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Die Makerbewegung Mit 3D-Drucker und Lasercutter die Welt verändern

Maker, so nennen sie sich. Sie wollen mit ihren Erfindungen die Welt verbessern. Sie wollen ihr Erfinderwissen teilen, ohne Profit zu machen. Aber wer sind diese Maker? Campus Magazin stellt die Maker-Bewegung vor und trifft studentische Maker.

Von: Christian Wurzer

Stand: 28.07.2019

Laurin und Jona könnte man als Maker bezeichnen. Sie haben ganz nach Makermanier ein Elektroauto gebaut, das eine Reichweiten Beschränkung nicht wirklich kennt. Dach, Motorhaube und Türen sind mit hochsensiblen Solarzellen bedeckt. Diese laden das Auto ständig auf. Dadurch braucht das Solar-Fahrzeug keine Stromtankstellen. Es kann sogar für andere Elektrogeräte als Energiequelle dienen.

"Nein, wir hatten keine Ahnung, wie man ein Elektroauto baut, wir haben es einfach probiert. Das war eigentlich „das“ Erlebnis und nach und nach haben wir gemerkt, wie viel man verändern kann."

Jona Christians, Eletrotechnikstudent und Start-Up-Unternehmer

Laurin, Jonas und Navina finanzieren ihr Projekt über Crowdfunding

Sion

Laurin und Jonas wurde schnell klar, dass sie ihrem Projekt mit dem Anspruch, die Welt mit einer neuen Art der Elektromobilität zu verändern, nicht gerecht werden können, wenn sie weiter in ihrer Garage bleiben und vor sich hin basteln. Um ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen, brauchen auch sie viel Kapital. Und sie haben begonnen zu sammeln per Crowdfunding. 2017 hatten sie genügend Prototypen gebaut, um Probefahrten anbieten zu können. 2018 konnten die ersten Interessierte in vielen Städten in Deutschland das Autor probefahren. Wer will, kann das Auto aber auch schon im Voraus kaufen.

Hier geht es zu ihrer Crowdfunding Hompage:

Laurin und Jona kennen sich aus der Schulzeit. Schon damals haben sie so manches Projekt gemeinsam durchgezogen. Das Autobauen haben sie aus dem Internet gelernt, die Grundfertigkeiten in der Schule.

"Wir hatten immer zusammen Werkunterricht. Dass wir an der Walddorfschule waren, war ein großes Plus. Wir hatten schon einige handwerkliche Fähigkeiten und dann haben wir in der Schule alles Mögliche gebaut. Laurin hat zum Beispiel ein Flugzeug gebaut, ich ein Windrad."

Jona Christians, Eletrotechnikstudent und Start-Up-Unternehmer

"Wir haben sogar ein Energiefahrrad gebaut, wo man etwas anstecken konnte, eine Lampe, oder einen Kühlschrank. Immer wollten wir etwas Nachhaltiges machen und das mit Basteln. Dann kam uns einfach mal der Gedanke ein Elektroauto zu bauen. Wir sind aber nicht morgens aufgestanden und haben gesagt: Ja, wir wissen es, sondern das hat sich über die Jahre so entwickelt. Von der Garage aus und eben dann etwas größer gedacht. So kam dann auch die Vision, Automobilhersteller zu werden."

Laurin Hahn, Eletromobilitätsstudent und Start-Up-Unternehmer

Von Maker zu Start-Up-Unternehmern

Inzwischen ist ihr Team etwas größer geworden. Vor zwei Jahren kam Navina dazu. Sie wohnte mit Laurin und anderen zusammen in einem WG-Haus und stellte viele Fragen, wenn die beiden tagelang in ihrer Werkstatt verschwanden und vorgaben, zelten zu gehen. Eines Tages haben die beiden sie dann in ihre Pläne eingeweiht. Mittlerweile kümmert sich Navina um das Firmen-Design, Jonas um das Unternehmerische und Laurin um das Organisatorische und Technische. Ihr Vorhaben birgt für zukünftige Solarauto-Fahrer eine wahre Fundgrube an Ideen: Ihr Entwurf sieht nicht nur vor, dass sich das Solar-Auto selbst auflädt, sondern auch alle Ersatzteile sollen von jeder Werkstatt nachbaubar sein - weltweit.

Auf einem Release Event bei Sono Motors präsentierten Laurin, Jonas und Navina am 27.7.2017 ihr fertiges Elektroauto Sion. Jetzt wollen die drei mit ihrem fertig entwickelten Elektroauto auf den Markt gehen.

Was sind also Maker?

