BR Fernsehen - Abendschau


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Elche Die großen Leisetreter

Wir müssen zunächst ein Gerücht ausräumen: Der Elch war in Deutschland nicht ausgerottet, um einem deutschen Autobauer die Vermarktung seiner A-Klasse zu ermöglichen - das hatte wirklich andere Gründe. Wissenswertes, eher weniger Wissenswertes und null Wissenswertes ...

Stand: 08.01.2015 | Archiv

"Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche."

F. W. Bernstein

Der Elch - Charakter und Statur

Fast flächendeckend überwuchert mit drahtigen Haaren, mit mächtigen Schaufeln überm Hirn und ausgeprägter Schmoll-Lippe überm Charakter-Kinn ist der Elch eine imposante Erscheinung - und so auch in Bayern zu sehen. Und das nicht nur in diversen Zoos und Tiergehegen, sondern mittlerweile auch wieder in freier Wildbahn. Und das ist relativ neu, denn der große Hirsch war bei uns mehr oder weniger ausgestorben. In Bayern war der Elch schon früher weg, in Restdeutschland war er zumindest noch bis zum Zweiten Weltkrieg nachweisbar, bevor er wohl auch hier in den Kriegswirren "verloren" ging! Jetzt kehrt der große Leisetreter wieder zurück - im Gefolge des Wolfes.

Der männliche Elch in seiner europäischen Version (Alces alces alces) wird bis zu 2.30 Meter hoch, wiegt bis weit über 500 Kilogramm, erreicht eine Länge von rund 3 Metern plusminus Stummelschwänzchen von rund 10 Zentimetern und trägt ein mächtiges Schaufel-Geweih mit einer Spannweite bis 1,30 Meter und einem Gewicht bis 20 Kilogramm. Der weilbliche Elch, also die Elch-Kuh, verzichtet auf den imposanten Kopfschmuck, ist insgesamt leichter und weniger eindrucksvoll - außer wenn's um die Verteidigung ihrer Kälber geht: Da wird Frau Mama richtig fuchsig und tritt mit ihren Hufen ordentlich zu.

Der Hufkick ist sowieso das Mittel der Wahl, wenn Flucht als nicht aussichtsreich eingeschätzt wird: Aufgrund ihrer Größe haben Elche nicht wirklich viele natürliche Feinde - Wolf und Bär sind darunter wohl die bedeutendsten. Normalerweise wird ein angegriffener Elch zunächst sein Heil in der Flucht suchen und hat dazu eigentlich auch recht gute Erfolgschancen: Seine Reviere sind in der Regel schwergängig, mit Steinen und Hindernissen, umgefallenen Baumstämmen und niedrigem Gestrüpp, über das der Elch mit seinen langen Beinen relativ easy drüber wegläuft. Da tun sich Wolf und Bär schon erheblich schwerer. Das strengt sie ziemlich an ... Kommt es aber zum Äußersten, dann tritt der Elch zu: Schnell, hart, tödlich.

Das hätten Sie dem großen Vegetarier gar nicht zugetraut, gell, sieht er mit seiner Schmoll-Lippe doch eher ziemlich tranig aus. In der Tat ist der einzelgängerische Elch sonst recht friedlich, ernährt sich ausschließlich von Blatt-, Grün- und Baumzeugs! Gras ist jetzt nicht unbedingt so sein Ding, da müsste er energetisch ziemlich lange äsen, bis der Energielevel erreicht ist. Waserpflanzen sind da schon eine andere Kategorie - sehr sehr energiereich. Um an das begehrte Futter zu kommen, ist der Elch der einzige Hirsch, der auch unter Wasser schmausen kann.

Als Lebensraum wählt sich der braune Lange Umgebungen, die waldig sind oder sumpfig, eher uneben als flach. Temperaturen zwischen 10° Grad plus und 20° Grad minus empfindet der Elch als angenehm, bis zu 50° Grad minus ist aber auch okay.

Rooooaaarrrr

Während der Brunft geht der Elch ganz schön aus sich raus, während die Elchkuh zunächst zurückhaltender reagiert ...

Der männliche Elch röhrt seine Bereitschaft in die Welt, vertreibt in zunehmend ernsteren Geweihkämpfen ebenfalls bereite Rivalen aus seiner Brunftkuhle und lockt die Kühe zu sich, die für 30 Stunden alle 28 Tage empfängnisbereit sind. Die weiblichen Hirsche reagieren zunächst desinteressiert, mit heranrückender Empfängnisbereitschaft werden aber auch sie zugänglicher. Und dann geht alles ganz schnell: In ein paar Sekunden ist alles erledigt, die Kuh trollt sich - der Elch wendet sich der nächsten zu.

Nach rund acht Monaten erblickt die Frucht des Moments das Licht der Welt: Rund 80 Zentimeter groß, um die 10 Kilo schwer und sehr schnell auf den eigenen Beinen. Rund ein Jahr bleibt das Jungtier bei der Mutter und wird von ihr beschützt - bis sich dann eine neues Kalb ankündigt und das "alte" verstoßen wird.

"Die A-Klasse ist wirklich das sicherste Auto der Welt. Wenn man zu schnell in eine Kurve fährt, legt sich der Wagen schützend auf die Seite!"

Witz

Wieder dahoam

Der Hirsch, zu dessen Familie der Elch gehört, ist richtig alt: Urahnen, noch ohne Geweih, gab's schon vor knapp 30 Millionen Jahren in Europa. Über die Zeit entwickelten sie sich weiter, legten sich die Stoßstangen zu und darwinierten weiter auch zur jungen Subspezies "Elch"! Seit der Steinzeit hat der Mensch das große Tier auch gejagt und später in bedeutenden Werken der Literatur - falsch - beschrieben. So schreibt Caesar in "De Bello Gallico", dass sich der Elch aufgrund fehlender Kniegelenke zum Schlafen nicht hinlegen könne und sich stattdessen an Bäume anlehnen würde, was die cleveren Germanen zur Erlegung der Tiere ausnutzten: Sie sägten einfach die Bäume an... und plumps war der Elch gefällt! (Schöne Geschichte eigentlich, oder?) Bei Plinius lässt sich die Mär finden, dass der Elch wegen seiner überdimensionierten Oberlippe nur rückwärts gehend äsen konnte. Dies ist schlichtweg falsch und dementsprechend auch nicht der Grund für sein Verschwinden in Deutschland. Dafür kommen leider eher die Ausbreitung der menschlichen Gesellschaft und die Einschränkung des natürlichen Lebensraums der Elche in Frage. Waren die Elche spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland verschwunden, kündigt sich nun ein kleines Comeback an: In Bayern wurden wieder Exemplare gesichtet und ein Schutzprogramm ist eingerichtet.

Sollten Sie jetzt ganz stark den Wunsch nach einem eigenen Elch als Haustier verspüren: Zwar ist der Elch bisher nicht wirklich domestiziert worden, aber Elchkälblein, die von Hand aufgezogen wurden, waren sanft wie Lämmer und anhänglich wie Hunde. Die Nahrungsbeschaffung und Gassigehen bleiben dann noch als zu lösende Probleme ...


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