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alpha-Thema: "Pferde" Die Letzten Europas Wildpferde im Münsterland

Dülmener Wildpferde im Winter. Zu dieser Jahreszeit haben die Tiere ein dichtes Winterfell. | Bild: © WDR/WDR/Light&Shadow GmbH, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter WDR-Sendung bei Nennung "Bild: WDR/WDR/Light&Shadow GmbH" (S1). WDR Presse und Information/Bildkommunikation, Köln, Tel: 0221/220 -7132 oder -7133, Fax: -777132, bildkommunikation@wdr.de.

Mittwoch, 13.07.2016
21:00 bis 21:45 Uhr

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ARD alpha
Deutschland 2011

Im Herzen Westfalens verbirgt sich eine Sensation: die letzten Wildpferde Europas - ursprünglich, ungezähmt und nahezu frei. Jahrhundertelang überstanden sie den Wandel von Wildnis in Kulturland und leben noch immer bei jeder Witterung mitten im Münsterland - Seite an Seite mit anderen seltenen Tieren und Pflanzen.

Einst war ganz Westfalen von sumpfigen Wäldern bedeckt. Zu jener Zeit streiften noch vielerorts wilde Pferdeherden durch das Land. Überlebt hat davon nur eine einzige. Die letzten 20 Tiere flohen vor den Menschen, die alle Wildpferde als unwillkommene Weidekonkurrenten vernichten wollten, in ein Sumpfgebiet nahe der Stadt Dülmen. Das Land gehörte den Herzögen von Croÿ. Sie stellten es Mitte des 19. Jahrhunderts kurzentschlossen unter Schutz und sicherten so das Überleben dieser letzten Wildpferde Europas.

Inzwischen ist die Herde auf über 350 Tiere angewachsen. Sie leben bis heute nahezu unbeeinflusst vom Menschen und suchen sich ihre Nahrung das ganze Jahr über selbst. Sie werden draußen geboren - und sie sterben draußen. Stall und tierärztliche Betreuung kennen sie nicht. So haben sich viele ihrer ursprünglichen Instinkte erhalten können.

Über ein Jahr begleitete Tierfilmer Christian Baumeister die Dülmener Wildpferde. Sein Film beginnt mit spektakulären Szenen aus der Paarungszeit im zeitigen Frühjahr, wenn die Hengste um die Stuten kämpfen. Nicht nur von ihren Rivalen, auch von den Stuten müssen sie einiges einstecken, denn die bestimmen, wann sie gedeckt werden wollen. Pferde sind ausgesprochen soziale Tiere. Die große Herde besteht aus vielen Familieneinheiten, die alle von einer erfahrenen Stute angeführt werden. Sie ist es auch, die vor jedem Trinken sorgfältig prüft, ob im Wasser keine Feinde lauern - ein uralter Instinkt, als Wildpferde noch gemeinsam mit Krokodilen im einst tropischen Deutschland lebten.

Der Winter stellt die Pferde vor besonders große Herausforderungen. Doch sie wechseln regelmäßig von den Wiesen in die Wälder und wissen genau, wann sie wo welche Nahrung finden. Und doch geht so manches Fohlen zugrunde, wenn es zu lange nasskalt bleibt.

Das parkähnliche Münsterland, mit seinem Wechsel aus Wiesen, Wäldern und Feldern bietet immer noch vielen seltenen Tieren eine Heimat. Die faszinierenden, mit aufwendiger Technik gedrehten Aufnahmen Christian Baumeisters aus dem Leben der Pferde werden flankiert von ebenso atemberaubenden Einsichten in den Alltag der wilden Nachbarn. Des Uhus beispielsweise, der seine Jungen großzieht. Oder der winzigen Zwergmaus, die kunstvolle Kugelnester inmitten von Kornfeldern baut. Auch die Geburt junger Kreuzottern - eine Rarität in der Welt der Reptilien - fängt Baumeister mit der Kamera ein.

Der Film endet mit spektakulären Zeitlupenaufnahmen der letzten wilden Pferde Europas, wie sie nach dem Fang der Junghengste aus der Arena stürmen - zurück in ihr Schutzgebiet. Nur an ganz wenigen Orten dieser Welt kann man noch ahnen, wie einst riesige Herden wilder Pferde durch die Savannen zogen. Seine Faszination hat dieser Anblick über all die Zeiten nicht verloren.

Autor/Autorin: Christian Baumeister
Redaktion: Gábor Toldy