Maker sind Idealisten

Ihr Motto lautet „Nutzen vor Profit“: Die Maker-Bewegung will die Produktion zurück in die Hände aller geben. Sie will das Gewinnstreben von Großkonzernen ersetzen durch demokratische Herstellungsprozesse. Doch ist das überhaupt möglich? Die Lösung klingt einfach: Maker wollen mit eigenen Mitteln ein technisches Problem lösen. Dabei wollen sie keine kostspieligen Speziallösungen. Wichtigste Hauptwerkzeuge sind für die meisten Maker 3D-Drucker und Lasercutter. Die perfekten Geräte, um Produktionsprozesse zu demokratisieren. Mit ihnen lassen sich Gegenstände aller Art herstellen, ausdrucken, zurecht schleifen und einsetzen, auch in andere Werkstücke aus anderen Materialien - ideale Werkzeug, um hergebrachte Produktionsprozesse zu „demokratisieren“ und aus den Fabrikhallen der Industriekonzerne herauszulösen. Die frei verfügbaren Baupläne soll jeder herunterladen und die entsprechenden Produkte oder Ersatzteile selbst herstellen können. Es geht den Makern um nichts weniger als das bestehende Wirtschaftssystem von unten zu verändern, den Konsum zu beenden und klassische Produktionswege neu denken.

Der Amerikaner Dale Dougherty gilt als der Väter der Maker-Bewegung.

2005 gründete er das Make-Magazin, eine Zeitung, die die Do-it-yourself Idee kultiviert. Dougherty sieht in der Maker-Bewegung eine Kraft, die die Wirtschaft mit ihren unkonventionellen Ideen voran bringen, ja revolutionieren könnte.

Die Maker-Szene wächst

Inzwischen entstehen auch in Deutschland immer mehr Maker-Cafés und Maker-Spaces. Hier treffen sich Bastler aller Couleur, die ihre mehr und weniger innovativen Ideen kreativ umsetzen. Auch an den Hochschulen entstehen erste FAB-Labs und Maker-Spaces. An der Hochschule München z.B. gibt es sogar Reparatur-Kurse der Architekten im C-LAB, dem Creative-Labor für Maker dort.

Maker - das sind Bastler, Programmier, Gesellschaftskritiker und Künstler

Das C-LAB an der Hochschule München

Der deutsche Aktionskünstler Joy Lohmann versucht sich in Deutschland an die Spitze der Maker-Bewegung zu setzen und proklamiert das profitfreie Bauen und Gestalten. Er setzt auf Vernetzung und Kooperation, auf kollektive Kreativität und offenen Wissenszuwachs zu freiem gesellschaftlichen Nutzen. In wenigen Jahren will er ein internationales Hilfs-Netzwerk „Makers for Humanity“ einrichten.

Wie finanzieren sich Maker?

Viele Projekte von Makern sind kostspielig. Alleine können sich die wenigsten die notwendigen Werkzeuge beschaffen, um kreativ werden zu können. So organisieren sie sich auf Messen und in Maker-Labs. Meist bezahlt man eine Art Mitgliedsbeitrag. Damit erhält man Zutritt zu Laboren und den Werkzeugen.

Für viele Maker führt der Weg zu größeren Projekten über Crowdfunding.

Das Internet bietet dazu eine ganze Reihe von Plattformen an. Mache sind regional aufgestellt, andere international, einige nur auf bestimmte Branchen spezialisiert. Auch Laurin und Jonas haben so die Startfinanzierung für die Entwicklung ihres Elektroautos zusammenbekommen.

Wie funktioniert Crowdfunding?

Finanzierungsidee

Immer geht es darum, sein Produkt bestmöglich zu präsentieren: Wie sieht das Konzept aus? Für was wird die Finanzierung verwendet? Was hat der „Spender“, was hat der Unterstützer davon? Das sogenannte Back-end, die Abwicklung der Zahlungen, Internetsupport, etc. übernimmt die Plattform. Dazu muss man sich anmelden, einen Kriterienkatalog erfüllen und los geht’s, alles internetbasiert.

Wie andere Maker treffen?

Der einfachste Weg andere Maker zu treffen, sind die Maker-Fairs, also Maker-Messen. Sie werden immer mehr. Hier kannst du sehen, was andere machen, aber auch selber deine eigenen Werke präsentieren:

Maker bei Barak Obama

Sogar Präsident Barak Obama hat im Weißen Haus regelmäßig eine Maker-Fair organisieren lassen, angelehnt an seinen alten Wahlspruch „Yes, we can!"

"Yes, we make it!"

Die Maker Bewegung – eine technische und gesellschaftliche Revolution?

Unterschied

Eine Ära der Maker ist sicherlich noch nicht angebrochen, doch die Bewegung wächst. Maker-Fairs in den USA ziehen hunderttausende Besucher an. 2013 fand die erste dieser Messen, auf denen Bastler und Enthusiasten ihre Entwicklungen vorstellen, auch in Deutschland statt. Es lebe die Do it Yourself-Kultur! Die Maker sind eine Bewegung, die durchaus das Potential hat, eine neue gesellschaftliche Kraft zu werden. Über alle Grenzen hinweg vernetzt und mehr am Nutzen orientiert als am Profit. Gesammeltes Wissen für alle. Ob uns aber eine wachsende Gruppe von Idealisten wirklich dazu bringen kann, die Gesellschaft radikal anders zu denken, wird sich erst erweisen müssen.


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