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ARD alpha Uni Bioinformatik studieren

Von: Susanne Bauer-Schramm

Stand: 02.04.2024

Hast du Interesse an Biologie, aber nicht so viel Lust dein Leben im Labor zu verbringen, findest Programmieren spannend und hast eine hohe Frustrationstoleranz? Dann kann Bioinformatik das richtige Studienfach für dich sein.

Simon Hegele, Masterstudent für Bioinformatik an der FSU Jena | Bild: BR/Maurice Demand

Zulassungsvoraussetzungen

Für das Bioinformatik Studium brauchst du die Allgemeine Hochschulreife, die fachgebundene Hochschulreife oder zumindest die Fachhochschulreife oder einen gleichwertigen ausländischen Bildungsabschluss. Und du hast die Möglichkeit, mit einem Meisterabschluss oder mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung sowie einer entsprechenden praktischen Tätigkeit von mindestens 3 Jahren zu studieren.
Die Bioinformatik Studiengänge haben zu Teilen Numerus Clausus. Er liegt laut Studis Online im Schnitt bei 2,8. Die Werte schwanken stark. Der höchste NC lag bei 1,6 in Berlin an der Freien Universität im Wintersemester 2023/24. Welchen Notendurchschnitt du vorweisen musst, variiert stark von Hochschule zu Hochschule und von Semester zu Semester. Und es gibt einige Hochschulen, die als Zulassungsvoraussetzung eine Teilnahme an einer Eignungsprüfung verlangen. Von daher lohnt es sich auf jeden Fall, dass du dich an deinem Wunschstudienort genau informierst. Die Technischen Hochschulen in Bingen, Deggendorf oder auch Ingolstadt sind beispielsweise NC-frei. Auch die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Universität des Saarlandes sind zulassungsfrei.

Für den Masterstudiengang brauchst du einen abgeschlossenen Bachelor in Bioinformatik oder einen gleichwertigen Abschluss in einem verwandten Fachbereich. Bei einer begrenzten Anzahl an Plätzen ist deine Bachelor-Abschlussnote entscheidend, ob du zum Studium zugelassen wirst. Außerdem solltest du für ein Masterstudiengang in Englisch fit sein und höhere Programmiersprachen beherrschen. Oft werden auch Motivationsschreiben von den Hochschulen verlangt. Hier machst du deutlich, warum du überhaupt einen Master in Bioinformatik machen willst.
Derzeit wird laut Study Check Bioinformatik in 30 Studiengängen an 6 Fachhochschulen und 15 Universitäten angeboten. Das Studium gibt es Vollzeit, Teilzeit, dual und berufsbegleitend. Neben der reinen Bioinformatik findest du an den Hochschulen auch die Angewandte Bioinformatik (B.Sc.) und Kombinationsstudiengänge wie Medizin- und Bioinformatik (B.Sc.), Biosystemtechnik/Bioinformatik (B.Sc.), Bioinformatik und Systemtechnologie 8B.Sc.), Bioinformatik und Genomforschung (M.Sc.) oder Bioinformatik/Bioinformatics (M.Sc.). Je nach Interesse lohnt sich hier der Gang zur Studienberatung, denn die Studieninhalte können hier stark variieren.

Studiendauer und Abschluss

Im Schnitt solltest du für einen Bachelorstudiengang in Bioinformatik mit einer Studiendauer von 6 bis 7 Semestern rechnen. Für den Master brauchst du noch einmal 4 Semester (Regelstudienzeit), er kann aber durchaus länger dauern.
Nach der erfolgreichen Abgabe deiner Bachelor- bzw. Masterarbeit schließt du dein Studium mit dem Bachelor of Science (B.Sc.) oder dem Master of Science (M.Sc.). ab. Nach dem Masterstudium kannst Du noch eine Promotion anschließen. Je nach Hochschule kannst du dein Bioinformatik-Studium zum Wintersemester oder Sommersemester beginnen.

Studieninhalte Worum geht es in Bioinformatik?

Als interdisziplinär angelegtes Studium verbindet die Bioinformatik zwei unterschiedliche Fachbereiche miteinander: die Biologie und die Informatik.
Als Bioinformatiker arbeitest du später mit modernsten Programmen zum Erforschen von Prozessen im menschlichen Körper und weiterführend zur Entwicklung neuer Medikamente.  Dazu lernst du im Studium Methoden zur Dokumentation von Daten aus Experimenten und wie du die passende Software dafür programmierst. Auch das Arbeiten mit verschiedenen Bioinformatik-Datenbanken wird dir beigebracht. Außerdem lernst du den Aufbau bestimmter Moleküle oder anderer Verbindungen zu visualisieren und diese Modelle in weiteren Verfahren anzuwenden. Dabei kannst du zum Beispiel die biologischen Daten wie die Struktur von DNA-Molekülen oder Proteine auf dem Bildschirm simulieren, biochemische Prozesse untersuchen und in großen Datenbanken speichern.

