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Prof. Dr. Klaus Goetz Warum scheint Politik zunehmend unberechenbar?

Politik erscheint zunehmend turbulent, das heißt regellos, unberechenbar und durch plötzliche tiefgreifende Veränderungen gekennzeichnet. An Beispielen für Turbulenz herrscht kein Mangel.

Von: Andrea Roth

Stand: 18.05.2020

So stellt US Präsident Trump internationale Vereinbarungen und Organisationen, die zur Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung geschaffen wurden, grundsätzlich in Frage und hat Unberechenbarkeit zum Markenzeichen seines Handelns gemacht. In Europa verbindet sich die dynamische Entwicklung der EU mit einer Kumulation von "Krisen". Im nationalen Kontext führen populistische Bewegungen und Parteien zu radikalen Veränderungen in Parteiensystemen und traditionellen Mustern der Koalitionsbildung, eine Entwicklung, die auch Deutschland erfasst. Beschleunigung - auch unter dem Einfluss sozialer Medien -, institutionelle Instabilität und auf Regelbrüche angelegtes Verhalten politischer Akteure verbinden sich und lassen Prozesse und Ergebnisse von Politik zufällig und kaum vorhersehbar erscheinen.

Die Politikwissenschaft wendet ihre Aufmerksamkeit daher der Analyse von Entwicklungsverläufen zu, sich durch beschleunigte, irreguläre und transformative Dynamiken auszeichnen. Im Campus Talk soll es deshalb um drei Fragen gehen: Wird Politik tatsächlich zunehmend unberechenbar? Wenn ja, was sind die tieferliegenden Gründe für diese Entwicklung? Und bedeutet Turbulenz eine Gefährdung der westlichen Demokratie?

Klaus H. Goetz ist Inhaber des Lehrstuhls für Politische Systeme und Europäische Integration am Geschwister-Scholl-Institut für Politikwissenschaft der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Seine Forschung beschäftigt sich mit Regierung und Verwaltung in Europa und in internationalen Organisationen und mit der Zeitlichkeit von Politik. 2019-2020 leitet er eine Forschergruppe zu "Exceptional Political Dynamics" am Center for Advanced Studies der LMU. Seit 2000 ist er Mitherausgeber der Zeitschrift West European Politics. 


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