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Air Berlin schrumpft drastisch Bis zu 1.200 Entlassungen

Air Berlin steckt in schweren Turbulenzen. Die Folgen für Unternehmen und Beschäftigte sind dramatisch. Ein großer Teil der Flugzeuge geht an die Lufthansa. Verkehrsminister Dobrindt begrüßt das Engagement der Lufthansa .

Von: Roswitha Polaschek

Stand: 28.09.2016

Air Berlin | Bild: picture-alliance/dpa|Maja Hitij

Air Berlin will bis zu 1.200 Mitarbeiter entlassen. Die Hälfte der Flugzeuge soll abgegeben werden - einen Großteil davon wird die Lufthansa übernehmen, das geht aus einer Präsentation des Air-Berlin-Vorstandes hervor. Weiter hieß es von Air Berlin, man werde sich auf das Kerngeschäft mit einer Flotte von 75 Flugzeugen konzentrieren. Und zwar von den beiden Drehkreuzen Berlin und Düsseldorf aus. Das touristische Geschäft werde mit 35 Flugzeugen in einer separaten Geschäftseinheit zusammengefasst. Ziel sei es, strategische Optionen zu prüfen.

Dabei geht es Insidern zufolge um ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen mit der deutschen Ferienfluglinie Tuifly. Wie die Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX aus dem Umfeld der Verhandlungen erfuhr, will Air Berlin ihre österreichische Air-Berlin-Tochter Niki in die Gesellschaft einbringen. Hinzu kämen 14 Maschinen der Tuifly samt Personal, die der Reisekonzern seit mehreren Jahren an Air Berlin vermietet hat.

Die Lufthansa baut ihre Billigtochter aus - mit Air Berlin Flugzeugen

Die Lufthansa will bis zu 40 Flieger samt Besatzungen der Air Berlin für sechs Jahre anmieten. Der Großteil soll für die Billigtochter Eurowings fliegen, wie Lufthansa mitteilte. Die Lufthansa baut dadurch ihre Billigtochter Eurowings im Kampf gegen die Konkurrenz von Ryanair und Co. kräftig aus. Die Flotte der Tochter von derzeit 90 Jets soll durch den Air-Berlin-Deal um 35 Maschinen wachsen. Weitere fünf Flugzeuge würden von Austrian Airlines angemietet. Die Lufthansa wird die Air Berlin Flieger ab dem Sommerflugplan, also ab dem 26. März 2017, anmieten.

Der Deal umfasst bis zu 40 Airbus-Mittelstreckenjets der Modellfamilie A320 und soll ab dem kommenden Sommerflugplan Ende März sechs Jahre lang laufen. Für bis zu 38 Maschinen stellt Air Berlin dabei auch Piloten, Flugbegleiter, Wartung, Versicherung und Verwaltungsleistungen. Dass Lufthansa Teile von Air Berlin übernehme, sei ein guter und nachvollziehbarer Schritt, den er begrüße, erklärte Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU)

Alexander Dobrindt

"Die Entscheidung sichert Arbeitsplätze, stärkt die deutsche Luftfahrtindustrie und erhält Verbindungen auch außerhalb der großen Drehkreuze."

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU)

Riesiger Schuldenberg trotz Finanzspritzen

Air Berlin steckt in einer desolaten finanziellen Lage. Die Fluggesellschaft ist mit fast einer Milliarde Euro verschuldet und wird schon seit Jahren von ihrer arabischen Großaktionärin Etihad mit immer neuen Millionenspritzen in der Luft gehalten. Air-Berlin-Chef Stefan Pichler bedauerte die Entscheidung für Stellenkürzungen, begründete dies aber mit der Notwendigkeit, das Unternehmen effizienter auszurichten.

"Es fällt mir schwer, in einem dynamischen Arbeitsmarkt wie dem deutschen betriebsbedingte Kündigungen anzukündigen. Dennoch müssen wir leider Personal abbauen. Unser Ziel ist es, dies so sozialverträglich wie möglich zu gestalten."

Stefan Pichler, Air-Berlin-Chef


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Hermann, Donnerstag, 29.September 2016, 10:15 Uhr

1. eine gute Entscheidung ?

Ob der Schritt zur Zusammenarbeit mit LH eine gute Entscheidung ist, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Einerseits Partner, anderseits gleichzeitig Konkurrent - das kann nicht gutgehen.
Was geschieht, wenn LH nach zwei oder drei Jahren entscheidet, keine Fremdflugzeuge im Konzern mehr einzusetzen? Dann werden die Mietverträge mit Air Berlin vorzeitig gekündigt und das ist dann das sichere Aus für Air Berlin. Und LH ist so billig einen Mitbewerber losgeworden. Derartige Entscheidungen sind bei LH nicht abwegig - man denke z.B. an die Zusammenarbeit und das Ende von Augsburg Airways