Dokumentarspiel-Reihe "Vom Reich zur Republik" Europas letzter Sommer Die Julikrise 1914
Samstag, 28.01.2017
20:15
bis 21:45 Uhr
- Untertitel
ARD alpha
Deutschland
2012
Das Jahr 1914. Es herrscht Frieden und Wohlstand in Europa. Besonders das Deutsche Reich blickt zurück auf einen beispiellosen, wirtschaftlichen Aufschwung. Dann fällt Ende Juni in Sarajewo ein tödlicher Schuss: der österreichische Thronfolger wird ermordet. Im Laufe des kommenden Monats überstürzen sich die Ereignisse. International nutzen Diplomaten und Staatslenker das Attentat als Vorwand, die eigene Macht zu vergrößern und alte Rechnungen zu begleichen. In nur wenigen Wochen stürzen Kompromisslosigkeit, Größenwahn und blinder Gehorsam den Kontinent in den bis dato größten Krieg der Menschheitsgeschichte.
Der Frieden in Europa in der ersten Hälfte des Jahres 1914 ist ein trügerischer. Deutschland ist seit der Reichsgründung 1871 zur Großmacht aufgestiegen. Die alten Mächte in Europa fühlen sich bedroht. Die Feindschaft zu Frankreich ist ungebrochen. Als der österreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 in Sarajewo ermordet wird, sorgt dies zunächst nicht für Aufregung, denn Ferdinand war auch im eigenen Land nicht sehr beliebt. Zudem befinden sich die meisten Machträger in Europa gerade im Urlaub. Niemand glaubt zu diesem Zeitpunkt, dass die Tat einen Weltenbrand auslösen könnte. Das Attentat bezieht sich lediglich auf den lokalen Balkankonflikt, während die großen Militärbündnisse zwischen England, Frankreich und Russland auf der einen, und Deutschland, Österreich-Ungarn und Italien auf der anderen Seite bestehen.
Doch der Konflikt schwillt an. Einige Jahre zuvor hatte die K.u.K.-Monarchie Bosnien-Herzegowina besetzt, woraufhin man im benachbarten Serbien mit der Bildung des "Balkanbundes" reagierte, einem defensiven Militärbündnis unter Patronage Russlands. Nun fürchtet man sich in Österreich-Ungarn vor den aufstrebenden Nationalbewegungen auf dem Balkan. Als nach dem Attentat in Sarajewo eine vage Verbindung des Täters zur serbischen Geheimorganisation "Schwarze Hand" bekannt wird, nimmt man dies in der Doppelmonarchie zum Anlass, einen Exempel zu statuieren. Damit nimmt das Unglück seinen Lauf. Man wirft der serbischen Regierung vor, vom Attentat gewusst zu haben und droht mit Krieg. Diese Vorgehensweise wird vom Deutschen Reich forciert, das mit Österreich verbündet ist. In Deutschland ist man - gestärkt durch militärische Aufrüstung und wirtschaftlichen Aufschwung - sogar bereit, bei einer Eskalation des Streits gegen Russland in den Krieg zu ziehen, das bei einem Angriff auf Serbien zweifellos aktiv werden würde. Auf deutscher Seite nehmen dieses Risiko nicht nur der oberste Militär, General Moltke (Volker Spahr) und Kriegsminister Falkenhayn (Klaus Guth), sondern auch Kaiser Wilhelm II. (Hubertus Hartmann), Reichskanzler Bethmann-Hollweg (Frank Röth) und sein Berater Kurt Riezler (Lars Rudolph) in Kauf.
Doch nicht nur gegen Russland möchte man losschlagen. Da das Zarenreich mit Frankreich verbündet ist und letzteres im Falle einer Eskalation ebenfalls eingreifen würde, kalkuliert die überhebliche deutsche Führung schlicht mit einem schnellen Präventivschlag gegen den westlichen Nachbarn. Aber Frankreich wiederum ist mit England verbündet, der damaligen Weltmacht Nr. 1... Diese komplexen, internationalen Verbindungen sind es, die aus dem lokalen Konflikt innerhalb weniger Wochen einen kontinentalen, später sogar weltweiten Krieg werden lassen. In diesem Sommer scheint die Sonne in Europa zum letzten Mal für viele Jahre.
Unter der Regie von Bernd Fischerauer schildert der Film den Zeitraum zwischen Attentat Ende Juni und Kriegsausbruch Anfang August 1914. Im Fokus stehen dabei die Motivationen und Entscheidungsfindungen der Staatslenker und Diplomaten Europas. Basierend auf Originaldokumenten führt das Dokumentarspiel durch die Arbeits- und Konferenzzimmer der Machtzentren ebenso wie durch die Clubs und Cafés der Hauptstädte, wo die Gespräche zwischen den Diplomaten stattfanden.
Besetzung
Rolle: | Darsteller/Darstellerinnen: |
---|---|
Bethmann-Hollweg | Frank Röth |
Riezler | Lars Rudolph |
Berchtold | Christoph Moosbrugger |
Wilhelm II. | Hubertus Hartmann |
Moltke | Volker Spahr |
Falkenhayn | Klaus Guth |
Friedrich Ebert | Jürgen Tarrach |
Hoyos | Simon Hatzel |
Macchio | Johannes Silberschneider |
Drehbuch:
Klaus Gietinger, Bernd Fischerauer
Regie:
Bernd Fischerauer
Redaktion:
Werner Reuß