bayerischen Rundfunk, dass der mittelalterliche Handschriftenschatz bis 2017 digitalisiert und öffentlich zugänglich gemacht werde, vielleicht sogar in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek in München.

Noch völlig unklar ist, wie die prunkvollen Handschriften die Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts überstanden haben, als alle bayerischen Klöster enteignet und ihre Bibliotheken entweder vernichtet oder in die Staatsbibliothek integriert wurden.


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M.G., Donnerstag, 01.September 2016, 17:06 Uhr

2. unglückliche Wortwahl

Die vom Vatikan eingesetzte apostolische Kommissarin hat den Auftrag, das gesamte Inventar zu erfassen - da finde ich die Wortwahl, dass der Vatikan derzeit den Zugang bzw. Einblick in die vorhandenen Bestände verweigert, ziemlich negativ. Ist nicht nachvollziehbar, dass der Zugang erst eröffnet wird, wenn der Bestand vollständig erfasst worden ist?

Barbara, Donnerstag, 01.September 2016, 13:55 Uhr

1. Birgitta wurde 1302 als Tochter eines Landvogts bei Upsala in Schweden geboren

Sie verlor früh ihre Mutter und wurde von ihrem Vater an Ulf Gudmarsson verheiratet. Die Ehe war glücklich, aus ihr gingen vier Söhne und vier Töchter hervor. Sie selbst war reich, speiste aber täglich mit vielen Armen und stiftete Spitäler, Klöster und Kirchen. 1335 wurde sie am Hof von König Magnus II. als Hofmeisterin berufen. 1341 machte sie eine Wallfahrt nach Santjago, auf deren Rückweg ihr Mann in Alvastra starb. Sie prophezeite u. a. die Pest, von der Europa 1348 heimgesucht wurde. Die letzten 24 Jahre verbrachte sie in Rom, wo sie ein Gästehaus für Pilger einrichtete und 1373 starb; ihr Leichnam wurde nach Vadstena/Schweden überführt. Am 7.10.1391 wurde sie von Papst Bonifaz IX heiliggesprochen. Nach ihr ist der Birgittinnen-Orden benannt.