Respekt - Respekt

Streiten ohne Gewalt

RESPEKT Streiten ohne Gewalt

Stand: 31.03.2022 16:25 Uhr

  • Kommunikation birgt immer Konfliktpotenzial. Um damit sinnvoll umzugehen und es nicht unabsichtlich schlimmer zu machen, ist klare Kommuniktion wichtig.
  • Die Wenigsten lernen, wie man miteinander spricht, ohne einander zu verletzen.
  • Die Gewaltfreie Kommunikation, begründet vom Psychologen Marshall B. Rosenberg, gibt 4 Schritte vor, durch die man besser die Gefühle hinter den Worten vermitteln kann.
  • So kann verbale Gewalt - Verletzung durch Worte - vermieden werden und es finden sich leichter Lösungen.

Sich mal anbrüllen und beschimpfen - muss das sein?

Ist dir das auch schon mal aufgefallen? Am heftigsten streiten wir uns oft mit den Menschen, die uns am wichtigsten sind: mit den Eltern, den Geschwistern, Freund:innen, Partner:innen. Warum ist das so? Weil wir emotional sind. Weil wir uns angegriffen fühlen. Weil wir uns falsch verstanden fühlen. Es gibt tausend Gründe. Die Frage ist: Wie kommen wir aus den Mustern von Angriff und Gegenangriff und Verteidigung raus? Die Gewaltfreie Kommunikation wurde genau zu diesem Zweck entwickelt. Statt planlos aufeinander loszugehen, folgt man vier Schritten.

4 Schritte für Gespräche ohne Gebrüll

Bei Marshall B. Rosenbergs 4-Schritte-Modell geht es als erstes darum zu beobachten, was wirklich passiert ist und die Sache ohne Bewertung zu beschreiben.

  1. Beispiel: "Du bist zum dritten Mal zu spät gekommen."
  2. Der zweite Schritt ist es zu benennen, welches Gefühl diese Beobachtung bei mir auslöst: "Das nervt und frustriert mich."
  3. Aus diesem Gefühl entsteht als Drittes ein Bedürfnis, also das, was ich mir in dieser Situation wünsche: "Ich wünsche mir, dass du mir mehr Respekt entgegenbringst."
  4. Der vierte und abschließende Schritt ist es, eine Bitte um eine ganz konkrete Handlung zu formulieren: "Könntest du bitte das nächste Mal pünktlich kommen?"

Hilfe zur Selbsthilfe - Streitschlichterprogramme

Niemand weiß über Schüler:innen-Konflikte besser Bescheid als ... genau: Schüler:innen. In den letzten Jahren wurden viele junge Menschen ausgebildet, ihren Mitschüler:innen dabei zu helfen, Konflikte friedlich zu lösen. Vor allem auf dem Pausenhof kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen, denn hier kann man seinen Gefühlen auch mal freieren Lauf lassen als im Klassenzimmer. Das ist grundsätzlich ja nichts Schlechtes. Doch es hilft sehr, wenn jemand Neutraler dabei ist, der zeigt, wie man seine Sicht der Dinge erklärt, ohne den anderen runterzumachen. Erfahrungen zeigen: Alle profitieren davon. Die Streitenden, die Schlichter:innen und auch die Lehrkräfte, die bei Weitem nicht mehr so oft eingreifen müssen. Die Schüler:innen können das unter sich klären und lernen fürs Leben.

"Verschafft euch einen Überblick über den Konflikt, habt ein großes Herz, sprecht über eure Gefühle, sagt, was euch stört, sprecht immer von euch selber. Also 'mich stört es, dass du das und das gemacht hast'. Und sehr wichtig: Macht Lösungsvorschläge für die Zukunft. Lasst die Vergangenheit wirklich hinter euch und redet über die Zukunft, damit eben solche Sachen nicht immer wieder passieren."

Streitschlichterin Andreea

Tipps: Streiten ohne Eskalationen

Streit-Tipps 1

  • Vorsicht Gruppendynamik
  • Umdrehen und Gehen
  • Zwick dich!

Streit-Tipps 2

  • Wünsche formulieren
  • Lösungen vorschlagen
  • Ich-Botschaften senden
  • Zukunft statt Vergangenheit

Debattier-Tipps

  • respektvoll kommunizieren
  • sachlich bleiben
  • aktiv zuhören
  • ausreden lassen
  • Gesprächsfäden aufnehmen

Wenn es scheinbar keinen anderen Weg als Gewalt gibt

Anas kam als Kind aus Syrien nach Deutschland. Er verbrachte die meiste Zeit auf dem Bolzplatz - doch da waren andere Jungs, die ihn beleidigten, angriffen, ablehnten. Das machte ihn wütend, und er wusste manchmal nicht, wie er sich wehren sollte, ohne andere zu verprügeln. Als er älter wurde und mit seiner Clique unterwegs war, kam es öfter zu Gewaltaktionen - bis er deswegen vor Gericht landete. Danach musste er ein Training absolvieren. Heute ist er froh darüber. Denn er hat verstanden, welche Situationen ihn triggern und wie er sie vermeiden kann. Zum Beispiel Leute, die ihn aggressiv machen und runterziehen.

"Ich stell mir immer die Frage: Wo siehst du dich selber in 10 Jahren? Und wenn ich denke, dass ich so bleibe, wie ich war, wo bin ich dann 10 Jahre im Voraus? Dann sehe ich mich nirgendwo. Aber mit der Ansicht, die ich jetzt habe, sehe ich mich als einen erfolgreichen Menschen, hoffentlich."

Anas (möchte anonym bleiben)

Rauer Umgangston - im Netz und im Alltag

  • Beleidigungen und Hass, im Netz und im Schulhof: Klassisches und virtuelles Mobbing lassen sich heute kaum noch trennen.
  • Die meisten Straftaten im Schulbereich sind zwar Sachbeschädigung, Diebstahlsdelikte und Körperverletzung mit insgesamt 65 Prozent, doch Beleidigungen machen auch noch 7 Prozent der Fälle aus.
  • Da es nicht genügend Psycholog:innen gibt, helfen Streitschlichterprogramme, die Gewaltstatistik zu verbessern.
  • Sie schaffen es, dass Lehrkräfte nur noch ein Fünftel so viele Problemsituationen zu klären hatten.

Zahlen und Fakten: Quellen

Hier findest du Hilfe

Nummer gegen Kummer e.V.
JugendNotmail (KJSH-Stiftung)
bke-Jugendberatung (Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V.)
TelefonSeelsorge Deutschland e.V.

So gewinnst du mit deiner Debattierkunst

Um bei Debattierwettbewerben zu gewinnen, braucht es viele Fähigkeiten und viel Übung. Die beiden Teilnehmer:innen, die wir befragt haben, können ziemlich genau sagen, wie man in einer Diskussion seine Position souverän vertritt, was auch bei "Verhandlungen" mit den Eltern sehr praktisch sein kann ;-) - Ausreden lassen, aktiv zuhören, also Rückmeldung geben, was man verstanden hat und, klar: gute Argumente vorbringen. Natürlich macht auch der Ton die Musik.

"Man sollte immer respektvoll gegenüber dem anderen sein, das heißt nie anschreien. Das kommt immer ganz schlecht rüber, weil man will ja immer sachlich bleiben. Und man sollte da nicht laut werden, weil wenn man das Gegenüber anschreit, dann hat dein Gegenüber auch keine Lust mehr, mit dir zu reden."

Ben, Teilnehmer von 'Jugend debattiert'

Autorin: Monika von Aufschnaiter

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