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BR-München Streit um den Ausbau des Sudelfeldes

An schönen Sommertagen ist auf der Speck-Alm viel los. Wanderer und Ausflügler besonders aus München fahren gerne hier herauf und genießen in rund 1400 Metern Höhe die Landschaft am so genannten Sudelfeld.

Von: Sabine Schmalhofer

Stand: 29.06.2014 | Archiv

Schwarze Kunststoffröhren vor aufgewühlter Erde in einer Berglandschaft | Bild: BR

Die Speck-Alm

Doch das Gebiet gleicht derzeit einer Baustelle: ein großer Speichersee samt künstlicher Beschneiung soll das Skigebiet schneesicher zu machen. Auch die Liftanlagen werden erneuert und ausgebaut.

Egid Stadler

Die Kosten betragen rund 35 Millionen Euro, sagen Bürgermeister und Liftbetreiber. Der Ausbau sei dringend nötig.

"Seit über 60 Jahren gibt es am Sudelfeld Skilifte und seit 100 Jahren wird bei uns Skigefahren. Aber die Anlagen sind natürlich veraltet, so dass sie schon fast die 60 Jahre haben. Man muss was tun, weil die Gäste andere Anlagen gewohnt sind und darum müssen wir das machen. Das Ganze ist natürlich so: niemand kann investieren in moderne Aufstiegsanlagen, ohne dass man gewisse Schneesicherheit hat. Und wir brauchen 100 Betriebstage, damit sich das alles rentiert. Und das geht nur mit einer schlagkräftige Beschneiung."

Egid Stadler, Liftbetreiber

Ludwig Wucherpfennig

Der Deutsche Alpenverein läuft Sturm gegen das Großprojekt. Er klagt vor Gericht gegen den Speichersee und die Schneekanonen.

"Hier wird mit einem 38 Meter hohen Damm, mit einem erheblichen Eingriff das Landschaftsbild massiv verändert und auch die Biotop-Situation und der Wasserhaushalt. Und das ist ein wahnsinniger Eingriff, der langfristig keinen Sinn macht nach unserer Auffassung."

Ludwig Wucherpfennig, Deutscher Alpenverein, Vizepräsident

Dinosaurier im Speicherteich? Österreich!

Im Nachbarland Österreich hat man längst aufgerüstet und die großen Speicherteiche für die Schneekanonen im Sommer gar zum Dinosaurierpark umfunktioniert, wie hier auf der Steinplatte in Tirol. Gebaut wird in den österreichischen Skigebieten eigentlich immer irgendwo. Naturschützer warnen vor einem Raubbau an der Natur.

"Wir vom Bund Naturschutz und auch der Alpenverein befürchten, dass jetzt ein Wettrüsten stattfindet und man an allen Flächen in den nächsten Jahren mit Schneekanonen noch mal Verbesserungen in Anführungszeichen erreichen kann, dass hier auch aufgerüstet wird und damit versucht wird, die Attraktivierung von Skigebieten auch in niedrigen Lagen zu erreichen."

Manfred Burger, Bund Naturschutz

Am oberbayerischen Sudelfeld versucht man, noch ein paar Jahrzehnte über die Runden zu kommen. Denn Experten prophezeien, durch die Klimaerwärmung sei Skifahren künftig nur noch in höheren Regionen möglich.

Was sagen Skifahrer zum Ausbau der Wintersportregion hier oben?

"Schwierig. Für das Skigebiet ist das ein Vorteil, aber für die Natur ist es grauenhaft."

Ein Skifahrer

"Mir persönlich gefällt es nicht. Ich finde es schade für die Natur, vom Naturschutz her gesehen."

Ein Skifahrer

"Ich fahre lieber auf Naturschnee als auf Kunstschnee."

Ein Skifahrer

"Kunstschnee schützt den Boden. Bevor Skifahrer auf wenig Schnee fahren und den Boden kaputt machen, ist es besser, wenn Kunstschnee drüber liegt."

Ein Skifahrer

"Das kostet drei- oder viermal Energie, das Herstellen, das Wasser, die Aufbereitung. Das mache ich nicht. Kein Schnee? Dann fahre ich nicht Ski. Aus. Amen."

Ein Skifahrer

Am Fuß des Sudelfelds liegt Bayrischzell. In dem Ferienort hoffen viele, dass ein modernisiertes Skigebiet wieder mehr Winterurlauber in die Läden und in die Hotels bringt.

"Wir haben oft Gäste, die eine Nacht bleiben und dann sagen: 'Morgen fahren wir zum Schifahren nach Südtirol.‘ Und das ist für uns eine bittere Pille."

Irmgard Nopper, Hotel zur Post

"Wenn man sieht, dass die Autobahn voll ist und alle nach Österreich fahren und bei uns keiner bleibt. Die lassen den Dreck da und zahlen keine Maut. Dann schauen wir mit dem Ofenrohr ins Gebirge."

Sepp Ettenhuber, Wirt Speck-Alm

Am Sudelfeld wollen die Liftbetreiber schon in der kommenden Wintersaison einen Teil der neuen Anlagen in Betrieb nehmen und dann gibt's hier oben im Sommer zu den Almwiesen vielleicht auch noch einen Badesee mit Bergblick.


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