Das theoretische Wissen eignest du dir In Vorlesungen und Seminaren an, damit du dieses dann in Übungen, Projektmodulen und in Praktika anwenden kannst. Du lernst in deinem Studium den Laboralltag kennen. Du lernst, wie du ein Protokoll zu führen hast und wie du mit den Stoffen und Daten umzugehen hast, indem du in die selbstständige Laborarbeit eingeführt wirst. Beispiele für Studien-Module sind:

  • Grundlagen der Informatik
  • Algorithmen und Datenstrukturen
  • Technische und Theoretische Informatik
  • Zell- und Mikrobiologie
  • Algorithmische Bioinformatik

Je nach Hochschule hast du Möglichkeiten für ein oder mehrere Semester im Ausland bei einer Partner-Hochschule zu studieren.

Studieninhalte des Bachelorstudiengangs Bioinformatik am Beispiel der FSU Jena

Grundstudium: 6 Semester
1. bis 3. Semester: Orientierung zum Erwerb von Grundkenntnissen und -fertigkeiten und Programmierfertigkeiten:

  • Einführung Bioinformatik I und II
  • Einführung in die Genetik
  • Grundlagen der Zellbiologie
  • Biochemie
  • Grundlagen der Analysis
  • Molekularbiologisches Praktikum
  • Berechenbarkeit und Komplexität
  • Strukturiertes Programmieren
  • Lineare Algebra
  • Algorithmen und Datenstrukturen
  • Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie
  • Diskrete Strukturen I


4. bis 6. Semester: Erweiterung und Vertiefung der Kenntnisse im Wahlpflichtfach in Bioinformatik, Informatik und Biologie:

  • Proseminar Bioinformatik
  • Projekt Data Mining und Sequenzanalyse
  • Wahlpflichtbereich 1 (Bioinformatik)
  • Wahlpflichtbereich 2 (Informatik)
  • Wahlpflichtbereich 3 (Biologie)
  • Praktische Programmierübung
  • Molekulare Evolution
  • Nummerische Mathematik
  • Wahlbereich 4 (Schlüsselkompetenzen)
  • Bachelor-Arbeit


Gut zu wissen: die Lehrstühle für Bioinformatik der Fakultät für Mathematik und Informatik und der Fakultät für Biowissenschaften sind in das Jenaer Centrum für Bioinformatik (JCB) eingebunden. Es hat international einen sehr gut Ruf. Noch ein Vorteil an Jena sind die sehr kleinen Studierendengruppen, die im direkten Kontakt mit den Professor:innen stehen können und so eine optimale Diskussionskultur ermöglichen. Und die Uni Jena hat ein großes Netzwerk an ausländischen Unis, so dass du dir auf jeden Fall deine Auslandssemester gut organisieren kannst.

Wenn du als Bioinformatiker:in Karriere machen willst in Form von leitenden Funktionen und Führungspositionen, vertieft forschen willst oder eine Promotion anstrebst, dann ist der Master-Studiengang zu empfehlen.

Eine echte Herausforderung Biochemie mit mehreren 100 Molekülformeln

Simon Hegele, Masterstudent für Bioinformatik an der FSU Jena | Bild: BR/Maurice Demand

"Es gibt viel auswendig zu lernen. Im Endeffekt schreiben wir die gleichen Prüfungen, wie die Studenten aus den jeweiligen Studiengängen. Das heißt, genauso tief wie die spezialisierten Leute müssen wir das dann auch kennen. Besonders schwer war für mich Biochemie am Anfang das Bachelorstudium. Da musste man einfach sehr viel auswendig lernen. Man muss einige 100 Molekül Formeln auswendig zeichnen können und das ist mir oft schwergefallen."

Simon Hegele, Masterstudent für Bioinformatik an der FSU Jena

Skills Freude am Analysieren

  • Analytisches, logisches, pragmatisches, effizientes Denken
  • Interesse an Mathematik und Informatik
  • Sprachbegabung, gute Englischkenntnisse
  • Disziplin
  • hohe Frustrationstoleranz (beim Programmieren geht es sehr viel darum, Fehler zu finden)
  • Freude daran, Sachen zu verstehen
  • Kreativität
  • Strukturiertheit
  • Verständnis und Interesse für Naturwissenschaften
  • Interesse, Probleme zu analysieren und zu lösen

Top-Studium wenn du „Was ist was Bücher“ als Kind geliebt hast

Simon Hegele, Masterstudent für Bioinformatik an der FSU Jena | Bild: BR/Maurice Demand

"Ich interessiere mich schon immer für Naturwissenschaften. Als Kind hatte ich erst die Dinosaurierphase, dann habe ich mich fürs Sonnensystem interessiert, dann für Magnetismus. Meine Großeltern haben mich auch immer mit sämtlichen „Was ist Was?“ Büchern versorgt. Ich löse gern Probleme und Rätsel. Dieses Interesse sollte man schon mitbringen. An der Bioinformatik gefällt mir, dass man die verschiedenen Disziplinen verbinden kann, Mathe, Informatik, Biologie, Chemie. Man hat gleichzeitig sehr viel im Blick."

