ARD-alpha

alpha-Thema: „Pferde“ Geboren in der Urzeit - Pferde Geschöpfe des Waldes und der Steppe

Dienstag, 12.07.2016
21:00 bis 21:45 Uhr

  • Untertitel

ARD alpha
Deutschland 2008

Im ersten Teil haben wir bereits auf drei Kontinenten Urpferderassen gefunden, doch es scheinen noch weitere überlebt zu haben - die Reise durch die Kontinente geht weiter.
Erste Station sind die polnischen Sümpfe. Dort hat sich ein Wildpferd - sicher auf der Flucht vor dem Menschen - in die Wälder zurückgezogen. Es handelt sich um den Tarpan. Der morastige Untergrund war ein großer Kompromiss, denn teilweise versinken die Hufe der Pferde bis zu den Knien, was zu ernsten Verletzungen wie dem Bruch der dünnen Pferdebeine führen kann. Doch lange Zeit hat der Tarpan hier überlebt. Leider kommen wir zu spät, denn der einrassige Tarpan ist inzwischen ausgestorben.
Als es ihn noch wild und in großer Zahl auf den damals noch großen unberührten Flächen gab, hat sich niemand für ihn interessiert - man hielt ihn für ein verwildertes Hauspferd und das obwohl sein Aussehen so ganz anders war. Erst nach seinem Verschwinden wurde die Wissenschaft aufmerksam. Überlebt haben bis heute nur die sogenannten Koniks, seine Nachfahren, leider "nur" eine Mischform zwischen reinerbigem Tarpan und Hauspferd. Trotz des nicht mehr reinen Blutes, weisen sie heute noch deutliche Merkmale einer sehr alten Rasse auf.
Eine unglaubliche Sensation erwartete uns, als wir von Polen nach Portugal kommen, um hier eine weitere Urpferderasse zu suchen, das Sorraiapferd. Ein Nichtexperte kann die Nachfahren des Tarpans und die Sorraias kaum unterscheiden. Es ergibt sich also die Frage, ob beide etwas miteinander zu tun haben könnten. Und tatsächlich, wir finden den Pferdekundler Hardy Oelke, der das bestätigt. Für die These, dass Tarpan und Sorraia-Pferd zur selben Unterart gehören, sprächen auch die Ergebnisse aus DNA Analysen, meint er. Und mit noch einer Sensation wartet Hardy Oelke auf. Christoph Kolumbus hatte höchstwahrscheinlich einige dieser Sorraias mit an Bord und ließ sie in dem neuentdeckten Amerika an Land. Da reinerbige Urpferde - falls irgendwie möglich - hauptsächlich einen Partner ihres Aussehens wählen, ist bis heute unter den amerikanischen Mustangs eine Linie erhalten, die den Sorraias unglaublich ähnlich sieht - die Kiger-Mustangs.
Das Ergebnis unserer Suche ist: den einen Stammvater aller unserer Hauspferderassen scheint es nicht zu geben. Aber in allen Bereichen der Welt finden sich Urpferderassen, deren Wurzeln irgendwo weit in der Vergangenheit zu suchen sind. Sie haben sich meist in sehr entlegene, unwirtliche Gebieten zurückgezogen und sind in den meisten Fällen sehr gefährdet, auf immer zu verschwinden. Durch Fluten, Dürre und andere Katastrophen sind diese Urpferde auf ihrem langen Weg gegangen, heute hat der Mensch die Aufgabe, sie vor einem endgültigen Aus zu bewahren.

Autor/Autorin: Angelika Sigl
Redaktion: Angela Schmid