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Campus Reportage Ich möchte fühlen, was Du fühlst - Empathie bei Kindern

Zu fühlen, was andere empfinden ist eine Fähigkeit, die Kinder schon sehr früh erlernen. Gleichzeitig kann Empathie aber auch verstumpfen, wenn Kinder vernachlässigt werden. Wie kann Mitgefühl gestärkt und wieder erlernt werden?

Von: Anette Orth

Stand: 18.06.2018 | Archiv

Vom ersten Tag der Geburt an hat jedes Baby die angeborene Fähigkeit, Mitgefühl zu empfinden. Diese wird aber nur dann ausgeprägt, wenn das Kind liebevoll und feinfühlig behandelt wird. Durch den engen Kontakt zu einer Bezugsperson, meist durch die Mutter, lernt das Baby subtilste Mimiken des Gesichts kennen, kann sie interpretieren, nachahmen und nachfühlen. Um Gefühle wie Zuversicht, Trauer, Liebe oder Zorn bei einem anderen Menschen zu erkennen, muss man erst mal selbst in der Lage sein, diese Gefühle zu empfinden und sich ihrer bewusst sein. Erst der letzte Schritt ist die sogenannte Empathie – die Fähigkeit mit einem anderen Menschen mitzufühlen.

Fühlen, was andere fühlen

Ärgern oder nur ein Spiel? - Wann ist es für den anderen kein Spaß mehr?

Inzwischen weiß man, dass aus biologischer Sicht, die sog. Spiegelneuronen im Gehirn für das Empathie-Empfinden verantwortlich sind. Sie veranstalten gerade im ersten Lebensjahr des Kindes ein wahres Feuerwerk im Gehirn: ständig werden neue Verknüpfungen geschlossen – das Gehirn lernt zu fühlen. Für Kinder, die in den ersten Lebensmonaten vernachlässigt werden, ist diese Chance nahezu unwiederbringlich verloren. Doch die Spiegelneuronen sind lebenslang aktiv, das bedeutet, auch in späteren Lebensjahren Menschen lernen können, empathisch zu empfinden. Allerdings nie mehr so gut und schnell wie im ersten Lebensjahr.

Empathie lernen und erweitern

Im Kindergarten und in der Schule lernen Kinder weiter sich in ihr Gegenüber einzufühlen, ein anderes Kind zu trösten oder zu bemitleiden. Fußballfans, die die Niederlage ihres Vereins besonders betrauern oder Menschen, die bei Filmen eine Packung Taschentücher verbrauchen, sind nicht weinerlich, sondern besonders empathisch: sie können sich so gut in ihr Gegenüber einfühlen, dass sie dessen Schmerz wie ihren eigenen fühlen. Das gleiche gilt, wenn man sich über den Erfolg eines anderen Menschen genauso freuen kann, wie über den eigenen.

Kinder, deren Mitgefühl zu anderen Menschen durch mangelde Fürsorge und Zuwendung abgestumpft ist, können mithilfe von Tieren als Co- Therapeuten Empathie erlernen. Im verantwortungsvollen Umgang mit Hunden, Schafen oder Pferden erfahren sie wieder einfühlsam zu reagieren.


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