"Nach München?" Mit großen Augen schauten mich einige der Jungs aus der Integrationsklasse der Staatlichen Berufsschule 2 Passau an. "Wir dürfen alle nach München kommen, einfach so?" "Ja, klar!" sagte ich am Ende unserer Projektwoche Ende März und schaute immer noch in ungläubige große Augen. Ich wusste, dass eine Reise nach München zu unserem  Abschlussfest gerade für sie etwas ganz Besonderes, nicht Alltägliches werden würde. Nach München fahren die jungen Männer dieser Klasse in der Regel meist dann, wenn es um Bürokratie, vor allem um ihren Aufenthaltsstatus und ihr damit verbundenes Bleiberecht in Deutschland geht. Doch für viele war der Ausflug ins BR-Funkhaus ein Gefühl von "einfach-mal-nach-München-fahren-und-Spaß-haben-dürfen."
Die jungen Männer der Integrationsklasse der Staatlichen Berufsschule 2 Passau sind Flüchtlinge aus u. a. Eritrea, Afghanistan und Syrien. Gemeinsam mit ihnen habe ich eine Woche in dem Projekt "Here’s my story" verbracht, die mir noch lange in Erinnerung bleiben wird.

Warum? Ganz einfach: Weil diese Woche im März anderes war als die übrigen und ganz eigene Herausforderungen mit sich brachte. Gerade die Sprache war in dieser Klasse die größte Herausforderung – aber wir haben sie gemeinsam gemeistert. Um die Geschichten aufzuschreiben, mussten wir Coaches erst einmal verstehen, was für Geschichten uns die Schüler, die zum Teil erst ein paar Wochen in Deutschland waren, überhaupt erzählen wollten. Bei der Verständigung mussten wir also den ein oder anderen Umweg nehmen – über Hände und Füße, über Englisch oder über Mitschüler, die schon länger da waren, besser Deutsch konnten und uns beim Übersetzen halfen. Am Ende haben sich die kleinen und großen Umwege mehr als gelohnt. Entstanden sind beeindruckende Geschichten, traurige aber auch tröstende und auch solche, die Mut machen.

Eine Tür ins Leben der Schüler

Auch die Schüler der St. Georg-Mittelschule Bad Aibling sind mir sehr gut in Erinnerung geblieben. Ich war beeindruckt von ihrer Offenheit. In ihren Geschichten waren sie einfach sie selbst. Sie hatten den Mut, uns als Zuschauer und Zuhörer ein Stück weit die Türe in ihr Leben und in ihre Persönlichkeit zu öffnen. Und gerade weil sie so offen waren, hat es mir hier besonders viel Spaß gemacht, gemeinsam mit ihnen ihre Geschichten zu entwickeln. Dabei hat sicherlich auch die Stimmung in der Klasse eine Rolle gespielt. Die Schüler hielten zusammen und hatten einen sehr respektvollen Umgang untereinander. Keine Selbstverständlichkeit!

All das bleibt in Erinnerung und macht für mich dieses Projekt so einzigartig. Die Begegnungen, die zum Teil so persönlich sind und die ich als Erinnerungen mit nach Hause nehmen darf. Es ist ein Geben und Nehmen für beide Seiten – egal an welcher Schule. Das ist es, was das Projekt "Here’s my story" für mich als Coach so wertvoll macht.

Projektpartner von "Here’s my Story" sind die BR Bildungsprojekte, die Stiftung Zuhören, BR Fernsehen, verschiedene Hörfunk-Redaktionen des BR und BR.de. Unterstützt wird das Projekt von der vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V.