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Welt in Bewegung Migration als Ausweg

Freitag, 15.12.2017
19:00 bis 19:30 Uhr

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Das Statistische Bundesamt hat erstmals 2006 die Größenordnung der "Menschen mit Migrationshintergrund" ermittelt. Danach haben von den über 82 Millionen in Deutschland lebenden Menschen etwa fünfzehn Millionen einen Migrationshintergrund. Das sind gut achtzehn Prozent der Gesamtbevölkerung. Unter ihnen sind neun Prozent Ausländer und knapp zehn Prozent deutsche Staatsangehörige. In den Medien tauchen Migranten häufig nur im Zusammenhang mit Problemen auf. Ihre Leistung für diese Gesellschaft wird gerne übersehen. Dabei sind ganze Branchen wie Gastronomie oder Gesundheitswesen auf Einwanderer angewiesen. Deutschland leidet unter einem gravierenden Ärztemangel, Tendenz steigend. Ohne Ärzte aus dem Ausland wäre die Versorgung bereits jetzt nicht mehr gewährleistet. Der Migrationsforscher und Politikberater Professor Klaus J. Bade erklärt, warum dies voraus zu sehen war und weshalb das Land eine konzeptorientierte Migrations- und Integrationspolitik braucht.
Außerdem porträtiert der Film drei Menschen mit Migrationshintergrund, exemplarisch für viele andere in dieser Gesellschaft. Prof. Milomir Ninkovic leitet am Klinikum Bogenhausen in München die Abteilung für plastische und rekonstruktive Chirurgie. Er ist gebürtiger Jugoslawe. Der Chefarzt ist ein großer Gewinn für das Krankenhaus - und für den medizinischen Standort Deutschland. In seinem Fach ist er international renommiert. Marlene Wetzel-Hackspacher kam nach dem Krieg 1946 als Vertriebene aus Böhmen nach Bayern. Sie gründete in Dillingen einen kleinen Produktionsbetrieb für Karlsbader Oblaten nach Familienrezept. Heute beschäftigt das Unternehmen 50 Mitarbeiter. Wie Marlene Wetzel-Hackspacher fingen die meisten Vertriebenen erst einmal mit nichts an, trugen aber nach dem Krieg maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands bei. Seda Karagoullari ist Polizistin in München. Ihre Eltern kamen als so genannte Gastarbeiter Anfang der 70er Jahre aus der Türkei. Die Mutter arbeitete als Schneiderin, der Vater in der Fabrik. In Bayern sind 104 ausländische Polizeibeamte im Einsatz. 48 von ihnen sind Türken. Seda Karagoullari ist nicht mit gezählt, denn sie hat inzwischen die deutsche Staatsangehörigkeit. Bei Einsätzen, wo Jugendliche mit Migrationshintergrund involviert sind, wirkt die Polizistin oft deeskalierend.

Redaktion: Eva Maria Steimle