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Plan für Wintersemester 2020 So viel Präsenzlehre wie möglich

Eine vollständige Rückkehr zum Präsenzbetrieb kann es unter Corona-Bedingungen laut der Hochschulrektorenkonferenz nicht geben. Sie fordert aber so viel Präsenzlehre wie möglich - – bei absoluter Priorität des Gesundheitsschutzes.

Stand: 03.07.2020

Symbolbild: Dozentin im Unterricht in einer Uni Vorlesung | Bild: picture-alliance/dpa

Die Hochschulen brauchen aber eine sichere Perspektive und müssen für Herbst verlässlich planen können. Es kommt immer auf die spezifische Situation jeder einzelnen Hochschule an. Ein besonderes Anliegen ist es den Hochschulen, dass auch auf die vielen ausländischen Studierenden Rücksicht genommen wird, die absehbar weiterhin nicht alle anreisen und an Präsenzveranstaltungen werden teilnehmen können. In der Diskussion werde die besondere Situation der Hochschulen nicht selten verkannt. Und der HRK-Senat bekannte sich dazu, ein besonderes Augenmerk auf die Situation von Erstsemestern und Studierenden in Prüfungsphasen zu haben.

Nach wie vor gelten in den meisten Bundesländern Corona-bedingte Hygienevorschriften. Im Senat wurde deutlich, um in den Hochschulen da Einhalten der notwendigen Abstandsregeln zu sichern, müssten für große Vorlesungen externe Räumlichkeiten mit Höchstkapazitäten angemietet werden. Bei voller Präsenz aller Hochschulmitglieder wäre die Organisation in Bibliotheken oder Mensen nicht zu leisten. Der Senat appellierte an alle Hochschulmitglieder sowie an Politik und Beobachterinnen und Beobachter, die große Verantwortung der Hochschulen für die Gesundheit und die Studienchancen aller in der Debatte zu berücksichtigen.

HRK-Präsident Peter-André Alt

"Jede Hochschule braucht Planungsvorlauf und kann nicht wiederholt 'auf Zuruf' umgesteuert werden. Zudem sind Konzeption und Durchführung von digitalen und Präsenzveranstaltungen nicht beliebig austauschbar. (...) Vor allem aber gibt es erhebliche zusätzliche Risikofaktoren für Studierende und Personal und damit letztlich die gesamte Bevölkerung: Allein die Größe der Hochschulen mit meist mehreren Tausend Personen macht die Dimension der Herausforderungen deutlich. Studierende bewegen sich im Gegensatz zu Schülerinnen und Schülern zwischen Studien- und Heimatort und bringen damit zusätzliche Ansteckungsrisiken in die Häuser. Auch ein übermäßiges Pendeln mit öffentlichem Nahverkehr zwischen Präsenzveranstaltungen und digitalen Veranstaltungen birgt erhöhte Risiken, die bei der Planung des Studienangebots beachtet werden müssen. (...) Vergleiche mit Vereinen oder Schulen gehen völlig fehl. Die Selbstorganisations- und Selbstlernfähigkeit von Studierenden ist ungleich höher als die von Schulkindern, so dass sie ihre Leistungen bei allen Kompromissen auch erfolgreich digital erbringen können. (...) Die Hochschulen orientieren ihre Maßnahmen sinnvollerweise an den jeweiligen Bedarfen und Möglichkeiten. Diese sind nach Größe, baulicher Situation und vor allem nach Fächern sehr unterschiedlich. In experimentellen Fächern etwa kann auf das Lernen im Labor nicht lange verzichtet werden, im Sport- und im Medizinstudium etwa nicht auf praktische Übungen. Das Fächerspektrum der künstlerischen Hochschulen wiederum erfordert einen hohen Anteil an Kleingruppen- und Individualstudium. Entsprechend kann und muss hier die Präsenzlehre wieder verstärkt zum Zuge kommen. (...) Es ist klar, dass diese Personengruppen einen besonderen Bedarf an vor-Ort-Angeboten haben. Dafür entwickeln die Hochschulen Konzepte. Die HRK wird den Austausch der Hochschulleitungen dazu unterstützen. Wir müssen alles tun, damit die Hochschulen nicht zu Corona-Hotspots werden. Sie werden so schnell, wie es verantwortbar ist, in einen weitgehenden Präsenzmodus zurückkehren. Wir sollten bei aller Anspannung außerdem nicht vergessen, dass wir von den heutigen Erfahrungen profitieren können, wenn wir sie vorbehaltlos analysieren und Folgerungen im Hinblick auf eine weitere konstruktive Fortentwicklung unserer Lehre unter Einschluss digitaler Elemente ziehen."

HRK-Präsident Peter-André Alt


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