Simon Hegele, Masterstudent für Bioinformatik an der FSU Jena

Beruf und Karriere Bioinformatiker: in

Dadurch, dass es in der Medizin und in der Pharmazie kontinuierlich neue Entwicklungen gibt, steigt der Bedarf an gut ausgebildeten Bioinformatiker:innen ständig. Durch das Doppelstudium Biologie und Informatik und die Einblicke in angrenzende Fachgebiete hast du unterschiedlichste Möglichkeiten für einen erfolgreichen Berufseinstieg. Du kannst in der Softwareentwicklung, Datenanalyse, Sequenz- und Genomanalyse, Modellierung und Simulation oder genauso als Systembiologe bzw. Systembiologin tätig sein. Dadurch, dass du die wissenschaftlichen Methoden in Mathematik, Chemie, Biologie und Informatik gelernt hast, bist du in der Lage, dir auf verschiedensten Wegen Lösungen zu erarbeiten. Du kannst an Entwicklungen von neuen Medikamenten und Heilmethoden beteiligt sein, denn du kannst erkrankte und gesunde Genome untersuchen, miteinander vergleichen und deine Forschungsergebnisse für weitere Forschungen dokumentieren. Du kannst dich zum Beispiel hier bewerben:

  • Universitäten
  • Pharmaunternehmen
  • Forschungsinstitute
  • Bioinformatik-Firmen
  • Biotech-Firmen

Als Bioinformatiker: in kein Alltag im Labor

Simon Hegele, Masterstudent für Bioinformatik an der FSU Jena | Bild: BR/Maurice Demand

"Bioinformatik habe ich als Studium für mich entdeckt, nachdem ich beschlossen hatte, mein erstes Studium zu wechseln. Ich habe davor angewandte Naturwissenschaften studiert und in dem Studium hat zu fast jedem Modul auch ein Labor Praktikum gehört. Ich habe für mich einfach schnell gemerkt, dass der Alltag im Labor, die Luft im Labor, nichts ist für mich. Ich sitze lieber an meinem Computer oder mit einem Zettel und Stift und denke einfach nach. Man sollte, um Bioinformatik zu studieren, auf jeden Fall eine gewisse Ausdauer mitbringen. Es gibt immer wieder sehr anstrengende Phasen im Studium. Als Bioinformatiker, hat man ein weites Feld an Möglichkeiten, was man auch nach dem Studium noch machen kann. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was ich später beruflich machen werde, aber im Moment denke ich darüber nach, mich hier auf eine Doktorandenstelle zu bewerben."

Simon Hegele, Masterstudent für Bioinformatik an der FSU Jena

Gehalt

Je nach Lage und Größe des Unternehmens, deiner Qualifikation, deiner Position oder der Branche gibt es hier eine größere Spannbreite. Vor allem in der Medizintechnik und in der Pharma- und Chemiebranche kannst du von sehr guten Gehältern ausgehen.

Das Einstiegsgehalt von Bioinformatiker: innen liegt laut Gehalt.de für die ersten drei Berufsjahre im Durchschnitt bei  63.230 Euro/ brutto. Laut den Daten des Entgeltatlas der Arbeitsagentur verdient nur ein Viertel aller Bioinformatiker weniger als 51.720 Euro/ brutto, du kannst davon ausgehen, dass es sich hier um Berufseinsteiger handelt.

Die Gehälter in öffentlich finanzierten Forschungseinrichtungen sind dagegen geringer, sie sind abhängig vom jeweils gültigen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Als Bachelor-Absolvent kannst du im öffentlichen Dienst von einer Einstufung in der Entgeltgruppe 10, Stufe 1 (= Einsteiger) mit 41.132 Euro/ brutto im Jahr ausgehen.

Master-Absolventen, die während der Promotion als wissenschaftlicher Mitarbeiter an einer Universität oder einer staatlich geförderten Forschungseinrichtung arbeiten, werden in die Entgeltgruppe E 13, Erfahrungsstufe 1 eingeordnet. Hier kannst du mit einem Jahresbruttogehalt von 50.249 Euro beim Bund oder 48.892 Euro im öffentlichen Dienst der Länder rechnen.